So gut wie niemand wusste von Thomas Mohrs künstlerischem Schaffen. Jetzt, nach seinem Tod, werden seine Werke öffentlich gezeigt.
Werke von Thomas MohrAusstellung in Euskirchen ist zugleich Nachruf auf einen Künstler
Familie und Freunde traf die Hiobsbotschaft im Oktober wie ein Schlag. Winfried Kubitza-Simons erzählt, dass er, zwei Tage bevor ihn die Nachricht vom plötzlichen Tod seines guten Freundes erreichte, noch mit Thomas (Tom) Mohr zusammengesessen und Pläne für das bevorstehende Karnevalsfest geschmiedet habe. „Gerade noch haben wir uns über den Elften im Elften unterhalten, und noch bevor wir auch nur eine der dabei entstandenen Ideen umsetzen konnten, war er auf einmal nicht mehr da“, berichtete Winfried Kubitza-Simons.
Der Nachlass des Verstorbenen habe kurz darauf eine weitere, diesmal jedoch erfreuliche Überraschung bereitgehalten. „Wir haben Bilder gefunden, die Tom in den letzten Jahren gemalt hat. Daraufhin haben wir beschlossen, ihm als Nachruf eine eigene Ausstellung zu widmen.“ Passende Räumlichkeiten seien mit dem Kulturort „Simons Glück“ in der Euskirchener Innenstadt bereits vorhanden gewesen.
Thomas Mohr holte sich seine Inspiration in der Natur
Mit Vogelgezwitscher vom Band werden die Besucher an der Eingangstür begrüßt, um vom ersten Augenblick an in die kreative Welt des Künstlers eintauchen zu können. Einen Großteil seiner Inspiration habe Thomas Mohr nämlich während seiner langen Wanderungen in der Natur gesammelt, bei denen er ebenfalls häufig ebenjenes Vogelgezwitscher im Ohr gehabt habe, erzählt die beste Freundin des Verstorbenen, Nicole Dreifke, die als Einzige bereits im Vorfeld von den Gemälden wusste.
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„Tom hat versucht, durch die Malerei einen Zugang zu sich selbst und seinen innersten Gefühlen zu finden und diese zum Ausdruck zu bringen.“ Aus diesem Anlass habe er sich tagelang im Internet über unterschiedlichste Malstile informiert, um auch unterschiedliche Gedanken auf der Leinwand festhalten zu können.
„Wenn Tom etwas angefasst hat, dann hat er sich auch immer richtig hineingekniet und alles dafür getan, sein Ziel zu erreichen“, so Dreifke: „Das war bei seiner Kunst, aber auch in allen anderen Lebensbereichen der Fall.“
Neben einfacher Farbe habe er daher auch Materialien wie Kaffeesatz oder haptische Hilfsmittel wie Papierreste und Glasmurmeln für seine Werke verwendet. „Genau wie bei seinen Wanderungen, wenn er einfach ohne Ziel losmarschiert ist, hat er auch seine Gemälde begonnen. Tom hat einfach seinen Gefühlen freien Lauf gelassen und war von den Ergebnissen oft selbst überrascht.“
Kurz vor seinem plötzlichen Tod malte er ein Bild mit einem Kreuz
Zusätzlich zu seinen meist sehr abstrakten Motiven sei kurz vor seinem plötzlichen Tod so das Bild eines Kreuzes entstanden, wie Nicole Dreifke berichtet: „Das war von seiner Seite nicht geplant, sondern ist im Malprozess nach und nach entstanden.“
Einzelheiten einer Gedankenwelt, die selbst der Familie des Verstorbenen nicht in Gänze bekannt war, wie Nichte Manuela Mohr ergänzt: „Auch wir sehen die Bilder von Tom heute zum ersten Mal. So lernt man einen Menschen tatsächlich noch einmal von einer ganz neuen Seite kennen.“
Die Werke von Thomas Mohr können in den Räumlichkeiten von „Simons Glück“, Kapellenstraße 35 in Euskirchen, besichtigt werden. Unter dem Titel „Dunkelbunt“ ist die Ausstellung bis Montag, 31. März, täglich zwischen 17 und 20 Uhr geöffnet. Zudem lädt Winfried Kubitza-Simons Freunde des Verstorbenen für Montag, 20. Januar, 18 Uhr, zu einer professionell begleiteten Trauerstunde in „Simons Glück“ ein. Anmeldungen sind per E-Mail möglich. „Auf diese Weise möchten wir Abschied von unserem guten Freund nehmen und uns an die gemeinsame Zeit mit ihm erinnern“, so Kubitza-Simons. Der Kostenbeitrag für die Teilnahme beträgt 10 Euro.
Mitbegründer des Queeren Stammtischs Euskirchen
Neben der Malerei zählte das Engagement für die Queer-Gemeinschaft in Euskirchen zu den Passionen von Thomas Mohr, der auch zu den Mitbegründern des Queeren Stammtisches zählte. Einen Tag vor der Ausstellungseröffnung waren die Mitglieder bereits für ein Treffen mit Ausblick auf den internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- & Transphobie (IDAHOBIT) zusammengekommen. „Tom und auch wir alle waren und sind fast täglich mit Ausgrenzung und Hass konfrontiert. Und auf diesen Missstand wollen wir die Öffentlichkeit an diesem Tag aufmerksam machen“, sagt Winfried Kubitza-Simons.
Mehr als 60 Gäste, darunter Vertreter von Kirchen, Parteien und Institutionen, nahmen an dem Organisationstreffen teil. „Die Resonanz war wirklich großartig, und ich hoffe, dass wir mit unserem Informationsangebot ähnliche Reaktionen bewirken können.“ Am Samstag, 17. Mai, wollen die Verantwortlichen ab 12 Uhr auf dem Klosterplatz in Euskirchen mit Info-Ständen, Bühnenprogramm und Demo-Umzug zu mehr Toleranz und Vielfalt in der Bevölkerung aufrufen. Bis Freitag, 31. Januar, läuft außerdem eine Abstimmung im Internet über das Motto des CSD in Euskirchen.