- Seit dem 1. März ist besonders die Zahl der Taschendiebstähle in Nordrhein-Westfalen stark zurückgegangen.
- Auch für Einbrecher gibt es während der Corona-Krise wenig zu holen.
- Eine Warnung für speziell für Senioren hat das NRW-Innenministerium aber noch.
Düsseldorf – Die Allgemeinkriminalität in NRW ist in den vergangenen Wochen stark zurückgegangen. Das geht aus der Kriminalitätsstatistik des NRW-Innenministeriums für den Zeitraum 1. März bis 5. April hervor, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt. „Einige Zahlen ergeben sich direkt aus dem Kontaktverbot, so der Rückgang von Taschendiebstählen oder der bei Raub und Wohnungseinbruch“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul. „Die Tendenz ist auf jeden Fall erfreulich“, betonte der CDU-Politiker.
Taschendiebstähle halbiert
Den Angaben zufolge wurden in den vergangenen fünf Wochen 829 Raubdelikte registriert, das sind 29 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Straftaten „zum Nachteil älterer Menschen“ liegen zwar mit 3419 Fällen auf einem vergleichsweise deutlich höheren Niveau, aber auch in dem Bereich ist ein Rückgang von 23,3 Prozent festzustellen. Das NRW-Innenministerium warnt Senioren davor, sich auf Geschäfte an der Haustür einzulassen. So versuchen Betrüger immer wieder, sich als Behördenvertreter auszugeben und kostenpflichtige Tests auf das Coronavirus durchzuführen. Weil die Masche sich so schnell verbreitet hat, vergleicht die Polizei den Test-Betrug schon mit dem „Enkeltrick“.
Besonders stark sind die Fallzahlen bei den Taschendiebstählen zurückgegangen. Wegen des Kontaktverbots sind viel weniger Menschen auf der Straße als sonst. Weil viele Pendler im Homeoffice arbeiten, sind auch Busse und Bahnen leerer. Durch die Mindestabstandsregel bleibt die scheinbar zufällige Annäherung der Taschendiebe vom Opfer meist nicht unbemerkt. Das Innenministerium hat 1867 Fälle registriert, das entspricht fast einer Halbierung, der Rückgang liegt bei 48,3 Prozent.
Keine Gelegenheiten für Einbrecher
Weil sich wegen der Corona-Krise derzeit sehr viele Menschen auch tagsüber in ihren Wohnungen aufhalten, haben auch Einbrecher viel weniger Gelegenheiten, ihre Taten unbemerkt zu verüben als vor der Verhängung der Schutzmaßnahmen. Die Polizei hat in den vergangenen fünf Wochen insgesamt 1620 Fälle registriert, das sind 34,8 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der für Einbrecher attraktive Leerstand von Ferienwohnungen, die derzeit nicht genutzt werden dürfen, ist in NRW nicht so ein großes Problem wie in anderen Bundesländern.
Auch die Zahlen bei der häuslichen Gewalt sind zuletzt deutlich zurückgegangen. Beratungseinrichtungen und soziale Träger warnen zwar eindringlich vor einem Anstieg der Gewalt gegen Frauen und Kinder wegen des „Corona-Kollers“, aber in den Fallzahlen der Polizei ist keine Zunahme bei den Anzeigen zu erkennen. Diese Entwicklung sei „bemerkenswert“, sagte Reul dieser Zeitung. „Wenn sich die vorläufigen Zahlen bewahrheiten, bleiben die Menschen äußerst friedlich, auch wenn sie mehr Zeit zusammen in der Wohnung verbringen müssen“, so der Politiker aus Leichlingen. Die Gründe dafür werde man analysieren müssen.
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„Aber es kann ja sein, dass eine Krise auch zusammenschweißt, dass die Menschen sich darauf besinnen, was wirklich wichtig ist“, erklärte Reul.