Günter Rosenke, Landrat des Kreises Euskirchen, hat am Donnerstag zum Corona-Massentest in Euskirchen informiert.
Nachdem bei 13 Mitgliedern einer Familie der Mennoniten-Gemeinde das Coronavirus nachgewiesen wurde, hatte die Kreisverwaltung die ganze Gemeinde unter Quarantäne gestellt und Tests für die insgesamt rund 1000 Erwachsenen und Kinder angeordnet.
Nach Angaben von Christian Ramolla, Leiter des Kreis-Gesundheitsamts, sind am Donnerstag weitere 360 Tests durchgeführt worden.
Einen Lockdown im Kreis Euskirchen schließen die Verantwortlichen zunächst aus.
Euskirchen – Groß ist das Interesse der Medienvertreter: Gibt es nach dem Corona-Ausbruch in den Reihen der Euskirchener Mennoniten-Gemeinde einen neuen Hotspot? Droht ein Lockdown, also das Herunterfahren des öffentlichen Lebens? Während noch die Kameras aufgebaut und Mikrofone ausgerichtet werden, macht hinter vorgehaltener Hand noch vor dem Beginn der Pressekonferenz am Donnerstag im Kreishaus die Nachricht die Runde, dass es „gut aussieht“, dass es „nicht so schlimm“ ist.
Dies bestätigt wenig später Landrat Günter Rosenke, der aus seiner Erleichterung keinen Hehl macht. 648 Abstriche sind am Mittwoch in der Menno-Simons-Schule entnommen worden, 14 davon sind positiv – „nur 2,2 Prozent“, so Rosenke. 634 Tests auf das Coronavirus sind negativ verlaufen.
Günter Rosenke rechnet nicht mit einem Lockdown
„Da ist mir ein Stein vom Herzen gefallen“, berichtet Rosenke über seine Gefühlslage, als am Donnerstagmorgen um 5 Uhr die ersten Ergebnisse eingetroffen seien. Natürlich müsse man die noch ausstehenden Testergebnisse abwarten, sagt Rosenke. Doch – Stand Donnerstag – rechne er nicht damit, dass es im Kreis Euskirchen zu einem Lockdown kommt.
Nach Angaben von Christian Ramolla, dem Leiter des Kreis-Gesundheitsamts, sind im Laufe des Donnerstags weitere 350 bis 360 Tests durchgeführt worden. Deren Ergebnisse werden am Freitagmorgen erwartet. Von den insgesamt dann rund 1000 getesteten Personen sind laut Rosenke auch 21 Patienten und Mitarbeiter einer Pflegeeinrichtung, die die Glaubensgemeinschaft in Zülpich betreibt: „Die waren alle negativ.“
27 Infizierte in den Reihen der Mennoniten-Gemeinde
Zusammen mit der 13-köpfigen Großfamilie, bei der Ende vergangener Woche das Coronavirus nachgewiesen worden ist, gibt es nun 27 Infizierte in den Reihen der Mennoniten-Gemeinde. Die 14 positiv Getesteten gehören vier Familien an. Sie sind zwischen elf und 61 Jahre alt und leben in den Stadtgebieten Euskirchen und Mechernich. Ob ihre Infektionen im Zusammenhang mit dem Gemeindeleben der Mennoniten stehen, ist laut Ramolla längst nicht ausgemacht. Bei einer Familie komme auch eine Auslandsreise ins Baltikum als Infektionsquelle infrage. Doch belegt sei das noch nicht.
Noch unklar ist, wie sich die mutmaßliche Indexpatientin, also die erste Infizierte, angesteckt hat. „Das kann keiner genau beantworten“, so Ramolla. Eine Möglichkeit sei, dass es in der Mennoniten-Gemeinde bereits zuvor einen Corona-Fall gegeben hat und der Betroffene nicht kommuniziert hat, dass er Mitglied dieser Gemeinde sei.
Keine Listen über Gottesdienst-Teilnehmer
Die Gemeindemitglieder zu erfassen und damit die rund 1000 Personen zu ermitteln, die nun auf das Virus getestet worden sind, hat die Behörden ohnehin vor eine knifflige Aufgabe gestellt. Wie Rosenke und Ramolla berichten, sind über die Gottesdienst-Teilnehmer keine Listen geführt worden. Zudem seien am Wochenende bei der Ermittlung potenzieller Kontaktpersonen von der Gemeinde häufig nur die „Familienoberhäupter“ genannt worden, die zuweilen telefonisch nicht gut erreichbar gewesen seien.
Dies sei ein Grund dafür, dass nach dem Bekanntwerden des Ausbruchs in der Großfamilie erst am Mittwoch mit den umfangreichen Tests begonnen worden ist. Einen weiteren nennt Rosenke in der notwendigen Zusammenarbeit mit der Gemeinde, um die erforderliche Akzeptanz zu schaffen: „Testen unter Zwang bringt nichts.“ Epidemiologische Aspekte führt Ramolla als dritten Grund an: „Am effektivsten sind Tests um den siebten Tag nach der Infektion.“
Kreis Euskirchen hat sich mit Lockdown befasst
Auch wenn die Zeichen am Donnerstag auf Entwarnung stehen, hat sich der Krisenstab mit einem möglichen Lockdown beschäftigt. Doch Details dazu, was das für die Menschen im Kreis bedeuten würde, nennt Rosenke nicht. Im engen Kontakt stehe der Kreis mit Bezirksregierung und Gesundheitsministerium, zudem seien rechtliche Beratungen erforderlich. „Es wäre nicht unbedingt der gleiche Fall wie in Gütersloh“, so Rosenke. Die Corona-Regionalverordnung für Gütersloh und Warendorf kann laut Ramolla zwar als eine Art Blaupause verwendet werden. Doch es müssten sowohl die aktuellen Urteile des Verwaltungsgerichts Münster als auch die regionalen Gegebenheiten eingearbeitet werden.
Seine letzten Monate im Amt des Landrats, das gibt Rosenke unumwunden zu, habe er sich nicht so vorgestellt. Und wenn er im Oktober in den Ruhestand geht, wird die Corona-Krise wohl kaum ausgestanden sein. Dennoch gibt er den Bürgern eine optimistische Botschaft auf den Weg: „Wir packen das.“