Leichlingens Bürgermeister Frank Steffes hatte versucht, in Gesprächen mit Naturfreunden und Crew zu vermitteln.
Konflikt um VereinsgeländeLage für Naturfreunde Leichlingen spitzt sich zu – Klage geplant
Es sollte so etwas wie ein letzter Versuch sein, die Situation zu retten, als Bürgermeister Frank Steffes den Konflikt um den Bebauungsplan Nr. 108 „Am Block“ im Dezember zur Chefsache machte. Der Bürgermeister wollte sich mit Naturfreunden und Crew auseinandersetzen, um vielleicht doch noch zu einer Lösung im Konflikt zwischen beiden Seiten zu kommen. Am Montagabend im Ausschuss für Stadtentwicklung, Wirtschaft und Tourismus stand der Bericht über die entsprechenden Gespräche auf der Tagesordnung. Der Tenor: Eine Lösung scheint nicht in Sichtweite.
Seit 2002 steht das Naturfreunde-Gelände Am Block unter Naturschutz, eine Duldung hatte es dem mehr als 100 Jahre alten Verein erlaubt, das Gelände trotzdem für seine Zwecke zu nutzen. Unter anderem geht es um 17 Campingplätze, die der Verein dort betreibt und ihm Einnahmen bringen, ohne die er nach eigenen Aussagen nicht existieren könne. Menschen leben in diesen Unterkünften. Die Duldung war nun ausgelaufen. Um dort zu bleiben, müsste der Verein einen neuen Bebauungsplan einreichen.
Den gibt es nach wie vor nicht. Bei einem hitzigen Treffen mit den Fraktionsspitzen hatte der Vereinsvorsitzende Reinhold Pupka eine Ideenskizze mitgebracht. Neben dem Problem um den B-Plan geht es in der Sache zudem um einen Streit zwischen den Naturfreunden und dem Freizeitverein Crew mit angeschlossener Firma, der inzwischen über Anwälte ausgetragen wird. Wie Reinhold Pupka von den Naturfreunden mitteilt, soll es allerdings bald einen Vermittlungsversuch, eine Mediation, vor dem Landgericht Köln geben.
Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln
- Zoff in der Werkstatt Leverkusener nach Schlägerei mit Kunden fast rehabilitiert
- Flüchtlinge Mehr Abschiebungen aus Köln als in den Vorjahren
- Plädoyer im Kölner Gericht Krankenschwester wollte ihre Mutter töten – das fordert der Staatsanwalt
- Corona-Pandemie Amtsgericht verurteilt Hennefer wegen gefälschter Covid-Tests
- Neue Klage gegen Erzbistum Als angehende Messdienerin missbraucht – Kölnerin fordert hohe Geldsumme
- Alarmierende Zahlen Schaden durch Wirtschaftskriminalität hat sich in NRW verdoppelt
- „Drive-by-Shooting“ in Köln Prozess um Attentat auf Geschäftsmann endet mit Freispruch
„Nach Bewertung der Forderungen sowohl der Naturfreunde, als auch von Crew bleibt abschließend festzuhalten, dass bis zum heutigen Tage eine Lösung auf dem Kompromissweg nicht gefunden werden konnte“, heißt es nun in einer Stellungnahme von Bürgermeister Steffes. Die Fronten beider Seiten seien erheblich verhärtet und beide Seiten nicht oder kaum bereit, sich aufeinander zuzubewegen: „Eine Lösung scheint daher eher unwahrscheinlich.“
Im Gespräch mit den Naturfreunden habe der Bürgermeister gebeten, den Geltungsbereich des B-Plan-Aufstellungsbeschlusses zu akzeptieren. Als Kompromiss habe er angeführt, die Campingplätze so zu verkleinern, dass die Flächen südlich des Weges freigeräumt werden könnten. Außerdem habe Steffes vorgeschlagen, darüber nachzudenken, wie man mit der Crew weiterhin zusammenarbeiten könne. Ein öffentliches Interesse an den Entwicklungswünschen der Naturfreunde gebe es nur, wenn die Nutzung über das Eigeninteresse der Naturfreunde hinausgehe, so der Bürgermeister.
Über den Austausch mit der Crew steht wenig in der Stellungnahme: „Die CREW e.V. hat den Bürgermeister nach Gesprächsanfrage zunächst nach dem Grund des Gesprächs gefragt und nach entsprechender Information per Mail an den Bürgermeister geantwortet. Entsprechend hat der Bürgermeister diese Mail beantwortet.“ Die Rahmenbedingungen, die die Crew für eine weitere Zusammenarbeit schon vor einem Gespräch mit Steffes gestellt habe, seien nicht zu erfüllen gewesen, so der Bürgermeister auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“. Deshalb sei es zum Gespräch gar nicht gekommen.
Politisch wird die Aufhebung des B-Plans wohl dann bald wieder auf der Tagesordnung stehen. Reinhold Pupka zeigt sich im Gespräch mit der Redaktion enttäuscht. „Natürlich haben wir das Gesprächsangebot angenommen. Wir sind für jeden Vorschlag offen“, sagt er. Im Gespräch habe er dann Kompromissangebote gemacht, unter anderem, eine 1000 Quadratmeter große Wiese als Ausgleich abzugeben.
Gegen einen politischen Beschluss könne der Verein natürlich nicht vorgehen, so Pupka. Aber man wolle gegen die Auswirkungen des Beschlusses klagen. Eine andere Wahl habe der Verein nicht. „Es ist de facto eine Enteignung“, so Pupka. Er sieht sich in der Sache im Recht und beruft sich sowohl auf das Landes- als auch das Bundesnaturschutzgesetz.