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ProzessGeld verdient hat der Burscheider mit den Kinderpornos wohl nicht

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf das Kölner Landgericht

Im Prozess gegen einen Burscheider, der massenhaft Kinderpornos im Internet anbot, hat die 10. Große Strafkammer am Kölner Landgericht noch einiges aufzuarbeiten.

Mehr als 200 Terabyte mit teils übelsten Fotos und Filmen musste die Polizei sichten.

Lauter Spezialisten vom Kölner Kommissariat 35, das sich ausschließlich mit Internet-Kriminalität befasst, haben sich monatelang durch riesige Datenmengen arbeiten müssen. Denn der Burscheider Jörg W. (Name geändert) war nach ihren Erkenntnissen ein ganz großer Spieler beim Verteilen von kinderpornografischem Material. Zwei seiner Dienste gehörten zu den größten fünf im Darknet.

Hat der gelernte Fachinformatiker aus Nagelsbaum das in Teilen erschütternd brutale Material im Internet verteilt, um Geld zu verdienen? Das war bis Montag nicht Thema im Prozess vor dem Kölner Landgericht. Ein Ermittler berichtete von entsprechenden Berechnungen. Ergebnis: Der Burscheider hat in den zweieinhalb Jahren, in denen er die Fotos und Filme auf von ihm gemietete Server hochlud, sogar Minus gemacht. Seine Einnahmen lagen um 675 Euro unter der Ausgaben, zeigen seine Konten.

Ohne Hilfe aus den USA läuft nichts

Das mag daran gelegen haben, dass sich der Angeklagte nicht nur Server in Düsseldorf gemietet hatte, sondern zum Beispiel auch in Finnland. Auf denen fanden die Ermittler allerdings kein verbotenes Material. Allerdings sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Während des Prozesses vor der 10. Großen Strafkammer hat die Kölner Polizei über das Bundeskriminalamt weitere Anträge bei der US-amerikanischen Homeland Security Intelligence gestellt. Die darf sich im Gegensatz zu deutschen Ermittlern viel genauer im verbotenen Bereich des Internets umschauen. Wenn es ins Detail geht – das legen die Aussagen in diesem Prozess nahe – kommt man ohne amerikanische Hilfe nicht ans Ziel.

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Indes haben es die Spezialisten aus dem Kommissariat 35 auch mit einem Spezialisten zu tun bekommen, zeigte sich am Montag. Es habe Monate gedauert, sein Laptop zu knacken: Als das Spezialeinsatzkommando in die Wohnung eindrang, konnte Jörg W. seinen Hauptrechner noch herunterfahren. In Gang bekommen habe man das Gerät erst wieder nach Monaten, hieß es vor Gericht. Der Burscheider sei schon „sehr fachkundig“.

Burscheider hat einen Hang zu Pädophilie

In seinen vereinzelten Aussagen zeigt sich der Mann, der bei der Razzia verhaftet wurde und seit Monaten in Untersuchungshaft sitzt, durchaus kooperativ. Er macht auch keinen Hehl daraus, dass er mit dem Verteilen der Hardcore-Kinderpornos auch seine eigenen sexuellen Vorlieben bedient hat. In den einschlägigen Darknet-Foren, wo dieses Material angeboten wird, hat er Spuren hinterlassen. Sein Nickname war weniger fantasievoll als die Methoden, mit denen er zu einer großen Nummer in der Szene wurde: „Fancy“.

Der Prozess wird im Lauf der Woche fortgesetzt, allerdings einmal mehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit: Kinderporno-Fotos und -Filme werden gezeigt. Dagegen waren die Bilder am Montag harmlos: Sie zeigten eine Server-Farm, die ziemlich unaufgeräumte, triste Wohnung des Angeklagten, sein Computer-Equipment und ein paar Kleidungsstücke, die eher nicht zu einem Mann gehören.