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Supermarkt MontanusstraßeBurscheids neue Innenstadt wirft Fragen auf

Lesezeit 3 Minuten
Eine Skizze von Walenta Architekten zeigt den geplanten Geschäfts- und Wohnkomplexan der Montanusstraße in Burscheid

So könnte der geplante Geschäfts- und Wohnkomplex an der Montanusstraße aussehen.

„Im Rathaus weiß die linke Hand nicht, was die rechte tut“: Der Plan für einen Geschäftskomplex an der Montanusstraße ruft Kritik des BUND hervor. Denn der Bau wird die Balkantrasse eng machen.

Manfred Lindenau ist nicht der Einzige, dem das Projekt im Detail nicht gefällt. Auch Sabine Krämer-Kox vom ADFC hat Fragen und Verbesserungsvorschläge zum geplanten großen Geschäfts- und Wohnkomplex an der Montanusstraße. Während das Großprojekt, dem eine Schlüsselrolle bei der Wiederbelebung der Burscheider Innenstadt zugedacht ist, von allen Politikern begrüßt wird, rührt sich sozusagen außerparlamentarische Opposition.

Lindenau, der den Bund Umwelt- und Naturschutz Deutschland in Burscheid vertritt, sieht mit dem Bau größere Ziele der Stadtplanung gefährdet: Der Verkehrswende falle der Erweiterung der Innenstadt zum Opfer. Offenbar wisse im Rathaus die „linke Hand nicht, was die rechte tut“.

Denn das Ensemble kommt der Balkantrasse nicht nur extrem nah. Sie muss sogar verlegt werden. Lindenaus Befürchtung: „Durch das Projekt wäre die Trasse blockiert. Es wäre die Chance verbaut, ein erstklassiges Stück Verkehrsinfrastruktur zu sichern, mit guten Verbindungen zu den Räumen Leverkusen, Köln und Wuppertal.

Baack kann Bedenken nicht zerstreuen

Diese Kritik brachte Lindenau am Donnerstag zu Beginn der Ratssitzung im Haus der Kunst an. Und er bekam Antworten, die ihn nicht restlos überzeugen konnten. Die Pläne des Architekturbüros Walenta „liegen bisher nur in Skizzen vor“, erklärte Marc Baack. Der Beigeordnete im Rathaus ließ aber zweierlei durchblicken: dass Nachverhandlungen, die zu einer Verschiebung des Komplexes führen könnten, „schwierig“ werden dürften, weil die Verträge mit dem Investor Marc Wierig unterschrieben sind.

Aber auch die verlegte Balkantrasse biete genug Platz – nicht nur für Radler und Fußgänger, sondern auch ein Verkehrsmittel mit Motor. Baack erinnerte daran, dass auf der früheren Route des Balkanexpress garantiert keine Eisenbahn mehr fahren werde. Denn schon in der Nachbarstadt Wermelskirchen „gibt es keine Schienentrasse mehr", der Bahn-Anschluss nach Lennep wäre mithin nicht mehr möglich.

Blick auf die Balkantrasse auf Höhe der Montanusstraße in Burscheid im Herbst 2022

Die Balkantrasse in Höhe der Montanusstraße in Burscheid

Machbar, daran erinnerte Baack, seien hingegen selbstfahrende Shuttle-Busse oder eine Kombibahn, um die Verbindung zwischen dem Bergischen Land und der Rheinschiene zu verbessern. Für beide Varianten sei der geplante Komplex an der Montanusstraße kein Flaschenhals.

Vom ADFC kam am Donnerstag vor dem Rat keine grundsätzliche, aber Detail-Kritik: Die im Untergeschoss vorgesehen Fahrrad-Stellplätze seien zwar für die Bewohner sinnvoll und wohl auch ausreichend. „Aber was ist mit den Rädern der Kunden“, fragte Sabine Krämer-Kox. Die noch nicht lange umgebaute Hauptstraße zeige, wie es nicht sein dürfe. Mangels Abstellplätzen machten Besucher ihre Räder an den Bäumen fest. So etwas müsse an der Erweiterung des Zentrums von vornherein vermieden werden.

Der auf mehrere Gebäude verteilte Komplex soll insgesamt um die 5500 Quadratmeter Fläche haben. Für den Lebensmittel-Vollsortimenter samt Backshop sind bis zu 1900 Quadratmeter reserviert, der erwünschte Drogeriemarkt soll rund 700 Quadratmeter Platz haben. Dazu sollen ein weiterer Laden kommen und Gastronomie. Knapp 1000 Quadratmeter in den Obergeschossen sind für Büros und Praxen gedacht, etwa 1600 für Wohnungen. 33 sieht das Konzept des Essener Immobilienentwicklers Marc Wierig vor. Geplant hat das Büro des Arnsberger Architekten Sascha Walenta.

Und weil es sich offen gezeigt hat für allerlei Anregungen aus den Burscheider Ratsfraktionen, gibt es dort auch keinerlei Widerstand. Die Fragen zur Innenstadt-Erweiterung in Richtung Rathaus stellen BUND und ADFC.