Köln – Am Flughafen Köln-Bonn gab es in den vergangenen Wochen immer wieder lange Schlangen vor der Sicherheitskontrolle im Terminal 1. Manche Passagiere warteten Stunden, verpassten dadurch ihre Flüge. Auf sozialen Medien machen Fluggäste ihrer Verärgerung Luft. Was ist da los am Flughafen? Und womit müssen Urlauber in den Sommerferien rechnen? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.
Warum gibt es an manchen Tagen diese extrem langen Wartezeiten vor dem Sicherheits-Check-In?
„Es gibt nicht den einen Grund, und es ist auch nicht nur ein Problem in Köln-Bonn, sondern europaweit“, sagt Jens Flören, Sprecher der Bundespolizei, die für die hoheitliche Aufgabe der Fluggastkontrollen verantwortlich ist. In Köln-Bonn setzt die Bundespolizei für die Durchführung einen privaten Sicherheitsdienstleister ein – Securitas. Der Gewerkschaft Verdi zufolge fehlen Securitas aber allein in Köln-Bonn 100 Mitarbeiter beim Sicherheitspersonal. Dies sei der Hauptgrund dafür, dass vor allem in kurzen Zeitfenstern, wo viele Flüge gleichzeitig abgefertigt werden, manchmal trotzdem nur wenige Sicherheitsschleusen geöffnet sind. Securitas entgegnet, die Zahl 100 sei „nicht zutreffend“, der aktuelle „Mehrbedarf“ sei geringer. Insgesamt seien etwa 570 Mitarbeiter am Flughafen eingesetzt, das seien ungefähr so viele wie vor Corona. Allerdings ist der Krankenstand unter den Luftsicherheitsassistenten in Köln auffällig hoch – höher als an vielen anderen deutschen Flughäfen.
Was ist der Grund dafür?
„Eine gute Frage“, antwortet Securitas-Sprecher Sebastian Schwarzenberger. „Wir sind dabei, die Hintergründe zu analysieren und werden entsprechende Maßnahmen daraus ableiten.“ Zusätzlich zum ohnehin hohen Krankenstand hätten sich zuletzt mitunter zu Schichtbeginn noch einmal weitere Dutzende Mitarbeiter auf einmal krankgemeldet, ergänzt Bundespolizeisprecher Flören. „Und dann können Sie machen, was Sie wollen – das können Sie so kurzfristig nicht mehr auffangen.“
Was sind weitere Ursache für die langen Wartezeiten im Terminal 1?
Gründe können „technische Probleme, Flugplanveränderungen, Krankheitsquoten beim Personal und viele andere Faktoren sein“, sagt Securitas-Sprecher Schwarzenberger. Aktuell komme erschwerend hinzu, dass die derzeitigen Passagierzahlen die Jahresbedarfsprognose „weit überschreiten“. Dabei gebe es große Schwankungen auch an einzelnen Tagen oder innerhalb von Stunden. Die Bundespolizei appelliert an Reisende, nur das Nötigste im Handgepäck mit an Bord zu nehmen und den Rest mit dem Reisegepäck aufzugeben. Und: vorbereitet zum Sicherheitscheck zu erscheinen. „Jackentasche leermachen, Laptop rauskramen, Flüssigkeitsbeutel rausholen, verbotene Gegenstände aus dem Gepäck suchen – das sind alles Dinge, die kosten Zeit und hemmen den Prozess. In der Summe haben Sie dann plötzlich ganz schnell lange Wartezeiten“, sagt Flören.
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Welche Maßnahmen könnten kurzfristig Abhilfe schaffen?
Der Flughafen selbst hat nach eigenen Angaben bereits einen zusätzlichen Dienstleister beauftragt, der den Terminalservice vor der Bordkartenkontrolle unterstützt. Auch das Personal rund um die Gepäckabfertigung sei weiter aufgestockt worden. Ähnlich wie am Flughafen in Düsseldorf, wo zuletzt ebenfalls chaotische Verhältnisse zu beobachten waren, erwägt Securitas, auch in Köln-Bonn für manche Aufgaben so genannte „Teilbediener“ einzusetzen – Mitarbeiter also, die zu Beginn der Sicherheitskontrollen die Fluggäste bitten, ihre Gegenstände in die Gepäckwannen zu legen und solche, die die Wannen am Ende der Kontrolle wieder zurück räumen. Diese Aufgaben könnten weniger intensiv geschulte Hilfskräfte übernehmen, dazu bräuchte es nicht zwingend vollausgebildete Luftsicherheitsassistenten, sagt Bundespolizeisprecher Flören.
Können diese Hilfskräfte eine dauerhafte Lösung sein?
Zunächst bis zum Ende der Sommerferien dürfe am Flughafen Düsseldorf so verfahren werden, der dortige Sicherheitsdienstleister rekrutiert gerade entsprechend Personal, sagt Flören. Securitas will das Modell „bei Bedarf“ auch in Köln-Bonn anwenden, um die Zahl der Mitarbeiter „kurzfristig“ zu erhöhen. Verdi-Experte Özay Tarim nennt das „Flickschusterei“. Auch für diese einfacheren Tätigkeiten sei eine Schulung mit Prüfung erforderlich, gibt Securitas-Sprecher Schwarzenberger zu bedenken. Flören betont, für sicherheitsrelevante Tätigkeiten wie die Bildauswertung am Monitor und die Durchsuchungen am Körper seien in jedem Fall auch weiterhin vollständig geschulte und geprüfte Luftsicherheitsassistenten zuständig.
Worauf müssen sich Flugreisende in Köln-Bonn denn in den Sommerferien einstellen?
Sie müssen Wartezeit einkalkulieren – daran führe leider kein Weg vorbei, sagt Bundespolizeisprecher Flören. Securitas versichert, man arbeite daran, die Situation zu verbessern, könne aber „keine seriöse Prognose“ abgeben. Sukzessive werde versucht, weitere Luftsicherheitsassistenten zu rekrutieren. Aber die Ausbildung dauere vom Erstgespräch bis zur Aufnahme der Tätigkeit fünf bis sechs Monate.