Da die Flut 2021 auch den Schießstand zerstört hat, schossen die Gemünder Schützen mit Kleinkaliber auf den Königsvogel.
SchützenfestMarkus Müller holt in Gemünd den Königsvogel von der Stange
Noch immer steht das Schützenfest in Gemünd unter dem Eindruck der Folgen der Flut, die vor zwei Jahren das Tal von Urft und Olef heimsuchte. So waren auf dem Schützenplatz nicht die Geräusche aus der Donnerbüchse zu hören, mit der normalerweise auf den Gemünder Vogel geschossen wird. Denn die Lafette, die notwendig ist, um die schweren Gewehre zu halten, wurde, genauso wie der Schießstand für die Kleinkalibergewehre, von den Wassermassen davon gespült.
Die für den Wiederaufbau notwendigen Bewilligungen fehlen aber noch. „Wir hoffen darauf, dass die Schießwettbewerbe im nächsten Jahr wieder wie gewohnt stattfinden werden“, sagte Ditmar Krumpen, Vorsitzender des Gemünder Bürger-Schützenvereins.
Mit dem 45. Schuss gewinnt Markus Müller Zweikampf gegen Heinz-Willi Fedder
Also wurde, wie auch bereits im vergangenen Jahr, mit einem Kleinkalibergewehr auf den Königsvogel geschossen. Dabei musste aber nicht der Rumpf zerlegt und von der Schraube geschossen werden. Die zu bewältigende Aufgabe war, die Stange, auf der das Bild des Adlers montiert war, durchzuschießen.
Alles zum Thema Ina Scharrenbach
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Rund zwei Stunden benötigten die Gemünder Schützen, bis Markus Müller den entscheidenden 45. Schuss abgab und die Stange erfolgreich durchtrennte. Wie üblich ist dies allerdings nicht die Netto-Schießzeit, denn das Drumherum benötigt in Gemünd auch immer etwas Zeit. Hier zeichnen die Mitglieder des Vereins vorab Schussberechtigungen, die mit Nummern versehen werden.
Aus einem kleinen Sack werden dann mit diesen Nummern versehene Chips gezogen und die Schützen aufgerufen. Ob diese dann schießen, bleibt ihnen überlassen. Sie können das Recht zu schießen auch an einen anderen abtreten. Der nimmt dann die Gelegenheit wahr oder lässt sie verfallen.
In diesem Jahr waren es immer wieder verschiedene Schützen, die ihr Glück versuchten, bis sich am Ende ein Zweikampf zwischen Heinz-Willi Fedder und Markus Müller herauskristallisierte. Am Ende war es Müller, der das glückliche Ende für sich verbuchen konnte und sichtlich überwältigt von seiner Königswürde war.
Drei Tage Schützenfest lagen da hinter den Gemünder Schützen und den Besuchern. Am Samstag fand der Schützenball statt. Dabei wurde der erkrankte Siggi Lang zum Major im Regiment ernannt. Rainer Schmitz erhielt den St.-Sebastianus-Orden.
Mit 250 Teilnehmern marschierte am Sonntag der traditionelle Festzug durch die Dreiborner Straße. Anschließend feierten mehrere Hundert Gäste, darunter auch die Fluthelfer aus dem befreundeten Schützenverein aus Korschenbroich am Schützenhaus. Das Schießen um den Titel des Bürgerkönigs gewann Daniel Groß.
Da der Schießstand immer noch nicht wiederaufgebaut werden konnte, mussten die meisten Schießwettbewerbe in Reifferscheid ausgetragen werden. Hier gewann Jana Harth den Titel der Jungschützenprinzessen. Dadurch findet jetzt ein Rollentausch statt. Denn als Freundin von König Philipp Mießeler war sie bisher seine Königin gewesen. Nach diesem Wochenende aber wird nun Mießeler als Partner der Prinzessin unterwegs sein.
Mit 23 Ringen wurde Lena Harth Schülerprinzessin. Jana Becker gewann mit 19 Ringen den Titel der Bambiniprinzessin. Die traditionellen Pokale wurden mangels Schießstand in Gemünd nicht ausgeschossen.
NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach besuchte Gemünder Schützen
Über einen ganz besonderen Gast ihres Schützenfestes freute sich zum Beginn der Schießwettbewerbe am Montag der Gemünder Bürger-Schützenverein. Just an diesem Tag hatte NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach der Stadt Schleiden den Förderbescheid für den Wiederaufbau überbracht.
Da sie den Nachmittag für ein Interview mit dieser Redaktion eingeplant hatte, nahm sie bei einem Gang durch Gemünd die spontane Einladung der Schützen an, sie an der Schützenhalle zu besuchen.
Dort berichteten die Vertreter der Bruderschaft ihr nicht nur von ihrem Wiederaufbau-Projekt, sondern auch von der nach der Flut entstandenen Freundschaft zu den Schützen aus Korschenbroich, die den Gemündern nach der Katastrophe unermüdlich geholfen hatten. (ch)