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Zwischen Kierdorf und EuskirchenHochspannender Job über der Autobahn 1

Lesezeit 3 Minuten
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Die Firma Westnetz erneuert die Hochspannungsleitung Kierdorf - Euskirchen und lässt über der Autobahn 1 Flugwarnkugeln installieren.

  1. Ein ganz normaler Job ist der des Hochspannungsfreileitungsmonteurs nicht.
  2. Die Firma Westnetz GmbH erneurt zwischen Euskirchen und Kierdorf eine Hochspannungsfreileitung.
  3. Wie so ein Arbeitstag an einer Hochspannungsleitung aussieht und warum Verkehrsteilnehmer da oft nervig sein können.

Weilerswist-Lommersum – Höhenangst oder Schwindel? Damit hat Marius Fiege nichts zu tun. Sein Arbeitsplatz an diesem Sonntag liegt hoch über der Autobahn 1. Fiege sitzt, gesichert mit einem Gurtsystem, auf einer Plattform, die seitlich an einem Hubschrauber befestigt ist. Er ist für die Westnetz GmbH im Einsatz, die die 110-kv-Hochspannungsfreileitung von Kierdorf nach Euskirchen erneuert.

Zwischen Niederberg und Lommersum kreuzt die 21,6 Kilometer lange Trasse die A 1 und die L 181. Zwischen zwei Masten, die rund 330 Meter auseinanderstehen, müssen insgesamt zwölf Leiterseile, durch die künftig der Strom fließt, über die beiden Straßen geführt werden.

Die ersten Seile

Eine Woche vorher haben die Monteure die ersten sechs Seile, jeweils in Zweierbündeln, mithilfe von Rollen von einem Mast zum anderen gezogen, ebenso das Erdseil, das oberhalb der anderen Leitungen verläuft, um sie vor Schäden durch Blitzschlag zu bewahren. Jetzt folgen die übrigen sechs 22 Millimeter starken Leiterseile, wie Carsten Weber erklärt. Er ist Technischer Projektleiter der großen Baumaßnahme, die nach Angaben von Westnetz-Sprecherin Edith Feuerborn 29 Millionen Euro kostet, alles in allem zwei Jahre dauert und im Sommer 2021 abgeschlossen sein soll.

Am Erdseil werden außerdem Flugwarnkugeln angebracht. Das ist Fieges Job. Die Aluminiumkugeln mit einem Durchmesser von 600 Millimetern bestehen aus zwei Hälften, rot und weiß, die er in luftiger Höhe so zusammenschraubt, dass sie das Erdseil umschließen. „Die Kugeln sind optische Markierungen, die Piloten in ihren Maschinen auf die Freileitung aufmerksam machen, um Unfälle zu vermeiden“, sagt Weber.

Sperrung wegen Bauarbeiten

Derweil ist Jürgen Schütz, Hubschrauberpilot der Firma Rotorflug, mit Monteur Fiege an Bord zum Start- und Landeplatz auf der Fahrbahn der L 181 zurückgekehrt. Die Straße ist zwischen Lommersum und Niederberg wegen der Bauarbeiten seit einigen Wochen gesperrt. Ebenfalls gesperrt ist an diesem Morgen, wie schon eine Woche zuvor, in der Zeit von 5 bis 10 Uhr der Abschnitt der A 1 zwischen den Anschlussstellen Weilerswist-West und Euskirchen.

Schütz lässt seinen Hubschrauber auftanken, während Fiege die nächste Warnkugel in Empfang nimmt. Er freut sich über die perfekten Bedingungen. „Starker Wind, Frost und erst recht Gewitter gefallen uns gar nicht, das Wetter heute dagegen ist ideal“, sagt Weber.

Platzierung der Flugwarnkugeln

Die Flugwarnkugeln platziert Fiege in einem Abstand von jeweils 30 Metern. Vorher hat er schon in einem separaten Arbeitsgang an jedem Standort eine Spirale um das Erdseil gelegt. Sie schützt es vor Beschädigungen, etwa wenn die Kugeln vom Sturm durchgerüttelt werden.

Bis 10 Uhr, dem Ende der Autobahnsperrung, haben die Spezialisten für diesen Tag ihre hochspannende Aufgabe erfüllt. Sechs Flugwarnkugeln sind montiert, über der Autobahn und unmittelbar daneben. Bis Mittwoch werden auf beiden Seiten der A 1 insgesamt 26 weitere hinzukommen. „Bei fließendem Verkehr kann man solche Arbeiten über der Fahrbahn nicht ausführen. Die Autofahrer würden vom Hubschrauber abgelenkt, das wäre zu gefährlich“, erklärt Baukontrolleur Jörg Arends, der sich unter anderem um die Arbeitssicherheit kümmert.

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Auch an diesem Sonntag ärgert er sich über Verkehrsteilnehmer, die die Sperrschilder auf der L 181 ignorieren. Dabei hat er die rot-weißen Baken schon vor einiger Zeit durch Ketten ergänzen lassen. Weil Autofahrer trotzdem weiterhin versuchten, von Lommersum nach Niederberg zu gelangen, kam auch noch eine Betonsperre hinzu. „Radfahrer versuchen es immer noch“, sagt Arends. „Und fangen oft auch noch an zu diskutieren, wenn man sie auf die Gefahrensituation hinweist.“