Euskirchen – Corona-Lockdowns und dann eine verheerende Flutkatastrophe: Das Leben in der Stadt Euskirchen wurde in den letzten beiden Jahren ordentlich ausgebremst. Doch mittlerweile konnten nicht nur viele der entstandenen Schäden beseitigt und Geschäfte wiedereröffnet werden, auch durch die Neustarts einiger Veranstaltungen kehrt das Leben in die Euskirchener City mehr und mehr zurück.
„Es gibt noch viel zu tun, um die Menschen wieder regelmäßiger in die Stadt zu locken, doch auch das heutige Knollenfest ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung“, erklärte Christian Lange, Vorsitzender des Euskirchener Stadtmarketingvereins Zeus. „Zweieinhalb Jahre Corona-Pandemie und das Hochwasser sind auch für ein verändertes Kaufverhalten verantwortlich.“ Der Anteil von Onlinekäufen sei weiter gestiegen.
Während am Sonntag die für das Fest namensgebenden Kartoffeln und Zuckerrüben im Mittelpunkt standen, nutzten bereits am Samstag Gastronomen und Einzelhandel die Gelegenheit, neue Konzepte zu präsentieren. Ein immer wiederkehrender Begriff war dabei die Erlebnisgastronomie. „Besucher verlangen einen gewissen Eventcharakter, den sie beim Shoppen im Internet nicht erleben können“, so Lange. „Restaurants und Bars beispielsweise könnten die Zubereitung ihrer Speisen und Getränke mit einer Show direkt vor den Augen der Kunden verbinden.“
Für den Einzelhandel berichtete der Zeus-Vorsitzende von der Möglichkeit, sich untereinander zu vernetzen. „Im Schuhgeschäft könnte Kaffee vom benachbarten Bistro ausgeschenkt werden. Ein Bekleidungsgeschäft bietet schon jetzt einen Mädelsabend an, der dem Kauferlebnis einen feierlichen Charakter verleiht.“
Ab Anfang 2023 tritt zudem die Mehrweg-Angebotspflicht in Kraft. „Deutschlandweit entstehen jedes Jahr allein durch Einweggeschirr 346 000 Tonnen Müll. Runtergerechnet auf die Einwohnerzahl von Euskirchen, sind es allein hier mehr als 200 Kaffeebecher pro Stunde“, sagte Karen Beuke von der Abfallberatung des Kreises Euskirchen, die einen Info-Stand aufgebaut hatte. „Ab Januar sind Gastronomen verpflichtet, neben dem Einweggeschirr eine Mehrweg-Alternative anzubieten oder Kunden zu erlauben, eigene Becher oder Schalen mitzubringen.“
Musikprogramm auf dem Alten Markt
Zahlreiche Unternehmen und Organisationen informierten an Ständen in der gesamten City über ihre Angebote. Ein abwechslungsreiches Musikprogramm auf der Bühne am Alten Markt sorgte zudem für eine stimmungsvolle Begleitung des Knollenfestes. Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen der Landwirtschaft. Auf dem Klosterplatz hatten sich die Landwirte nach bewährtem Konzept platziert. Blickfang war hier der Tiger 6, ein nagelneuer Rübenroder, der erst kommende Woche seinen ersten Feldeinsatz fahren wird.
Rund 800 000 Euro kostet das Riesengerät, mit dem die Landwirte des Maschinenrings Zülpicher Börde einen Hektar Feld in nur einer Stunde abernten können. „Wir haben drei davon neu angeschafft“, erklärte der Maschinenring-Vorsitzende Johannes Brünker. Von über 300 Landwirten, die dem Ring angehören, nutzen in den nächsten Wochen rund 100 die modernen Maschinen, die die Rüben ernten, köpfen und grob säubern.
Viel Zulauf hatten auch die Jungzüchter, die mit zwei Kälbchen und einem Spezial-Iglu auf dem Klosterplatz standen. Kinder nutzten die Chance, die zwei Wochen alten Tiere ausgiebig zu kuscheln. Anschaulich hatten die Jungzüchter die verschiedenen Futtersorten mitgebracht, um zu zeigen, was alles vonnöten ist, um gute Milch zu erzeugen: „Eine Kuh braucht am Tag rund 55 Kilo Futter und 60 bis 70 Liter Wasser“, erklärte Junglandwirt Maximilian Junker.
Der verkaufsoffene Sonntag wurde von vielen Besuchern des Knollenfestes ausgiebig zum Bummeln und Shoppen genutzt. Dank des guten Wetters gönnten sich viele ein Päuschen in der Sonne. An den Tischen der Außengastronomien in der Innenstadt waren nur noch wenige freie Plätze zu finden.