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In der Coronakrise umgesteuertZülpicher Spezialfirma fertigt Millionen Nasenbügel

Lesezeit 4 Minuten
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Mehr als 24 Millionen Metallbügel für Mund-Nasenschutze sind in den vergangenen Monaten in der Zülpicher Firma Launhardt hergestellt worden.

Zülpich – Die kunststoffummantelten Kabelbinder mit Stahlkern sind auf den Weltmeeren zu Hause. Der Grund: Sie werden in Kreuzfahrtschiffen verbaut. Hergestellt werden sie in Zülpich – im Familienbetrieb Launhardt. In einer kleinen Fertigungshalle im Industriegebiet. Doch Kreuzfahrten und Corona-Krise – das hat nicht miteinander harmoniert.

Damit das Familienunternehmen keinen Schiffbruch erleidet, haben die Brüder Martin und Christian Launhardt die Produktion kurzerhand auf Bügel für Mund-Nasenschutz-Masken umgestellt. „Dadurch sind wir in der Corona-Krise mit einem blauen Auge davon gekommen“, sagt Christian Launhardt. Statt Kabelbinder und Heftzungen werden in dem Familienunternehmen seit zehn Monaten vor allem Nasenbügel in jeglicher Größe gefertigt.

2020 hat Launhardt 24 Millionen Nasenbügel produziert

24 Millionen sind nach Angaben der Brüder bereits in Zülpich hergestellt worden – allein im vergangenen Jahr. Und das Geschäft boomt weiter. Bei Launhardt ist für die knapp 30 Angestellten sogar ein Schichtbetrieb eingeführt worden.

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Demonstriert wie es geht: Geschäftsführer Martin Launhardt.

Das neue Steckenpferd: kunststoffummantelte Nasenbügel. „Die sind durch die angespritzten Endkappen ideal für selbstgenähte Masken, da sie waschbar und biegsam sind, nicht brechen und nicht rosten“, erklärt Martin Launhardt.

Bei der kurzfristigen Umstellung der Produktion seien ihnen die recht alten Maschinen zugute gekommen, sagt der 37-Jährige. Da die Maschinen nicht computergesteuert sind, könne man individuelle Einstellungen vornehmen. Und die Bügel beispielsweise zwischen 60 und 140 Millimeter Länge produzieren.

Keine Konkurrenz für Massenproduktion aus Ostasien

Überhaupt geht in der Firma kaum etwas ohne echte Handarbeit. So werden die Rohlinge per Hand in die Maschine eingelegt, bevor die Kunststoffendkappen aufgespritzt werden – und das für beide Seiten separat. „Wir legen großen Wert auf Qualität. Mit der Massenproduktion aus dem asiatischen Raum können wir nicht mithalten“, sagt Christian Launhardt. Das sei den Kunden des Zülpicher Unternehmens aber bewusst, so der 41-Jährige.

Genau wie seinem Bruder sei ihm zunächst nicht bewusst gewesen, dass die Heftzungen, die sonst in Büros oder Restaurants genutzt werden, um Blätter abzuheften oder Speisekarten zu befestigen, sich für Mund-Nasenschutze eignen. „Wir haben gehört, dass Privatpersonen ihre Schnellhefter auseinandergebaut und die Metallschienen in ihre selbst genähten Masken vernäht haben“, so Martin Launhardt.

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Daraufhin habe man erst mal eine Ladung der eigenen Heftzungen in die Waschmaschine geworfen, um die Haltbarkeit zu prüfen. Als diese den Test bestanden hatten, legte man den Fokus auf die Produktion der Nasenbügel.

Zwar würden weiterhin Kabelbinder und Heftzungen für den Bürobetrieb hergestellt, im Vergleich zur corona-bedingten Produktion der Nasenbügel seien das aber kleinere Stückzahlen.

Tafeln in Euskirchen, Frechen und Zülpich beschenkt

Gemeinsam mit einem Kunden hat die Launhardt GmbH aus Zülpich in den vergangenen Monaten 2000 Mund-Nasenschutz-Masken an die Tafeln in Euskirchen, Zülpich und Frechen gespendet. „Wir wollten in der schwierigen Zeit etwas zurückgeben“, erklärt Launhardt-Geschäftsführer Martin Launhardt. Das Zülpicher Familien-Unternehmen hat sich derzeit auf die Produktion von Metallbügeln für Mund-Nasenschutz-Masken spezialisiert. (tom)

„Wir werden künftig unser Portfolio deutlich erweitern“, kündigt Marin Launhardt an. Man werde einen Fokus auf die professionelle 3D-Druck-Technik legen. Ein Feld, in dem sich der 37-Jährige bestens auskennt, da er gerade seine Doktorarbeit darüber schreibt. Mit seinem Bruder hat er in den vergangenen 22 Monaten die Firma von Vater Erich Launhardt übernommen.

Der hatte 1997 in Frauenberg mit kleinen Projekten wie dem Sortieren von Spritzgussteilen nach deren Qualität im Keller den Grundstein fürs heutige Unternehmen gelegt. „Heute nennt man so etwas Start-up. Bei meinem Vater war es noch Heimarbeit“, sagt Christian Launhardt schmunzelnd.

Trotz der Modernisierung wollen die Brüder sich und der Firmenphilosophie treu bleiben, auch wenn man sich breiter aufstellen möchte. „Wir stecken genauso viel Herzblut ins Unternehmen wie unsere Eltern. Und alle Modernisierung muss nicht nur wirtschaftlich sein, sondern für uns auch Sinn ergeben“, so der 37-Jährige.

Die Corona-Krise, und damit auch die kurzzeitige Firmenkrise, habe gezeigt, dass man individuell auf den Kunden eingehen müsse. Und so kann fast davon ausgegangen werden, dass die erste Maschine des Firmengründers, die immer noch im Einsatz ist, auch nach der Corona-Pandemie noch ihre Aufgabe haben wird.