Weilerswist – Mareike Weyer und Susi Platt haben durch die Flutkatastrophe nicht ihr Zuhause verloren. Sie haben eins dazubekommen: das Forum der Gesamtschule Weilerswist. Dort sortieren die beiden seit dem Wochenende nach der Flut unermüdlich Spenden, die für die Opfer des Hochwassers abgegeben wurden. Kleidung, Rollstühle, Kinderwagen, Handtücher, Kuscheltiere, Tiernahrung, Teller, Hygieneartikel, Schulranzen und vieles mehr können Bedürftige aus Weilerswist, dem Kreis Euskirchen aber auch von außerhalb dort abholen.
Zur Auswahl steht nur, was wirklich gut erhalten ist und die Helfer auch selbst nutzen würden. „Auch High Heels hat hier eine Frau dankend mitgenommen“, erzählt Mareike Weyer. Bis zu 60 Leute kämen täglich, um sich auf den 750 Quadratmetern umzuschauen und kostenfrei mitzunehmen, was sie gerade dringend bräuchten. 50 Tonnen Spenden wurden bereits angeliefert.
„Jeder, der zu uns kommt, bringt auch seine persönliche Geschichte mit“
„Am Anfang brauchten die Leute vor allen Dingen trockene Kleidung und frische Unterwäsche“, erzählt Susi Platt. Selbst für Zahnbürsten und Zahnpasta hätten die Betroffenen eine weite Anfahrt auf sich genommen. Auch wenn es einigen von ihnen schwer gefallen sei, Hilfe anzunehmen. Danach seien vor allem Schrubber, Besen, Schaufeln und Putzzeug gefragt gewesen.
„Jeder, der zu uns kommt, bringt auch seine persönliche Geschichte mit“, so Platt. „Sie brauchen jemanden, bei dem sie das Unfassbare loswerden können“, ergänzt ihre Kollegin. Die Weilerswisterinnen, die selbst vom Hochwasser verschont blieben, arbeiten normalerweise in einem Kölner Unternehmen am Schreibtisch.
Für die Woche nach der Flut sind sie von ihrem Chef freigestellt worden, um die Spendenausgabe aufzubauen. Nun haben sie sich Urlaub genommen. Bis die Kleiderkammer am 12. September schließt, werden sie mit Unterstützung der Weilerswister Verwaltung beide Jobs machen.„Das ist unser Anteil an der Hilfe“, sagt Platt.
Das Begreifen kommt wahrscheinlich erst später
So richtig begreifen, was sie da gerade täglich stemme, sehe und höre, könne sie im Moment noch nicht. „Das kommt dann wahrscheinlich später“, sagt sie. „Wir versuchen, die Arbeit hier mit so viel Spaß wie möglich zu gestalten. Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Leute zu unterstützen und auf andere Gedanken zu bringen“, so die 40-Jährige.
Auch Weyer ist gespannt, wann die Mauer, die man sich aus Selbstschutz aufgebaut habe, abfalle, so die 41-Jährige. In die ehrenamtliche Leitung der Spendenausgabe ist sie zufällig reingerutscht. Weyer traf sich am Freitag nach der Flutnacht mit einigen Freiwilligen an der Feuerwehr, um zu helfen. Dort wurde jemand für die Spenden gesucht.
„Wir hoffen, dass wir nach der Schließung nichts wegwerfen müssen. Organisationen, die uns von den Spenden etwas abnehmen möchten, auch fürs Ausland, sollen sich gerne melden“, so Platt. Vielleicht veranstalte das Team am Ende auch einen Trödelmarkt, auf dem jeder etwas für kleines Geld erwerben könne, der nicht betroffen sei.
Weitere Kleiderspenden nicht benötigt
Weitere Spenden werden nicht benötigt. Auch Helfer gibt es noch genug. Auf der Facebook-Seite der Dorfvereinsgemeinschaft (DVG) Weilerswist informiert das Team regelmäßig über neue Spenden, die abgeholt werden können. Wer größere Spenden wie Waschmaschinen oder Couchgarnituren braucht oder abgeben möchte, kann sich per E-Mail an flutopferhilfe@dvg-weilerswist.de wenden.
Öffnungszeiten:
Aktuell hat die Ausgabe für Bedürftige aus Weilerswist und Umgebung montags bis freitags von 16 bis 20 Uhr und am Wochenende von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Wer von der Flut nicht betroffen ist, kann die Spenden gegen kleines Geld erwerben.