Euskirchen-Eifel – Am liebsten spielt Noah Katterbach vorne links. Zwei Tore hat er für die U 17-Mannschaft des 1. FC Köln in der Bundesliga-West bereits geschossen.
Seine beiden Trainer Ralf Aussem und Markus Daun sind von den Qualitäten des Linksfußes angetan. „Es könnten natürlich ein paar Tore mehr sein“, sagt der 15-Jährige lachend. Er ist zu Besuch bei seinen Eltern Edwin und Yvonne in Dreiborn.
Das kommt inzwischen nicht mehr so oft vor. Seit Sommer 2016 lebt Noah Katterbach im Sportinternat des 1. FC Köln. Mit weiteren 40 Talenten aus verschiedenen Sportarten bestreitet er dort seinen Alltag und hat ein schönes Einzelzimmer im Internat.
Straffer Tagesplan
„Wer schlechte Schulnoten hat, spielt nicht“, erzählt Noah Katterbach. Der FC achte darauf, dass die schulische Ausbildung nicht vernachlässigt werde.
Mit der Bahn geht es zum Gymnasium nach Köln-Lindenthal. Im Internat erhalten Katterbach und seine Mitbewohner Vollverpflegung und Hausaufgaben-Betreuung.
Der Tagesplan ist straff, schließlich steht fast jeden Tag – außer mittwochs – Training an. Mit dem Shuttle-Dienst des FC geht es zum Geißbockheim, wo neben den Profis der Nachwuchs trainiert.
Erfolgreiche Zukunft
Darüber hinaus verfügt Katterbach über einen individuellen Trainingsplan. „Stabilisations- und Beweglichkeitsübungen gehören dazu“, sagt er. Er zeigt auf eine Tabelle, in der festgehalten ist, was er neben dem Training mit der Mannschaft leisten muss.
Noah Katterbach gilt als Spieler, der beim FC durchaus Chancen hat, einen erfolgreichen Weg einzuschlagen. Dass er mal ein Trikot mit dem Geißbock überstreifen würde, war ursprünglich gar nicht geplant, wie seine Eltern berichten.
Vater Edwin ist Schornsteinfeger und selbstständig, Mutter Yvonne arbeitete lange flexibel in der Gastronomie. Als Noah sieben Jahre alt war, hatten seine Eltern ihn zu einem Probetraining in Köln angemeldet.
Aus Spaß wurde Ernst
„Wir wollten Noah einen schönen Fußballnachmittag ermöglichen, als Überraschung“, erzählt seine Mutter. Was die Katterbachs nicht auf der Rechnung hatten: Die FC-Scouts, die sich am Sportplatz tummelten, warfen ein Auge auf ihren Sohnemann.
„Die werden ja nicht ausgerechnet unseren Noah nehmen“, berichtet Vater Edwin von seinen damaligen Überlegungen. Schließlich nehmen mehr als 100 Kinder an solch einer Trainingseinheit teil.
Doch der damals siebenjährige Noah überzeugte durch Spielfreude und Bewegungstalent. Es folgten ein paar Sichtungs-Trainings.
800 Kilometer jede Woche
Die Verantwortlichen der FC-Nachwuchsabteilung setzen sich mit den Katterbachs zusammen, um den Aufwand für Noah zu klären. „Danach stand fest, dass wir das nicht machen“, so Vater Edwin.
Dreiborn und Köln – hin und zurück – sind immerhin 140 Kilometer. Der FC hat zwar einen Fahrdienst, jedoch nicht in der Region um Dreiborn. Logisch: Noah war enttäuscht, sprach beinahe täglich vom Training.
Irgendwann lenkten seine Eltern ein – und übernahmen den Fahrdienst. Bis zum Einzug ins Sportinternat war für die Familie kein Weg zu weit: Acht Jahre fuhren sie ihren Sohn regelmäßig zum Training. 800 Kilometer legten sie jede Woche zurück.
Alles für den Traum ihres Sohnes
Um zu gewährleisten, dass Noah auch pünktlich bei den Spielen war, reisten die Katterbachs bei weiteren Fahrten manchmal bereits am Vorabend an und übernachteten im Hotel.
Sie kauften sogar einen Bulli mit ausklappbarem Tisch, damit Noah seine Hausaufgaben auf der Fahrt machen konnte.
Oft mussten die Katterbachs bis spät in die Nacht auf ihren Sohn warten, wenn Turniere mal länger dauerten oder der Mannschaftsbus im Stau stand. „Wir haben in dieser Zeit viele Freunde hinzugewonnen.
Eine starke Gemeinschaft entstand
Mit den Eltern anderer Kinder ist eine verschworene Gemeinschaft entstanden. Und es gab einige unvergessliche Momente“, sagt Edwin Katterbach. Die beiden zeigten immer vollen Einsatz und richteten ihren Alltag komplett nach Noahs Fußball aus.
„Wir wollten unserem Kind nicht die Chancen nehmen, dort Fußball zu spielen, wo es ihm die meiste Freude bereitet“, sagt Yvonne Katterbach. Ihre beiden älteren Söhne, Dustin (17) und Dennis (30), spielen keinen Fußball.
Die Mühen haben sich gelohnt, denn Noah wurde sogar in den Kader des DFB berufen. Doch er hatte Pech: Im Vorbereitungslehrgang verletzte er sich am Knöchel und fiel aus.
Trotz Karrierechancen wird weiterhin die Schulbank gedrückt
Inzwischen fühlt sich Noah Katterbach in der Großstadt wohl, hat dort seine Kumpels. Auch wenn der Alltag diszipliniert abläuft, ist auch mal Zeit „zum Chillen“, wie er sagt.
Meistens geht es dann auch um Fußball, wenn er etwa ein Spiel vom FC Arsenal im Fernsehen schaut, um sein Idol Alexis Sánchez zu beobachten. „Er hat viel an sich gearbeitet. Das zeigt, wie viel man erreichen kann“, sagt Katterbach bewundernd.
Für sich selbst wünscht er sich vor allen Dingen, „dass ich verletzungsfrei bleibe“. Auf jeden Fall will er nach dem Schulabschluss studieren. „Vielleicht was mit Sport“, sagt er. Ob er einmal vom Fußball leben kann, bleibt abzuwarten. Derweil blüht er beim FC auf und hat Freude am Fußball.