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StarkregenWas passierte am 1. August in Leichlingen und wie reagiert die Stadt?

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Der Ablauf neben der L294 (in der Bildecke links unten) war überfordert. Aufräumen und Fazit-Ziehen war nach der kurzen aber heftigen Sturzflut vom Donnerstag angesagt. Foto: Ralf Krieger

Der Ablauf neben der L294 (in der Bildecke links unten) war überfordert.

Am 1. August wurden Teile von Leichlingen von heftigen Regenfällen erwischt. Die Wassermassen überfluteten Straßen.

Drei Wochen nach dem heftigen Platzregen, der Teile von Leichlingen am 1. August heftig in Mitleidenschaft zog, hat die Stadt eine erste Analyse des Geschehens veröffentlicht. Demnach fielen am Donnerstag, 1. August, zwischen 16 und 17 Uhr in der Innenstadt 45 Liter Regen pro Quadratmeter. Eigentlich entspricht das einem Jahrhundertereignis laut der langfristigen Einordnung des Deutschen Wetterdienstes. Allerdings hat der DWD in dieser statistischen Bewertung die Starkregenereignisse von 2018 und 2021, die in Leichlingen ungleich schwerere, zum Teil bis heute nicht beseitigte Schäden anrichteten, noch nicht berücksichtigt.

Besonders von dem Regen am 1. August betroffen waren die Stadtgebiete Balken, Büscherhöfen, Germaniabad und Unterberg. Allerdings traten dieses Mal, anders als vor drei Jahren, weder der Weltersbach noch der Murbach über die Ufer. Die Überflutung der Straßen kam nach Angaben der Stadt vor allem durch Wasser zustande, das von den umgebenden Hängen nicht aufgenommen wurde und zu Tal rauschte.

Das Regenwasser mischte sich mit lehmigem Ackerboden, Geröll und Geäst, führte dann zu überfluteten Wegen und Straßen und in der Folge auch Kellern etwa in der Straße Germaniabad, die nahe an der Mündung des Weltersbaches in die Wupper liegt. Die Stadt führt aus, dass nicht primär verstopfte Gullys für die sich in Teiche verwandelnden Straßenabschnitten verantwortlich waren, sondern die schlichte Tatsache, dass die üblichen Straßeneinläufe und Kanäle von ihren Querschnitten her nicht für solche Starkregenereignisse ausgelegt sind.

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Ob die Gullyeinläufe durch Laub oder Geröll verstopft sind, spielt daher aus Sicht der Stadt eine untergeordnete Rolle, da das Kanalsystem von solchen Wassermassen wie am 1. August sowieso überfordert ist. Sie weist aber darauf hin, dass die Auffangkörbe unter den Gullydeckeln zweimal jährlich gereinigt werden, zuletzt sei das Ende Juni geschehen.

Lösungen für den Schutz vor Hochwasser sind langwierig

Zwar hat die Stadt seit 2018 angefangen, etwa Retentionsflächen für Wassermassen bei Starkregen zu identifizieren. Aber ob eine solche Fläche tatsächlich als Retentionsraum genutzt werden kann, hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel davon, ob private Grundstückseigentümer bereit sind, Flächen als Retentionsraum zur Verfügung zu stellen. Auch in der besonders von Hochwassern betroffenen Ortslage scheitert die Umsetzung eines Schutzkonzeptes daran, dass es Interessenkonflikte mit Inhabern benötigter Flächen gibt. Deshalb existiert das Konzept weiterhin nur auf dem Papier, konnte aber noch nicht in die konkrete Planungs- und Genehmigungsphase gebracht werden.

Kleinräumige Lösungen für besseren Hochwasserschutz etwa am Blütenweg, in Höhscheid, in Kradenpuhl, in Hülstrunk oder Oberbüscherhof seien inzwischen realisiert und hätten sich am 1. August auch bewährt, so die Verwaltung.

In diesem Zusammenhang lässt der Wupperverband aktuell die Machbarkeit eines Rückhaltebeckens im Weltersbach vor Büscherhöfen prüfen. Fällt die Prüfung positiv aus und fördert das Land ein solches Becken, das Hochwasserfluten aufnehmen soll, will die Stadtverwaltung das Projekt zügig umsetzen. Zudem soll das Regenwasser aus Dachrinnen in der Innenstadt künftig in Erdmulden, Zisternen und Versickerungsanlagen abgeleitet werden. Eine erste Zisterne mit 65 Kubikmeter Wasser Fassungsvermögen wurde im vergangenen Jahr als Teil des vom Bund geförderten Projektes blau-grüne Klimaachse unter dem Stadtpark installiert. Zwar fangen diese in den nächsten Jahren zu errichtenden Anlagen, die in trockenen Jahren zur Bewässerung städtischer Grünflächen dienen, bei Starkregen nur eine vergleichsweise kleine Menge Wasser auf. Aber auch sie sind ein Beitrag in der Vorsorge gegen Schäden durch Starkregen.

Die Stadtverwaltung weist aber auch erneut auf die Verantwortung jedes private Grundeigentümers für Hochwasserschutz hin. Wer etwa eine Regenwasserzisterne auf seinem Grundstück einbaut, Flächen entsiegelt oder auf größeren Grundstücken Mulden anlegt, die Sturzregenmengen aufnehmen können, sorgt mit dafür, dass der Abfluss großer Regenmengen auf der Bodenoberfläche sich verringert.

Ein immer wieder mal angeregter Umbau des gesamten Entwässerungssystems mit größeren Kanalquerschnitten, aber auch zum Beispiel größeren Querschnitten von Dachrinnen und Regenfallrohren würde jedoch immense Bau- und Unterhaltskosten bedeuten, die nicht zuletzt auch von privaten Grundstückseigentümern getragen werden müssten, scheidet als Lösungsansatz also aus.