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Protest gegen PWC-AnlageBürgerinitiative weiß, wo Fernfahrer bereits Rast machen

Lesezeit 4 Minuten

Eine Menschenkette formierte sich im Sommer als Protest gegen die Parkplätze.

Burscheid – „Wir gehen den langfristigen Weg, sprechen über Jahre.“ Edwin Elias zog am Mittwochabend im Dürscheider Sängerheim Bilanz zum Planungsstand für eine Park- und WC-Anlage (PWC) für 50 Lkw und bis zu 30 Pkw an der Autobahn 1.

Entscheidung steht noch aus

Noch hat der Bund keine Entscheidung getroffen. Auf Faltblättern sei das seitens der Bundesbehörde Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und bau GmbH) den Anwohnern in Dürscheid-Hanhnensiefen und im Bereich Fester Weg in Leverkusen-Steinbüchel jedoch jüngst anders kommuniziert worden. Als sei alles schon ausgemacht. Die Vorplanung, so Elias, beginne aber erst, wenn der Bund entschieden habe.

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Auch Bürgermeister Stefan Caplan hakte bei den Behörden nach und konnte bei der Bürgerinformation feststellen, dass auch noch keine aktuellen Bedarfszahlen für weitere Lkw-Stellplätze vorlägen. „Die Bedarfsprognose für 2030 ist noch nicht da“, erklärte Caplan. Die Stadt habe Gutachter eingeschaltet, die zumal bei der Bedarfsanalyse schauen, ob es Fehler in den Berechnungen gibt. „Die Bedarfsanalyse wird entscheidend für die Rechtmäßigkeit des Planfeststellungsverfahrens sein“, so der Bürgermeister.

Kosten-Nutzen-Rechnung des Bundesrechnungshof angeregt

Die „Bürgerinitiative „Keine Park- und WC -Anlage in Burscheid“ will mit langem Atem am Ball bleiben. Unermüdlich kommunizieren die Aktiven und räumen ein, dass sie nicht grundsätzlich gegen Lkw-Stellplätze sind. Die Fahrer seien darauf angewiesen, um ihre Ruhezeiten einzuhalten. Ob aber eine vergleichsweise kleine Anlage, die mit hohem Aufwand in eine intakte, aber topographisch problematische Landschaft gebaut würde, effizient genug für den steigenden Bedarf wäre, daran hegen die Gegner große Zweifel. Eine Kosten-Nutzen-Rechnung beim Bundesrechnungshof sollte man anstoßen, lautet ein Vorschlag aus Burscheid.

Lkw-Fahrer parken bereits in Niehl

Elias gab Wasserstandsmeldungen zu den bisherigen Aktionen der Initiative. Aber er hielt auch eine Überraschung bereit, denn er und seine Mitstreiter hätten einiges in Köln in Erfahrung gebracht. Wiederholt haben sich die Mitglieder der Initiative in Köln-Niehl auf der Industriebrache an der Bernhard-Günther-Straße umgesehen, die immer wieder für einen Alternativparkplatz für die in Leverkusen und Burscheid geplanten Park- und WC-Anlagen genannt wird. „Wir haben dort recherchiert. Und da parken bereits zahlreiche Lkw. Die wissen das offenbar schon, dass es da keine lange Suche gibt.“ Der Leverkusener CDU-Landtagsabgeordnete Rüdiger Scholz hatte im Sommer versucht Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker von der Idee zu überzeugen. Diese Alternative sei von der Deges nie ernsthaft geprüft worden. Udo Pasderski, Bereichsleiter bei der Deges, erklärte, dass der Platz sei schon anderweitig verplant sei.

Neubau eines zweiten Terminals für den kombinierten Verkehr

Elias und seine Mitstreiter staunten bei ihren Recherchen in Niehl allerdings nicht schlecht, als sie ein Bauschild der Häfen und Güterverkehr Köln-AG (HGK), einer Tochter der Stadt Köln sahen. Dort wird der vom Bund geförderte Neubau eines zweiten Bahn-Terminals für den kombinierten Verkehr in Nähe der Autobahn-Anschlussstelle Köln-Niehl (A1/A 57) angekündigt. Das Terminal Nord soll dem Umschlag von Containern, Wechselbrücken und Sattelaufliegern vom Lkw auf die Bahn und umgekehrt dienen. Die HGK bezeichnet das Projekt als „Investition in die Mobilität der Region“.

Pilgerweg nach Niehl

Elias schlug vor, dass die Politiker Kontakt aufnehmen und eine „ganzheitliche Lösung“ für die Region vorantreiben. „Wir brauchen mehr Fürsprecher“, so Elias. Nach dem Erfolg der Menschenkette, bei der im Sommer Tausende gegen die A-1-Parkplätze demonstrierten, regte Sabine Wurmbach von den Burscheider Grünen einen „Pilgerweg von Dürscheid nach Niehl“ an. Auch die Deges-Planer sollten nach Ansicht der Initiative über den Tellerrand hinausschauen. Die Behörde wiederum dürfte derzeit mit internen Fragen beschäftigt sein, denn sie vollzieht einen Strukturwandel. Die verschiedenen Niederlassungen sind zur Autobahn GmbH des Bundes zusammen gelegt worden. Diese übernimmt ab dem 1. Januar 2021 Planung, Bau, Betrieb, Erhaltung, Finanzierung und vermögensmäßige Verwaltung der Autobahnen in Deutschland.

Bürgerinitiative sucht das Gespräch mit dem Bundesverkehrsminister

Die Dürscheider Bürgerinitiative sammelt weiter Unterschriften und Fakten. Mit Interesse verfolgen sie die Erfahrungswerte zu einer App, die Fernfahrer nutzen können, um punktgenau einen Parkplatz zu buchen. In virtuellen Selbsthilfegruppen wie Secure Truck Parking oder Prepark informieren sich die Fahrer über freie und sichere Plätze. Nach wie sucht die Bürgerinitiative, die bereits im Sommer Schützenhilfe von Bundestagsabgeordneten Hermann-Josef Tebroke und Landtagsabgeordneten Rainer Deppe erhielten, das Gespräch mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer.