Euskirchen – Der 1. September 2021 bringt für die Katholiken im Euskirchener Stadtgebiet eine markante Änderung mit sich: Für sie alle gibt es künftig nur noch einen leitenden Pfarrer, Tobias Hopmann. Er übernimmt als Nachfolger von Max Offermann, der am Ostersonntag gestorben war, nicht nur die Regie in der Stadtpfarrei St. Martin und im Seelsorgebereich Euskirchen-Bleibach/Hardt, sondern auch in der Pfarreiengemeinschaft Erftmühlenbach. Dort tritt er in die Fußstapfen von Pfarrer Peter Berg, der in den Ruhestand geht.
Hopmanns neuer Wirkungskreis umfasst damit 16 Pfarreien, 22 Kirchorte und rund 31 000 Gläubige. Diese Zahlen nannte Pfarrverweser José Pérez Pérez, als Hopmann jetzt der Presse vorgestellt wurde. Pérez Pérez gehört zum neuen Gesamtpastoralteam der Katholischen Kirche Euskirchen, das aus sechs Priestern, zwei Diakonen, vier Pastoralreferenten und -referentinnen sowie vier Subsidiaren besteht, also Priestern im Ruhestand, die als Aushilfen tätig sind.
Eine Kennenlerntour durch die Dörfer ist geplant
Seine Mitstreiter kennenzulernen, Hauptberufliche, aber auch die vielen Ehrenamtler, nennt der 47 Jahre alte Hopmann eine Herausforderung: „Ich will zu ihnen und natürlich auch zu den Menschen in den Gemeinden ein vertrauensvolles Verhältnis aufbauen.“ Da die Zahl der Gläubigen, die am 4. September an seiner Amtseinführung teilnehmen (siehe „Zwei Neulinge“), corona-bedingt limitiert ist, wird der leitende Pfarrer sozusagen über die Dörfer gehen, um erste Kontakte zu knüpfen. Bis Mitte Oktober liest er in jeder Pfarrei seines Sprengels einmal die Sonntagsmesse. Anschließend bleibt er, um mit den Gemeindemitgliedern ins Gespräch zu kommen.
Auf derartige Treffen legt Hopmann großen Wert. Dies vermittele er auch den geistlichen Nachwuchskräften im Priesterseminar des Erzbistums, dessen stellvertretende Leitung er noch bis zum Wechsel nach Euskirchen innehat. „Seid präsent“, sage er den angehenden Priestern: „Findet heraus, wie die Menschen in eurer Gemeinde leben, was ihnen wichtig ist.“
Apropos: In der Gemeinde in Hilden (Kreis Mettmann), wo Tobias Hopmann aufwuchs, engagierte er sich zuerst als Messdiener, später unter anderem als Jugendleiter. Nach dem Abitur 1993 absolvierte er eine Banklehre und anschließend seinen Zivildienst, und zwar in der Integrationsklasse einer Grundschule.
Von der Bank auf die Kanzel
„Ich habe mich vor allem um Kinder im Rollstuhl gekümmert. Nachmittags hatte ich viel Zeit für die Kinder- und Jugendarbeit in der Gemeinde.“ Seine Aufgaben hätten ihn so erfüllt, dass er seine Stelle bei der Bank kündigte und 1996 in München ein Studium begann: Lehramt für die Grundschule mit dem Schwerpunkt Theologie.
„Durch mein Studium hatte ich ständig Kontakt zu Priesteramtskandidaten. Und immer wieder wurde ich angesprochen: Wäre das vielleicht auch etwas für dich, Priester zu werden?“, erzählt Hopmann, für den irgendwann klar wurde, dass er nicht Bankkaufmann bleiben und auch nicht Lehrer werden wollte.
Er legte zwar in München noch das 1. Staatsexamen ab, nahm dann aber 2002 in Bonn ein Theologiestudium auf, um Geistlicher zu werden. Ermuntert dazu hatte ihn auch der heutige Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, damals Direktor des Theologenkonvikts Collegium Albertinum.
Nach seinem ersten pastoralen Einsatz in Lindlar (2006), der Diakonweihe (2007) und der Priesterweihe (2008) wurde Hopmann Kaplan in Neuss. In Lindlar hatte er das Leben auf dem Lande schätzen gelernt, in Neuss genoss er den direkten Kontakt zu den Menschen: „Dienstlich habe ich dort allein jedes Jahr neun Schützenfeste besucht.“
Verantwortung ist er gewohnt
Subregens, also zweiter Mann an der Spitze des Kölner Priesterseminars, ist Hopmann seit sechs Jahren. Schon 2012 hatte ihn der damalige Erzbischof Joachim Meisner zum Domzeremoniar berufen. In dieser Funktion ist Hopmann, der auch als Schulseelsorger arbeitet, für die Messdiener zuständig, ebenso als Präses für die vier Domchöre, vor allem aber für die Vorbereitung großer gottesdienstlicher Feiern – etwa zur Amtseinführung von Erzbischof Woelki und zur Beerdigung von dessen Vorgänger Joachim Meisner.
Auch beim Gedenkgottesdienst für die Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes 2015 in den französischen Alpen, einem Staatsakt mit hochrangigen Gästen, war Hopmann aufseiten der Domkirche federführend an der Organisation beteiligt.
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In Köln wirkt der 47-Jährige zudem – dabei bleibt es auch nach seinem Umzug ins Pfarrhaus in der Breite Straße – als Regimentspfarrer des Reiter-Corps Jan von Werth. Die Liebe zum Karneval verbindet ihn mit seinem Vorgänger Max Offermann, der das gleiche Amt in der Kölner Prinzengarde innehatte.