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Haus der Geschichte NRWEinige Alltags-Objekte aus Euskirchen sind reif fürs Museum

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Frauen stehen in einem Raum. Eine hält eine Schablone in den Händen, die andere eine Urkunde.

Iris Hanke aus Euskirchen (l.) vermachte Dr. Gabriele Uelsberg, Sammlungsleiterin im geplanten Haus der Geschichte NRW, eine Objektschablone der Malzmühle der Gebrüder Frings aus Euskirchen.

Ob eine Schablone der alten Malzfabrik oder ein ausgedienter Miele-Kittel: Die Euskirchener steuern einige Objekte fürs Haus der Geschichte NRW bei.

Das Land NRW will ein eigenes „Haus der Geschichte“ aufbauen. Für die neue Museumssammlung werden daher landesweit bemerkenswerte Alltagsobjekte seit 1945 gesucht. Das Team des Museumsmobils kam dazu auch nach Euskirchen.

Auf den ersten Blick fühlte man sich an die Trödelshow „Bares für Rares“ erinnert oder an Verhandlungsrunden beim Pfandleiher: An Tischen im Besprechungsraum des Stadtmuseums waren Anbieter von auf den ersten Blick rätselhaften oder scheinbar trivialen Gegenständen und die Experten um Dr. Gabriele Uelsberg, Sammlungsleiterin des geplanten Haus der Geschichte.

Euskirchen ist für die Museumsmacher eine Erfolgsstory

Doch ums Verkaufen oder Eintauschen ging es nicht, sondern ums Schenken. Die Experten feilschten nicht. Sie ordneten ein, suchten nach Zusammenhängen, fragten nach – und nahmen am Ende der Gespräche ab und an dankbar etwas entgegen, das sie sorgfältig auf dem Formblatt inventarisierten. „Euskirchen ist eine Erfolgsstory für uns, das war uns schon bei der Eröffnungsveranstaltung klar“, so Uelsberg. Das Team machte sich nach dem Stopp in Euskirchen auf den Weg zur nächsten von 53 Stationen der Sammelrundreise durch alle Kreise und kreisfreien Städte.

Was Uelsberg und ihr Team aus Euskirchen mitnahmen, war zum Beispiel eine Objektschablone aus Stahlblech von Iris Hanke, die diese einst beim Abbruch der bis Mitte der 1990er-Jahre bestehenden Malzfabrik der Brüder Frings geschenkt bekommen hatte. Ludwig Joseph und Jakob Frings hatten das Unternehmen 1869 gegründet, seit 2008 steht dort die Wohnanlage „Malzfabrik“ der Stiftung Marien-Hospital. Erhalten ist noch die Fabrikantenvilla.

Erinnerungen an die alte Malzfabrik der Brüder Frings

Die Schablone wurde zum Farbprägedruck auf den Malzsäcken der Mühle verwendet. Iris Hanke faszinierte das Logo der Fringsmühle, das ins Stahlblech geschnitten ist: die verschlungenen F und das stilisierte Ährenblatt. Hanke berichtet, dass sie zunächst eine Mail mit Fotos an das Sammlungsteam geschickt und nach möglichem Interesse gefragt habe. Die Antwort war die Einladung ins Stadtmuseum.

Uelsberg beurteilte den zeitgeschichtlichen Wert des Objekts: Die Platte stehe für ein Stück Industriegeschichte Euskirchens, zudem überzeugten sie die Qualität und der gute Erhaltungszustand. Iris Hanke ist die Schablone nun los. Das merkte sie sogar physisch: Sie darf sie nur noch mit weißen Handschuhen anfassen.

Ob die Schablone nun im Depot landet oder eines von bis zu 1000 Exponaten der geplanten Dauerausstellung wird, ist noch offen. Das gilt auch für den Kittel eines leitenden Angestellten des Euskirchener Miele-Werkes.

Die Arbeitskleidung stammt aus dem Jahr 1966 und wurde von dem Beschäftigten während eines ganzen Berufslebens bei Miele getragen. Auch ein Gesellenbrief – damals nicht gegendert – einer Damenschneiderin von 1957 wurde aufgenommen. „Die Urkunde steht zum einen für die Textilindustrie in Euskirchen, und sie ist ein Beleg für Berufstätigkeiten von Frauen in den 1950er-Jahren“, so Uelsberg.


Wer die Aktion im Stadtmuseum verpasst hat, aber glaubt, vergleichbare Zeitdokumente oder relevante Objekte aus der Zeit ab 1945 zu besitzen, die er zum Sammlungsaufbau spenden will, kann sich für eine erste Kontaktaufnahme per E-Mail unter info@hdgnrw.de an das Team im Haus der Geschichte NRW wenden.


Das Haus der Geschichte

In Düsseldorf wird das neue „Haus der Geschichte NRW“ im historischen Behrensbau am Mannesmannufer entstehen. In den kommenden Jahren wird der wuchtige Bau saniert und die Sammlung aufgebaut. Das Konzept sei kein Konkurrenzangebot etwa zu den LVR-Museen in Kommern oder Kuchenheim, so Sammlungsleiterin Dr. Gabriele Uelsberg.

In Dauer- und Sonderausstellungen werden regionale und örtliche Besonderheiten Thema sein. Beispiele sind Zusammenhänge von Kohle, Stahl und Fußball (Ruhrgebiet), von Musik, Karneval und Kirche (Köln und Rheinland) oder von Katastrophen und sozialem Engagement (Flutkatastrophe).