Die Hürde, katholischer Priester zu werden, ist hoch, Gottesdienste kann aber fast jeder leiten. Dafür gibt es Kurse. Der nächste fängt Mitte Januar an.
Priestermangel in LeverkusenKatholische Kirche sucht Ehrenamtler im Namen des Herrn
In einem prächtigen Gewand vor der Gemeinde stehen und eine tolle Predigt halten, das ist vermutlich ein Traum nicht nur vieler Messdiener. Die Bläck Fööss machten diesen Traum zu einem Lied: „Ich wör `su jään ens Weihbischof, dat wör en prima Saach.“
Es gibt Kirchen und Glaubensrichtungen, in denen darf so gut wie jeder einen Gottesdienst halten. Es reicht, sich berufen zu fühlen, in der Versammlung aufzustehen und zu predigen. In manchen evangelistischen Gemeinden ist das so. In der katholischen Kirche herrscht mehr Ordnung, hier sind die Hürden hoch: Die Ausbildung zum Priester oder Diakon dauert Jahre und für die Ämter werden bekanntlich nur Männer akzeptiert, die Priester müssen zusätzlich zölibatär leben.
Diakone dürfen heiraten, wenn sie wollen, dann aber können sie aber den Sprung zum „richtigen“ Priester nicht schaffen. Nur die dürfen die sieben Sakramente ausgeben, also Messen halten, Taufen und Eheschließungen vornehmen, die Beichte abnehmen, Firmung, Priesterweihe und Krankensalbung durchführen.
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Fast jeder Katholik kann Gottesdiensthelfer werden – und jede
Jetzt will man für alle katholischen Leverkusener Gemeinden neue Ehrenamtler im Namen des Herrn gewinnen: Fast jeder kann sich theoretisch zum Gottesdienstleiter ausbilden lassen – es ist einer der wenigen Wege, auf denen es auch Jugendlichen und Frauen gelingen kann, einen katholischen Gottesdienst zu leiten.
Die meisten Bewerber als Gottesdienstleiter sind tatsächlich Frauen. Bei ihnen – aber natürlich auch bei den Männern – werden ein paar Dinge vorgegeben: Ein fester eigener Glaube wird vorausgesetzt. Daneben ist Interesse an liturgischen Abläufen hilfreich. Außerdem kämen ausschließlich Katholiken infrage, Mitgliedschaft in der Kirche sei selbstverständlich, erklärt Pfarrer Hendrik Hülz. Man wird langsam herangeführt: „Niemand muss befürchten, dass er gleich nach Abschluss der sechsteiligen Kursreihe auf einen Ostergottesdienst losgelassen wird!“, betont der Schlebuscher Pfarrer.
Ausbildung und erste Stationen
Vor dem ersten Einsatz ist Ausbildung angesagt: Die Anwärterinnen und Anwärter werden an sechs Abenden ab dem 18. Januar von der Opladener Pastoralreferentin Donata Pohlmann geschult. Dann gehe es mit kleinen Zusammenkünften los: eine Rosenkranz-Andacht vielleicht oder ein Kindergottesdienst. Alles Weitere entwickele sich. Dass sich in dieser Nische gerne Frauen tummeln, ließ sich zuletzt öfter an Heiligabend auf dem Bauernhof von Franz-Josef Klein beobachten. Drei Frauen hielten in den letzten zwei Jahren an der lebensgroßen Krippe am Nachmittag Kindergottesdienste ab.
Dem Ganzen liegen natürlich auch die Zwänge des Priestermangels im Erzbistum Köln zugrunde. Hülz: „Bis 2030 wird sich die Zahl der Priester und Diakone halbieren.“ Bis dahin sind es nur noch gut sieben Jahre: Die Zeit drängt offenbar.
Das Gewand gibt es nicht
Dennoch: Selbstdarsteller, die womöglich segnend durchs Dorf schreiten und sich mit „Hochwürden“ ansprechen lassen oder ähnliches würden natürlich nicht gesucht. Bisher habe Hendrik Hülz aber noch niemanden dabeigehabt, den man nicht auf eine Gemeinde loslassen konnte. Die meisten seien auch nicht an einem festlichen Gewand interessiert, wie es die Priester tragen. So schön das aussieht: Das bekommt man also erstmal von der Gemeinde nicht gestellt.
Einer, der das schon lange betreibt, ist Hieronimus Emilian, der in Sankt Joseph regelmäßig eine Andacht leitet und vorbetet. Der 84-Jährige ist ehemaliger sri-lankischer Profifußballtrainer und Fifa-Schiedsrichter, er war bereits in seiner Heimat Messdiener und sagt über sich, er sei „ein guter Katholik“. Auch, wenn man seinen Akzent beim Beten deutlich heraushört: Die Kirche ist bei ihm immer gut gefüllt.