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E-Autos und viel ElektronikKfz-Meister aus Zülpich: „Beruf ist sauschwer geworden“

Lesezeit 4 Minuten

Der Zülpicher Kfz-Meister Frank Pardemann klagt über Nachwuchsmangel und denkt, dass sich der Berufszweig durch E-Mobilität verändern wird.

Zülpich – Frank Pardemann ist Kfz-Elektronikmeister und hat sich mit seiner Bosch-Werkstatt in Zülpich auf Elektro-Autos spezialisiert. Im Gespräch mit Tom Steinicke spricht er sich unter anderem für eine längere Ausbildungszeit aus.

Was hat sich in Ihrem Berufsleben geändert?

Der Beruf hat sich grundsätzlich gewandelt. Ich habe in meinen ersten Jahren noch reine Kfz-Elektrik gemacht. Wenn bei Weisweiler in Euskirchen, meinem Lehrbetrieb, ein Kunde mit Bremsproblemen reinkam, haben wir abgewunken. Das kann man sich heute nicht mehr erlauben. Heute greifen die Systeme ineinander. Es gibt so viel Elektronik in der Bremse, so viel Kabel in Dingen, die früher frei von Elektronik waren.

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Neue Ausbildungen im KfZ-Bereich wären erforderlich

Das spiegelt sich ja auch in der Bezeichnung wider: Kfz-Mechatroniker. Braucht man überhaupt noch einen Kfz-Mechaniker?

Ja. Auf jeden Fall. Der Kfz-Mechatroniker ist heute gefühlt der falsche Ausbildungsweg. Wir bräuchten einen Kfz-Elektriker, einen Kfz-Mechaniker und einen Netzwerkadministrator. Das ist derjenige, der die Verbindungsprobleme löst. Wir haben gerade drei Autos auf dem Hof stehen, die Verbindungsprobleme haben. In der Regel geht ein Auto dann in den Notlauf, wenn das Motor- mit dem Getriebesteuergerät nicht mehr kommunizieren kann und nicht weiß, welcher Gang eingelegt ist. Da wird sofort die Leistung reduziert.

Mitarbeiter gesucht

„Wir brauchen zwei ausgelernte Kfz-Mechatroniker. Das Alter ist egal“, sagt Frank Pardemann, Kfz-Spezialist. Er hat sich im Zülpicher Industriegebiet auf E-Autos spezialisiert, repariert aber auch Ultraleichtflugzeuge. Und Pardemann sucht Mitarbeiter.

„Die Menschen, die hier arbeiten, verbringen mehr Zeit mit den Kollegen als mit der eigenen Familie, deswegen muss das Betriebsklima funktionieren“, sagt der Unternehmer. Es brauche auch niemand Angst oder Respekt vor einem E-Auto zu haben. (tom)

Warum ist ein Auto denn heute voller Elektronik?

Die Netzwerk-Geschichten haben für den Hersteller viele Vorteile. Man hat beispielsweise im Heck eine LED-Lampe samt Blinker, Bremslicht und Rücklicht, Nebellampe. Früher hat man für jede Funktion ein eigenes Kabel verwendet. Heute kommen eine Plus- und Minusleitung an der Lampe an. Dadurch spart man sich in der Fertigung viel Kosten.

Aber?

Für den Kunden ist das fatal. Wenn eine Lampe kaputtgeht, muss man gleich das ganze Element austauschen und man ist mehrere 100 Euro los.

E-Mobilität wird Berufszweig verändern

Welche Folgen hat die E-Mobilität?

Es wird Arbeit wegfallen. Wenn die Elektromobilität den Markt etwas einnimmt, haben wir weniger Wartungsarbeiten, die Autos laufen zuverlässiger, und entsprechend haben wir weniger Serviceleistungen.

Davon leben wir bisher. Also ist es meine Aufgabe als Chef, neue Aufgabengebiete zu erschließen. Bei einem Verbrennungsmotor spielt es keine Rolle, wo er eingebaut ist. Wir reparieren beispielsweise auch Motoren von Booten oder Ultraleichtflugzeugen.

Wie bewerten Sie die Elektromobilität?

Die Elektromobilität erfordert mehr Planung. Aber es gibt für jeden Bedarf mittlerweile ein passendes Auto. Aber man kann auch ein falsches Auto kaufen und keinen Spaß daran haben. Die Infrastruktur in den Niederlanden für E-Autos ist um Längen besser als unsere.

Warum? Weil die Holländer keine eigene Autoindustrie haben. Unsere Autoindustrie in Deutschland verdient ihr Geld mit dem Verbrennungsmotor. Darin ist sie sehr gut. Wir haben den Einstieg in die E-Mobilität verschlafen. Wir brauchen eine bessere Infrastruktur. Wenn ich beispielsweise während der Arbeit bei meinem Arbeitgeber laden kann, brauche ich mir keine Gedanken machen, ob ich wieder nach Hause komme.

Sind Existenzängste in der Branche neu?

Nein. Als Mitte der 1980er-Jahre die elektronische Zündanlage eingeführt wurde, hat mein damaliger Chef gesagt, dass er bald schließen muss. Es kommen aber immer wieder neue Aufgaben.

„Sie können in einem modernen Auto kein Radio mehr einbauen“

Was hat sich sonst noch geändert?

Wir verkaufen beispielsweise keine Radios mehr. Sie können in einem modernen Auto kein Radio mehr einbauen geschweige denn wechseln. Das Radio heute ist mit der Elektronik des Autos verbunden. Teilweise werden sogar Funktionen vom Auto ins Radio ausgelagert. Man möchte mit Gewalt erzwingen, dass sie beim Kauf des Autos mehr Geld für ein vernünftiges Radio ausgeben.

Früher gab es einen DIN-Schacht, in den beispielsweise problemlos ein Gerät eingebaut werden konnte, dass plötzlich MP3-CDs abspielen kann. Heute ist es ins Armaturenbrett des Autos implantiert. Ich kann mich nicht daran erinnern, in den vergangenen fünf Jahren mal ein Radio gewechselt habe.

Hoher Anteil an Elektronik, hohes Maß an Digitalisierung

Was macht ihren Beruf gerade aus?

Der Beruf ist sauschwer geworden. Mein Chef hat mit seinem Meister-Wissen sein Leben lang gearbeitet. Heute ist das, was man kauft, schon von gestern. Wir haben einen sehr hohen Elektronik-Anteil, alles ist digitalisiert.

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Als ich den Beruf erlernt habe, konnte man nach drei Stunden das Grundprinzip verstehen und erklären. Heute haben wir mehr Technik in der Abgasnachbereitung als im Motor. Das Paket, das in der Gesellenprüfung vermittelt werden muss, ist riesig geworden.

Ihr Vorschlag?

Ich würde nicht nur die Ausbildungszeit verlängern, sondern auch die Schulzeit. In der Schule müssen zudem die Schüler früher selektiert werden. Es gibt zwei Dinge, die das Lernen unheimlich behindern: Unter- und Überforderung.