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Karnevalsmodus eingeschaltetKölner Top-Bands spielten bei der Rochusnacht in Mechernich

Lesezeit 5 Minuten
Die Band Domstürmer spielt auf einer Bühne. Der Sänger Micky Nauber breitet seine Arme in Richtung des Publikums aus.

Immer im Kontakt mit dem Publikum: Der Sänger der Domstürmer, Micky Nauber.

Die KG Strempt hat Größen des Karnevals wie die Räuber, Miljö, Kuhl un de Gäng, Big Maggas und Cat Ballou in die Eifel geholt.

Wer vergessen haben sollte, wie sich Karneval anfühlt, weil die letzte Session schon so viele Monate her ist und die neue noch gar nicht offiziell angefangen hat, dem sei die Kölsche Rochusnacht in Strempt als Auffrischungskurs ans Herz gelegt. Rund 650 begeisterte Zuschauer sangen, tanzten und feierten in dem Festzelt auf dem Rochusplatz bis tief in die Nacht.

Zum 17. Mal hatte die KG Strempt keine Kosten und Mühen gescheut und ein Setup auf die Beine gestellt, das in dieser Art und Weise während der Session, wenn die Termine eng getaktet sind, wohl kaum zu realisieren wäre.

Denn in der Zeit, die eine Fahrt in die Eifel frisst, können gleich mehrere Auftritte in Köln realisiert werden, was die Musiker natürlich bevorzugen. Doch in den Wochen vor dem offiziellen Karnevalsauftakt am Elften im Elften ziehen die Bands durch die Region, besuchen ihre Fans auf dem Land und stellen ihr neues Programm für die Sitzungen vor.

Mechernich-Strempt: Bei Rochusnacht traten Kölner Stars auf

Wie die Räuber. Sie haben sich für diesen Samstag vier Auftritte vorgenommen. Nichts, was einem erfahrenen Karnevalisten den Puls in die Höhe treiben würden. Doch die fünf Räuber und ihre Crew fressen an diesem Abend Kilometer. „Wir haben in Mönchengladbach angefangen, sind dann hierhergefahren, fahren dann weiter nach Kohlscheid und hinterher nach Belgien“, sagt Kurt Feller, Gründungsmitglied der seit 1991 aktiven Band.

Ein Mann mit Kappe singt in einer Menge in ein Mikrofon.

Gern im Publikum unterwegs, ob auf Kuschelkontakt mit den Fans, an der Spitze einer Polonaise oder auf dem Tisch ist der Sänger der Räuber, Sven West.

Von Schwierigkeiten, in den Karnevalsmodus zu kommen, keine Spur. „Wir sind schon seit zwei Wochen voll drin“, sagte er. Seitdem habe die Band ein paar Sachen umgestellt und das Programm noch etwas verfeinert.

Denn 25 Minuten sind die allgemeine Richtgröße des Auftritts, an die sich tunlichst gehalten werden sollte, um das sorgfältig aufgebaute, kölnweite Zeitkonstrukt nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Denn der nächste Veranstalter wartet, und im Zuschauerraum steht bereits der nächste Act bereit, um sofort auf die Bühne zu wechseln, wenn der vorige den Platz geräumt hat.

Die Räuber gehören in Strempt zum Stammpersonal

In Strempt sind die Räuber schon so etwas wie Stammpersonal. Oft und gern kommen sie in die Eifel, um hier ihr Programm zu spielen. „Das Gefühl der Rochusnacht ist großartig, aber schwer zu beschreiben“, sagt Feller. Das Zelt sei relativ klein, aber gemütlich, die Leute seien immer gut drauf. Vielleicht werde auf dem Dorf einfach anders gefeiert?

Ein Mann und eine Frau tragen rote Kleidung.

Als Moderatoren des Abends standen Nicole Münster und Wolfgang Wilms auf der Bühne der Rochusnacht.

Doch wie auch immer: „Hier ist es immer toll“, fasst er zusammen, bevor er mit seinen Musikerkollegen über den Rochusplatz zum Eingang des Festzeltes geht. Die Stimmung bei der Band ist gelockert, das Programm steht, die Stimmung im Zelt ist gut – und außerdem führt der 1. FC Köln in Berlin zur Pause mit 1:0. Was soll da schief gehen?

Neuer Song „Bär“ von den Räubern wurde mit dem Publikum einstudiert

Währenddessen verabschiedet das Publikum die Domstürmer, die die Eifeler Jecken mit ihren Hits auf Touren gebracht haben. „Mach Dein Ding“, „Ohne Dom, ohne Rhing“ werden gefolgt von dem neuen Sessions-Hit „Wunsch ist Wunsch“, was den Stremptern schon flüssig über die Lippen geht.

Auch die Neuveröffentlichung der Räuber, das groovige „Bär“, wird wenig später im Festzelt auf dem Rochusplatz getestet, und die eingängige Melodie wird mit dem Publikum einstudiert.

KG Strempt hat Wirtshaus „Zur Linde“ für Rochusnacht gemietet

Während die Technik-Crews auf der Bühne routiniert den Wechsel zwischen den Bands vollziehen, leert sich das Wirtshaus „Zur Linde“, das als Garderobe und Backstagebereich dient. Betrieben wird es vom Strempter Bürgerverein, der – auch personell – enge Verbindungen zu dem Karnevalsverein hegt, der die Rochusnacht veranstaltet.

Eine Vierergruppe mit Blumenkostümen schaut fröhlich in die Kamera.

Gut gelaunt war die Gruppe um Andrea Schmitz aus Mechernich

Zwei Männer im Bud Spencer und Terence Hill Kostümen stehen vor einer Tür.

Als „rechte und linke Hand des Teufels“ hatten sich Olli Rothgänger und Ollie Tendler verkleidet.

„Jeden Freitag ist hier offen für alle, aber heute haben wir vom Karnevalverein das Haus gemietet“, sagt Mischa Hatzenbühler, Vorsitzender der KG. Er steht am Zappes und sorgt dafür, dass die Gäste stets gut gefüllte Gläser haben. Hier lassen gerade die Lückenfüller ihren Auftritt ausklingen.

Nachdem die Bleibachperlen, die Tanzgarde der Strempter Karnevalisten, den Abend eröffnet haben, haben die sechs Musiker aus der Eifel das Publikum auf Betriebstemperatur gebracht. Auch sie gehören mittlerweile zur Stammcrew der Rochusnacht.

Tickets für Rochusnacht waren nach einer Stunde vergriffen

Mit den Lückenfüllern, Domstürmern, Räubern, Miljö, Kuhl un de Gäng, Big Maggas und zum krönenden Abschluss Cat Ballou konnten die Strempter wieder ein Programm präsentieren, das auch jedem Kölner Literaten ein Schulterklopfen eingebracht hätte.

Alle großen Bands waren bei uns, nur die Höhner und die Bläck Fööss nicht.
Olli Rothgänger, karnevalsbegeisterter Strempter

Was sich in der Region herumgesprochen hat: Nach rund einer Stunde, so berichtet Vanessa Ehlke von der Strempter KG, seien die Tickets für die Veranstaltung vergriffen gewesen.

Umso glücklicher waren Andrea Schmitz und ihre drei Freundinnen aus Mechernich, die in diesem Jahr zum zweiten Mal mit dabei sind. „Es ist schön hier, auch wenn es schwer ist, an die Karten zu kommen“, sagt sie. Ihre Blümchenkostüme hätten sie extra selbst gefertigt, sagt sie und betont: „Mit Schmetterlingen!“

Mit seinem Kumpel Ollie Tendler hat sich der Strempter Olli Rothgänger ein Partnerkostüm ausgedacht. „Wir sind die rechte und die linke Hand des Teufels, Terence Hill und Bud Spencer“, sagt Rothgänger. Er kann sich noch gut an die erste Rochusnacht erinnern. Damals habe nur ein ganz kleines Zelt in Strempt gestanden.

„Wenn ich mich richtig erinnere, ist damals der Kölsche Schutzmann aufgetreten, die anderen waren noch nicht so bekannt“, erzählt er. Die Veranstaltung sei in den Folgejahren immer weiter gewachsen. „Alle großen Bands waren bei uns, nur die Höhner und die Bläck Fööss nicht“, sagt er.