An ihrem ersten Infostand auf dem Leichlinger Wochenmarkt hatten die Stadtnetzwerkerinnen großen Zulauf und viele Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern über die Umgestaltung der Innenstadt.
Netzwerkerinnen auf dem MarktBäume liegen den Leuten in Leichlingen besonders am Herzen
Sie sind bisher in Leichlingen noch gar nicht so sehr bekannt, die „Stadt-Netzwerkerinnen“, die das Integrierte Handlungskonzept zur Innenstadtentwicklung (InHK) begleiten und sich seit einem halben Jahr um die Kommunikation mit der Bevölkerung kümmern. Denn ihr Büro im Quartierstreff konnten sie noch nicht eröffnen, weil die städtische Informationsstelle im Ladenlokal der früheren Commerzbank in der Kirchstraße noch nicht bezugsfertig ist. Aber nach ihrem ersten Infostand auf dem Wochenmarkt am Mittwoch hat sich das nun schlagartig geändert.
„Wir waren um 10 Uhr hier. Und eine Viertelstunde später ging es richtig los. Da kam eine Traube von Menschen auf uns zu“, berichtete Isabel Maniura und zeigte sich am Mittwoch mitten in ihrer Sprechstunde im Freien geradezu begeistert über die Resonanz in der Einwohnerschaft: „Wir haben ganz tolle Gespräche, die Leichlingerinnen und Leichlinger sind sehr freundlich und interessiert. Wir sind total fasziniert, wie groß das Engagement hier ist“, schwärmte die Sozialwissenschaftlerin, die schon in etlichen Städten in ähnlicher Mission unterwegs war.
Das neue Infomobil auf Rädern ist in Leichlingen schnell aufgebaut
Mit ihrem Infomobil auf zwei Rädern, einem Fahrradanhänger mit ausklappbarem Schreibtisch und Sonnen- oder Regenschirm, hatte sie sich für zwei Stunden neben Obstladen und Strickstrümpfen postiert, um die Meinungen der Bürgerschaft zu Stadtparks und Wohnquartieren, Brückerfeld, Einzelhandel und Verkehr einzufangen. Anregungen und Kritik sammelte Maniura mit ihrer Kollegin Lena Lammertz, beide sind Mitarbeiterinnen des Kölner Planungsbüros Dr. Jansen, welches das Leitbild für die Blütenstadt entworfen hat und das Projekt- und Citymanagement für das InHK leistet. Lammertz vertrat die erkrankte zweite Stadtnetzwerkerin, Silke de Roode.
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Welches Thema die Leute auf dem Markt am meisten interessiert hat, ist für Ortskundige nicht schwer zu erraten: Bäume. Ihr Schutz und Fällungen, die mit dem Stadtumbau schon geschehen und verbunden sind, regt viele Einwohnende auf. Entsprechend wurden die beiden Stadtnetzwerkerinnen mit Beschwerden zum Grünen bombardiert.
Die Klimaschutz-Initiative „Future for Leichlingen“ ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und nutzte den Infostand, um Unterschriften für ihren Bürgerantrag für den Erhalt der Linden auf dem Marktplatz zu sammeln. Über die konkrete Umgestaltung hat der Rat zwar noch nicht entschieden, erklärte auch Linda Nebel vom städtischen Planungsamt, die ebenso wie Wirtschaftsförderin Myrjam Passing eine Weile mit am Infostand war. Aber bevor es zu spät ist, wollen die Umweltschützer die Fällungen verhindern, die in ersten Entwürfen zu diesem InHK-Baustein zu sehen gewesen sind. Ex-Baudezernent Helfferich Preuschen, quasi der „Vater des Brückerfelds“, kam vorbei und widersprach der Behauptung, dass die Linden ohnehin keine günstige Überlebensprognose hätten, weil unter ihnen eine Asphaltschicht sei. Die Bäume seien damals in große Erdgruben gesetzt worden und könnten daher sehr wohl ausreichend Wurzeln schlagen.
Preuschen machte auf ein Verkehrsproblem aufmerksam: Den engen Schulweg zwischen Markt- und Brückenstraße, der durch ausufernde Außengastronomie behindert werde. Gerd Ribbeck bat die Netzwerkerinnen, sich dafür einzusetzen, dass auch auf unter Denkmalschutz stehenden Häusern Solarenergie-Anlagen erlaubt werden müssten. Kundinnen wünschten sich, dass mehr Einzelhandel, vor allem ein Schuhgeschäft nach Leichlingen kommen soll. „Das versuchen wir als Citymanagerinnen sehr gerne“, sagte Maniura, die mit Immobilienbesitzern und Händlern ohnehin Gespräche zur gewerblichen Entwicklung und zum Branchenmix führt. Sie meint: „Die Situation ist hier aber noch recht gut.“ Das örtliche Geschäftsleben beurteilt sie als vital, obwohl es Ausbaupotenzial gäbe.
Prozess des Stadtumbaus wird auch als Chance begriffen
Versöhnlich fällt ihr Fazit zu den Reaktionen der Bürgerschaft aus: „Es gibt auch viel Positives. Viele erkennen die Chancen, dass sich die Stadt im InHK-Prozess weiterentwickelt.“ Die Jugendbeteiligung für den Freizeittreff Am Hammer sei gut gelaufen und dass 2023 eine Gestaltungsfibel für das Stadtbild erstellt wird, werde sehr begrüßt.
Sigrid Lindackers sprach gegen Ende der Sprechstunde die Hoffnung aus, dass die Stimmen der Einwohnerschaft auch gehört werden: „Seit 2017 sind wir Bürger eingebunden worden und haben uns rege an Versammlungen und Workshops beteiligt – nur haben wir die Wünsche in den Planungen nicht wiedergefunden“, sagte sie enttäuscht: „Das war eigentlich alles nur ein Alibi.“ Aufgeben will die engagierte Seniorin dennoch nicht. Sie werde sich weiter einmischen und sich auch in der Fragestunde der nächsten Ratssitzung wieder zu Wort melden – diesmal um gegen die drohenden Steuererhöhungen zu protestieren.