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Bunt gemischte GruppeDie Linke gibt es auch satirefrei – Umwelt und Soziales im Fokus

Lesezeit 3 Minuten

Keneth Dietrich und Gisela Kronenberg führen die Liste der Partei Die Linke an.

  1. Eine recht bunt gemischte Liste tritt zur Kommunalwahl an. Es handelt sich um ein lockeres Wahlbündnis von Linken, Piraten-Partei und der Satirepartei Die Partei.
  2. Wer steckt denn nun dahinter und was wollen die Kandidaten?

Leverkusen – „Wir fangen neu an und sind auf einem ganz guten Weg.“ Sagt Keneth Dietrich. Der 29-jährige Student – Biologie und Chemie in Bonn – ist Spitzenkandidat der Partei Die Linke für die Stadtratswahl am 13. September. Der Linken ist der Mitbegründer der bei der vorherigen Wahl noch kandidierenden Lev-Partei erst vor Kurzem beigetreten. Aber auf der Reservelisten der Linken tummeln sich sowieso viele, die der Partei gar nicht angehören.

Vielmehr handelt es sich um ein lockeres Wahlbündnis von Linken, Piraten-Partei und der Satireveranstaltung Die Partei. Letztere stellt mit Christian Alexander Langer auch einen chancenarmen Bürgermeister-Kandidaten. Aber das ist mehr eine Jux-Veranstaltung, während Die Linke es durchaus ernst meint. Sagt Keneth Dietrich.

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„Wir können auch ganz satirefrei ernsthaft Politik machen“, sagt aber auch Gisela Kronenberg. Die 69-jährige frühere Lehrerin an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Rheindorf kandidiert als Parteilose auf Platz 2 der Linken-Reserveliste. Sie vertritt die Partei jetzt bereit im Bauausschuss. Bekannt geworden ist sie in Leverkusen durch ihr Engagement beim „Netzwerk gegen Lärm“, wo sie sich zur Expertin für die Altlast Dhünnaue entwickelt hatte. Der Kampf gegen eine Deponieöffnung ging verloren und wohl auch der für einen langen Autobahntunnel. Aber Kronenberg ist hartnäckig. „Wenn ich mich erst einmal festgebissen habe, lasse ich so schnell nicht locker. Das haben schon manche zu spüren gekriegt.“ Umwelt und soziale Themen liegen ihr besonders am Herzen.

„Innovatives Sammelbecken“

Aus linken Bewegungen ist auch Keneth Dietrich zu den Linken gekommen. „Ich bin immer neugierig, und wenn sich Leute für Themen engagieren, die mich interessieren, geh ich hin und mach auch schon mal mit“, erzählt er, wie er zur Lev-Partei kam, die sich inzwischen zerlegt hat, und wie er nun bei „Lev ist bunt“ und bei „Fridays for Future“ mitmischt. „Ich habe nur keinen Bock auf Destruktion. Ich will Positives bewirken und an mehr Lebensqualität in den Stadtteilen arbeiten.“

Die bunt gemischte Kandidatentruppe auf der Linken-Liste empfindet Dietrich, der jetzt gemeinsam mit Björn Boos Die Linke im Rat vertritt, als „innovatives Sammelbecken“. Man kannte sich von gemeinsamen Aktionen. „Dann haben wir uns Anfang des Jahres zusammengesetzt und gegenseitig berochen und schließlich Arbeitskreise gegründet und gemeinsam Ideen entwickelt.“ 150 Seiten mit Vorschlägen seien so entstanden. Doch Corona hat den Schwung deutlich gebremst. „Ein Manifest ist dann nicht mehr daraus geworden.“

Überhaupt hatte Die Linke in Leverkusen erst kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu. Erst linkte die frühere Grünen-Politikerin und dann Spitzenkandidatin der Linken Nicole Kumfert ihre Partei und blockierte fünf Jahre lang ein Ratsmandat, das sie nicht ausübte, dann erkrankte der zweite Ratsvertreter, Vilim Bakaric, schwer und fiel ins Koma. Erst kurz vor Ende der Wahlperiode konnte Die Linke im Rat mit ihrem Neuanfang wieder Fuß fassen. Nun hoffen Dietrich und Kronenberg im neuen Stadtrat vertreten zu sein, am liebsten auch mit der Dritten im Bund, Fatma Kisikyol, dann hätten sie Fraktionsstatus.