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„Die reine Anarchie“Tumultartige Szenen am Düsseldorfer Flughafen

Lesezeit 4 Minuten
Flughafen Düsseldorf

Wartende Passagiere am Flughafen Düsseldorf.

Düsseldorf/Köln – Am Düsseldorfer Flughafen hält das Chaos bei der Abfertigung der Passagiere unvermindert an. Eine Kölner Reisegruppe, die für ihren Lufthansa-Flug nach München um 8.25 Uhr bereits ab 4 Uhr in der Nacht Schlange stand, berichtete dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ von tumultartigen Szenen vor der Einlasskontrolle zum Sicherheitsbereich.

„Die Leute drängeln und schubsen, schreien und weinen. Viele waren in Panik, weil sie ihren Flug zu verpassen drohten. Ich habe gesehen, wie eine Frau mit kleinen Kindern in der Menschenmasse regelrecht eingequetscht wurde“, sagte der 51 Jahre alte Klaus Vorster (Name geändert).

Erneut Chaos am Flughafen in Düsseldorf

Während es nach der Bordkartenkontrolle relativ geordnet zugegangen sei, bildeten sich nach Vorsters Schilderung vor den Checkpoints zum Flugsteig A in der Haupthalle regelrechte Menschentrauben. Ständig hätten sich von den Seiten neu ankommende Passagiere in die Menge der Wartenden zu drängen versucht – aus Angst, ihren Flug zu verpassen.

„Wer sich einfach nur hinten angestellt hat, hatte keine Chance“, berichtete Vorster. Ohne gutes Zureden und Ellbogeneinsatz hätten es auch sein minderjähriger Sohn und er sowie die erwachsenen Kinder seiner Lebensgefährtin nicht rechtzeitig bis zum Abflug ans Gate geschafft. „Wer sich zivilisiert benimmt, ist verloren.“

„Wer sich zivilisiert benimmt, ist verloren“

Es habe vonseiten des Flughafens keinerlei Vorkehrung gegeben, den Ansturm der Reisenden zu kanalisieren, kritisierte der Kölner. „Es herrscht das Recht des Stärkeren, die reinste Anarchie“, sagte Vorster und sprach von einem Problem für die Sicherheit und körperliche Unversehrtheit der Passagiere.

Flughafensprecher Tankred Stachelhaus räumte auf Anfrage Verzögerungen und lange Wartezeiten „in Peakzeiten“ ein, bestritt aber Untätigkeit des Airports.* Der Flughafen steuere die Passagierführung „mit vorgegebenen Wartebereichen, Tensatoren, Wendepunkten, Durchsagen und vor allem mit Servicekräften, die im hohen zweistelligen Bereich durch Studierende aufgestockt wurden.“ Bei Engpässen unterstütze zudem die Bundespolizei, so Stachelhaus.

„Sicherheit hat immer oberste Priorität“

In dem vom Reisenden Vorster geschilderten Fall hätten sich vor der Bordkartenkontrolle zu Flugsteig A zwei verschiedene Schlangen gebildet. „Zu der regulären, geordneten Passagierführung durch die Shopping Mall entstand eine zweite Schlange von Passagieren, die nach dem Check-in – von der anderen Seite kommend – direkt zur Bordkartenkontrolle gegangen sind, was zu Unmut der bereits wartenden Passagiere führte, aber sehr schnell aufgelöst werden konnte. " Die Sicherheit im Luftverkehr habe „immer oberste Priorität“, betonte der Sprecher.

Ähnliche Situationen „noch einige Wochen“

Situationen wie die am Mittwochmorgen mit langen Wartezeiten vor den Sicherheitskontrollen der Bundespolizei, dem Check-in, der Bordkartenkontrolle und an den Gepäckausgaben der Fluggesellschaften „dürften uns aufgrund der bekannten Personalengpässe bei den Dienstleistern der Airlines und der Bundespolizei noch einige Wochen begleiten“. Darunter litten sowohl die Passagiere als auch die Beschäftigten. „Doch wir haben durchgehend festgestellt, dass die Passagiere sich auf die Situation eingestellt haben, gut vorbereitet zum Airport kommen, die Empfehlung ihrer Airlines beachten und Ruhe bewahren."

Die Lufthansa rät ihren Kunden in den Hinweisen zum Check-in, sie sollten einen zeitlichen Puffer von drei bis vier Stunden einplanen. „Damit hätten wir es nicht geschafft“, sagte Klaus Vorster.

Irreführende Angaben zu Wartezeiten

In seinem Internet-Angebot kommuniziert der Flughafen weiterhin völlig irreführende Wartezeiten. Für Vorsters Flug wurden „>20 Minuten“ vor der Sicherheitskontrolle an den Flugsteigen A, B und C genannt.

Hinweis Wartezeiten

Info des Flughafens Düsseldorf zu aktuellen Wartezeiten

Bereits in der Vorwoche hatte ein Sprecher eingeräumt, dass die Angaben auf elektronischen Anzeigetafeln im Wartebereich auf „sensorischen Systemen“ beruhten, die allerdings nur einen bestimmten Bereich erfassen. In diesen vordefinierten Bereichen entsprächen die ausgegebenen Wartezeiten grundsätzlich der realen Wartezeit, bekräftigte Stachelhaus.

„Nicht falsch, aber gegebenenfalls irreführend“

Bei längeren Schlangen könne das System die Wartezeit nicht mehr zuverlässig wiedergeben, und es werde eine Wartezeit von größer 20 Minuten angezeigt. „Genau genommen ist die Anzeige nicht falsch, aber gegebenenfalls irreführend, wenn die Wartezeiten über 20 Minuten hinausgehen.“

Eine geplante Erweiterung der sensorischen Erfassung mit den dafür erforderlichen Installationsarbeiten lasse sich in der gegenwärtigen verkehrsreichen Zeit nicht durchführen. Stachelhaus stellte den Einbau "wahrscheinlich erst nach den H

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Klaus Vorster und seine vier jungen Begleiter hatten am Ende Glück: Sie erreichten ihr Gate wenige Minuten vor der Schließung – nach mehr als vier Stunden Aufregung am frühen Morgen.

*Die Angaben des Flughafensprechers wurden in dieser Fassung des Beitrags aktualisiert.