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BaugebietPlatz für bis zu 300 Neubürger und eine Tiny-Haus-Siedlung in Antweiler

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf einen Acker bei Mechernich-Antweiler, wo ein Baugebiet entstehen soll. Im Hintergrund sind Häuser am Dorfrand zu sehen.

Auf einer Fläche von gut viereinhalb Hektar soll am Ortsrand von Antweiler das Neubaugebiet Schwichling entwickelt werden. Bei voller Belegung könnte der Ort damit um insgesamt bis zu 300 Einwohner wachsen.

Die Mechernicher Politik startet das Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplans für das Baugebiet Schwichling in Antweiler.

Die Stadt Mechernich wächst – nicht in der Fläche, da hätten wahrscheinlich die Nachbarkommunen etwas dagegen. Aber was die Zahl der Einwohner angeht, wird die Bleibergstadt auch in den kommenden Jahren weiter zulegen. Neben den neuen Wohngebieten im Siedlungsschwerpunkt Firmenich-Obergartzem sowie in Satzvey hat die Politik nun die Weichen für die Entwicklung eines weiteren, großen Neubaugebiets in Antweiler gestellt.

Dort, wo sich heute am Ortsrand in Richtung Maria Rast und Billig noch Äcker erstrecken, soll nach dem Willen der Verwaltung das rund viereinhalb Hektar große Baugebiet Schwichling entstehen. In den möglichen 90 Wohneinheiten könnten einmal knapp 300 Menschen leben.

Schon vor 50 Jahren wurde über das Baugebiet Schwichling nachgedacht

„Die Ideen gab es schon, als ich vor 26 Jahren bei der Stadtverwaltung angefangen habe. Und ich habe mir sagen lassen, dass erstmals vor 50 Jahren über das Gebiet nachgedacht worden ist“, so Stadtplaner Thomas Schiefer in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planung, Verkehr, Umwelt und Klimaschutz, in der er den Politikern die ersten Planungsskizzen vorstellte.

Ein Lageplan zeigt die mögliche Bebauung des Baugebiets Schwichling in Antweiler.

Im Zentrum des Baugebiets Schwichling könnten vier Mehrfamilienhäuser entstehen (a). Doppel- (b) und Einfamilienhäuser (c) sowie ein Bereich für eine Tiny-Haus-Siedlung (d) sind ebenfalls vorstellbar.

Dort stand die Einleitung des Verfahrens zur Aufstellung eines Bebauungsplans auf der Tagesordnung. Nach lebhafter Diskussion stimmte eine Mehrheit von 13 Mitgliedern (CDU, UWV) schließlich zu, neun (SPD, Grüne und FDP) waren dagegen.

Der Bedarf für neue Bauplätze sei auf jeden Fall weiterhin groß, sagte Schiefer: Die Liste mit Bauinteressierten, die im Mechernicher Rathaus geführt werde, enthalte aktuell rund 400 Einträge. Man habe sich dem Bereich Schwichling erneut zugewendet, da die Bebauung im zwischenzeitlich favorisierten Areal Diethkirchenweg nach den Erfahrungen der Hochwasserkatastrophe aus Gründen des Hochwasserschutzes nicht realisiert werden konnte.

Plangebiet soll im Umlageverfahren baureif gemacht werden

Auf einer ersten Planungsskizze für das Baugebiet sind verschiedene Bautypen zu sehen, die – je nach persönlichen Vorlieben und Geldbeutel der Bauherren – denkbar seien: Neben bis zu 39 freistehenden Einfamilienhäusern, vier Doppelhaushälften und sechs Mehrfamilienhäusern mit 32 Wohneinheiten ist am Rande des Plangebiets auch eine Fläche für bis zu 13 Tiny-Häuser vorgesehen. „Das wäre die erste Tiny-Haus-Siedlung im Stadtgebiet“, sagte Schiefer: „So etwas war mal in Holzheim vorgesehen, ist aber nie verwirklicht worden. Wir erhalten trotzdem immer noch Anfragen für diese Wohnform.“

Im nördlichen Teil des Plangebietes befindet sich das Bodendenkmal Römische Wasserleitung. „Dementsprechend wird derzeit dieser Teilbereich im Vorentwurf nicht als potenzielle Baufläche berücksichtigt“, heißt es in den Unterlagen der Stadt Mechernich. Nach Rücksprache mit dem Amt für Bodendenkmalpflege müsste dieser Teilbereich in der Planung gegebenenfalls noch einmal überarbeitet werden, stellte Schiefer klar.

Die Umlegung dient nur dazu, das Gebiet baureif zu machen. Es besteht kein Zwang zum Verkauf oder zur anschließenden Bebauung.
Dr. Hans-Peter Schick, Bürgermeister Mechernich

Probleme könnte es auch hinsichtlich des Grunderwerbs geben. „Die bestehende Parzellenstruktur sowie die Eigentumsverhältnisse innerhalb des Plangebietes würden eine zusammenhängende Planung und insbesondere deren liegenschaftliche Umsetzung deutlich erschweren, wenn nicht sogar auf lange Zeit hin unmöglich machen“, heißt es in der Einschätzung der Stadtverwaltung. Deshalb sei ein Bodenordnungsverfahren in Form eines Umlageverfahrens notwendig. Die Ankündigung dieses Vorgehens hatte eine große Zahl an Anwohnern und Grundstückseigentümern zur Sitzung in den Ratssaal nach Mechernich gelockt.

Kritik wegen Größe und Entwässerung des geplanten Baugebiets

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick ergriff in der Sitzung das Wort, um die Bedenken der Antweiler Bevölkerung zu zerstreuen: „Die Umlegung dient nur dazu, das Gebiet baureif zu machen.“ Mit einer Enteignung habe dies nichts zu tun: „Es besteht kein Zwang zum Verkauf oder zur anschließenden Bebauung“, so der Bürgermeister. In Firmenich und Obergartzem habe man gute Erfahrungen mit diesem Instrument gemacht.

Kritik gab es trotzdem, zum Beispiel aus den Reihen der FDP. Oliver Totter und Dietmar Bornkessel beklagten, das Plangebiet sei einfach zu groß für einen Ort wie Antweiler. Auch die Entwässerung sei problematisch: Schon bei kleineren Regenfällen sammele sich Wasser auf den Äckern. Mario Dittmann, zuständiger Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung, räumte ein, dass die Abwasserplanung noch nicht abgeschlossen sei. Denkbar, so ergänzte Stadtplaner Schiefer, seien verpflichtende Zisternen für die Häuser und Rückhalteflächen innerhalb der Wohnbebauung.