Leverkusen – Das Fahrrad ist einer der Gewinner der Pandemie. „Versuchen Sie mal ein E-Mountainbike zu bestellen, das dauert so lange wie bei einem neuen Auto“, sagt Ralf Uttich, Leverkusens Fahrradbeauftragter. Aber obwohl mehr Menschen mit dem Rad zur Arbeit fahren, hat sich das in den letzten beiden Jahren im Freizeitverkehr nicht so deutlich gezeigt: 2019 fuhren über die Saison rund 4500 Fahrgäste mit dem Bergischen Fahrradbus, im vergangenen Jahr zählten die kooperierenden Verkehrsunternehmen RVK, Wupsi und Ovag nur 1332 Fahrgäste.
Allerdings war der Bus pandemiebedingt da auch nur an 37 Fahrtagen im Bergischen unterwegs, 2019 waren es 75. „Die Zahlen sind nicht vergleichbar, wir rechnen damit, dass wir dieses Jahr wieder auf rund 4500 Fahrgäste kommen“, sagt Wupsi-Geschäftsführer Marc Kretkowski. Denn die Saison kann pünktlich zum Start der Osterferien beginnen: Am Samstag, 9. April, um 9 Uhr fährt der Bus mit dem großen Fahrradanhänger zum ersten Mal los in seiner fünften Saison.
Neuer Zubringer
„Der Fahrradbus ist ein Erfolgsrezept“, lobt Elke Reichert, Umweltdezernentin im Rheinisch-Bergischen Kreis. Oberbürgermeister Uwe Richrath sieht das Angebot als wichtiges Instrument, um das Bergische Land und das Rheinland zusammenzuführen „und unsere schöne Heimat den Menschen näher zu bringen.“
Der Fahrpreis richtet sich nach dem VRS-Tarif. Die Fahrt vom Opladener Busbahnhof bis Burscheid Bahnhof kostet beispielsweise drei Euro, die komplette Strecke bis nach Marienheide 11,20 Euro. Ergänzend zum Einzel-Ticket muss ein Fahrrad-Ticket erworben werden (Einzelfahrt 3 Euro, ganzer Tag 4,80 Euro). Je nach Mitnahmeregel kann die Fahrradmitnahme für VRS-Abo-Inhaber (z.B. Jobticket) auch kostenlos sein.
Der Bergische Fahrradbus fährt samstags, sonntags und an Feiertagen zwischen 9 und 18 bzw. 20 Uhr vom 9. April und bis zum 1. November 2022. In den Bussen gelten die Hygieneregeln der aktuellen Coronaschutzverordnung.
Informationen zum Fahrplan, Fahrzeiten und Vorschlägen für Radtouren von der Strecke ausgehend im Internet. (stes)
Insgesamt drei Busse –je einer der drei beteiligten Verkehrsunternehmen – sind auf der Strecke zwischen Leverkusen-Opladen und Marienheide (siehe Infografik) unterwegs. Neu dazugekommen ist ein „Zubringer“ aus Bergisch Gladbach zum Bahnhof Burscheid: Auch die Linie 430 führt künftig einen Radanhänger mit und ist optisch als Fahrradbus erkennbar. „Damit haben wir noch einen zusätzlichen Einstieg in die Route und schließen den südlichen Rheinisch-Bergischen Kreis besser an“, freut sich Reichert.
Von allen Stopps aus kann man auf verschiedene Radrouten einsteigen, die bekanntesten sind der Bergische Panorama Radweg und der Panorama-Radweg Balkantrasse. Aber auch zu den großen Talsperren der Region führen Radwege ab den Haltestellen. Der Vorteil: Entlang der Strecke kann man so lange Radeln, wie Kraft, Lust oder Akku reichen und sich spontan entscheiden, wo man wieder in den Bus einsteigen möchte. „Der öffentliche Nahverkehr steht immer noch stark im Wettbewerb mit dem Auto, weil die meisten Menschen die Einstellung haben, mit dem Auto geht es dann doch schneller und einfacher“, sagt Kretkowski. Beim Fahrradbus ist das aber nicht der Fall. Selbst wenn man die Möglichkeit hat, sein Fahrrad mit dem Auto zu transportieren, muss man nach der Tour doch immer wieder dahin zurück, wo man angefangen hat. Dazu kommen nun natürlich auch noch die hohen Spritpreise, die viele vom Autofahren abbringen.
Hoffnung auf Neun-Euro-Ticket
Ein zusätzlicher Booster für den Bus könnte das von der Bundesregierung geplante Neun-Euro-Monatsticket für den öffentlichen Nahverkehr sein, das auch für den Fahrradbus gelten würde. „Was die Umsetzung betrifft, gibt es noch viel zu klären“, sagt Gregor Mauel vom Regionalverkehr Köln (RVK). „Aber das wäre natürlich ein super Anreiz für den Einstieg in den Nahverkehr.“ Den man dann vielleicht auch in den Alltag übernehmen kann.
„Der Fahrradbus ist nicht nur für Touristen attraktiv, sondern er animiert auch Einheimische, ihre Heimat neu zu erkunden“, sagt Tobias Kelter, Geschäftsführer „Das Bergische“. Und auch das ist schließlich eine Folge der Pandemie: Die Erkenntnis, dass Urlaub und Erholung durchaus auch vor der Haustür zu finden ist.