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Bergische GeschichteMorsbroicher Briefe als Zeugnisse der französischen Revolution

Lesezeit 3 Minuten

Das Schloss in einer alten Ansicht.

Leverkusen – Ältere Schriften zu entziffern, das will gelernt sein. Für die Arbeitsgemeinschaft Geschichte in Leverkusen mündete diese Übung nun in einer Publikation, welche im „tredition“-Verlag unter dem Titel „Die französischen Revolutionstruppen im Bergischen Land 1795-1800/1814 in den Briefen des Verwalters von Schloss Morsbroich“ vorliegen. Es handelt sich dabei um eine Publikation im Gefolge der Französischen Revolution ab September 1795.

Unter der Leitung des Historikers Hans-Jürgen Dorn ist die Arbeitsgemeinschaft historisch interessierter Laien in die Tiefe der Briefe von Johann Peter Linden gestiegen, dem Verwalter des Schlosses Morsbroich, die er nach dem Tod des Komturs des Deutschen Ordens Ignatz Franz Felix von Roll an dessen Amtsnachfolger geschrieben hatte, um über die Vorgänge auf dem Schloss zu berichten.

Wortgewandtheit

Adressat war Carl Franz Friedrich von Forstmeister zu Gelnhausen, Landkomtur der Ordensprovinz Franken. Von ihm ist ein Bild erhalten, vom Leverkusener Verwalter gibt es keines, aber aber einige biografische Daten.

Das Cover des neuen Buchs mit einem plündernden Soldaten.

Linden, 1758 als erstes Kind eines Bierbrauers in Mülheim an der Ruhr geboren, muss eine gute Ausbildung genossen haben, da seine Briefe von Wortgewandtheit zeugen und er gut recherchierte.

Plündernde „Räuberbande“

Was er aus seinem Umfeld erfuhr und selbst sah, brachte er zu Papier, seine persönliche Beobachtungsgabe ist auffällig. Um das Jahr 1800 schreibt er: „Es hat sich seit einem selben Jahren ein zu 160 Mann starke, meistens mit Gewehren versehene Räuberbande eingefunden. Von diesen wurden noch in gestriger Nacht in hiesiger Nähe das Haus eines wohlbemittelten Bürgers um Mitternacht, nach dem zuvor alle Hausgenossen genebelt, vom Speicher bis in den Keller rein ausgeleeret.“ Marodierende und plündernde französische Soldaten gehörten zum Alltag und einige der Bilder aus dem Büchlein zeigen Szenen, in denen Reisende ihre letzten Habseligkeiten verlieren.

Auszug aus einem Brief des Verwalters Linden.

Auch im Schloss waren karge Zeiten angebrochen und wie die Arbeitsgemeinschaft herausarbeitet, versuchte Linden in den Kriegsjahren, „den wirtschaftlichen Schaden für Morsbroich so gering wie möglich zu halten.“ 1799 berichtet Linden von leeren Kassen. Die Pensionen und Gehälter konnten nicht mehr bezahlt werden. „Die beiden pensionierten Herren Simon und Niclas der hiesige Jäger, die Köchin, Gärtner und Schreiner, alle schreien bei mir um Geld und Auszahlungen ihrer noch rückständigen Pensionen.“

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Vergessene Historie

Hans-Jürgen Dorn erläutert: „Dieser Teil der Geschichte des Rheinlands ist hinter den Ereignissen der Kriege Napoleons so weit in den Hintergrund gerückt, dass heute keine Erinnerung an diese schlimme Zeit, die diese Region Deutschlands damals durchlitt, mehr vorhanden ist.“

Schloss Morsbroich heute.

Spannend ist auch die Geschichte hinter dem Buch. So hatte Dorn die Briefe vor vielen Jahren im Historischen Archiv der Stadt Köln sowie dem Archiv der Stadt Leverkusen und im Landesarchiv in Koblenz gefunden und in ihrer ursprünglichen Reihenfolge wieder zusammengeführt.

Begeisterte Mitglieder

Sein Dank und Lob gilt nun den Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Geschichte in Leverkusen. „Die AG-Mitglieder ließen sich begeistern und haben sich unter meiner Betreuung in mühsamer Kleinarbeit und mit großer Ausdauer an die Arbeit der Entzifferung gemacht. Sie verfassten die Einleitung, sie begutachteten das Bildmaterial, das ich ihnen vorschlug, und lasen Korrektur.“

Die französischen Revolutionstruppen im Bergischen Land 1795-1800/81 in den Briefen des Verwalters von Morsbroich, 12,50 Euro: „tredition“-Verlag, ISBN: 978-3-7497-4629-3