Schon sein halbes Leben kifft der 32 Jahre alte Opladener. Die Polizei fand bei ihm rund ein Kilo Haschisch und Marihuana.
DrogenprozessEin Leverkusener will nur unter Freunden gedealt haben
Die Drogen sind nicht das Problem, sondern das Pfefferspray. Weil in seiner Wohnung in der Adalbertstraße so etwas gefunden wurde, ist der 32 Jahre alte Malik C. (Name geändert) vor der 14. Großen Strafkammer des Landgerichts gelandet. Ihm wird vorgeworfen, mit Haschisch und Marihuana gehandelt zu haben. In seiner Wohnung in der Adalbertstraße und auf dem Dachboden eines Hauses in der Wilhelmstraße, wo ein Freund wohnt, fand sich rund ein Kilo Marihuana, außerdem Haschisch. Zu seiner Ausrüstung als Dealer habe aber eben auch das Pfefferspray gehört.
Nur Letzteres bestreitet der Angeklagte am Mittwoch in Köln. Das Tier-Abwehrspray habe seine Ex-Freundin einst im Center-Shop – also legal – gekauft, weil sie zwei Katzen besaß, die sie frei laufen ließ in der Gegend rund ums Naturgut Ophoven. Die Gefahr, dass den Tieren etwas zustößt, sei durchaus real gewesen, berichtet er: Ein Nachbar habe einen Rottweiler gehalten, „da hätte sie nix machen können“. Außer Sprühen. Dazu ist es offenbar nie gekommen. Die Dose, von der Spurensicherung fotografiert, sieht ungebraucht aus.
Nach der Trennung von seiner Freundin sei das Spray nur durch Zufall in seiner neuen Wohnung gelandet, sagt der Angeklagte. Er habe die Dose aussortiert und hinter den Fernseher gestellt. Keine gute Idee, wie sich bei der Durchsuchung herausstellte: Für die Ermittler ist das Pfefferspray eine Waffe, mit der sich ein Drogendealer schützt.
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Für Malik C. kann davon keine Rede sein. Ja, er habe Marihuana verkauft – aber ausschließlich an Freunde. Und das auch nur, um seinen eigenen Konsum zu finanzieren. Das Gras habe er für 2,50 Euro pro Gramm erworben und zum doppelten Preis weitergegeben. Zwei Drittel der Drogen habe er vertickt, ein Drittel selbst konsumiert, sagt der Angeklagte. „Könnte hinkommen“, kommentiert der Vorsitzende Richter Ralph Ernst diese Rechnung. Ärger mit Kunden, so der Beschuldigte, habe es nie gegeben. „Bei dem guten Preis für den guten Stoff gibt es keinen Stress“, sekundiert sein Verteidiger Bernhard Scholz.
Denkbar sei aber auch, dass Malik C. anderen Dealern ins Gehege gekommen sei, die Opladen als ihr Hoheitsgebiet verstehen, hält Richter Ernst dagegen. Auch das verneint der Beschuldigte. Von seiner Darstellung, Drogenhändler für den Eigenbedarf zu sein, rückt er nicht ab. Derzeit, das beteuert der Opladener auf Nachfrage, dealt er nicht. Aber er kifft – das Verfahren vor dem Landgericht stresse ihn.
Mehr als ein Kilo Drogen wurde bei dem Opladener gefunden
Ansonsten verlaufe sein Leben jetzt wieder in geordneten Bahnen, sagt er. Bei einer Kölner Zeitarbeitsfirma habe er einen unbefristeten Vertrag; derzeit arbeite er in einer Gießerei. Als im Mai 2020 in seiner Wohnung und auf einem Dachboden in der Wilhelmstraße mehr als ein Kilogramm Marihuana und Haschisch gefunden wurden, habe das etwas anders ausgesehen: Da sei er ohne Job gewesen, nachdem das Lager, in dem er gearbeitet hatte, wegen der Corona-Pandemie zugemacht habe. Vier bis fünf Joints habe er am Tag geraucht, gibt er an.
Gut ein halbes Jahr zuvor sei die Beziehung zu seiner Freundin nicht ohne Stress auseinander gegangen. Die Trennung wurde sogar bei Gericht bekannt: Es gab einen Prozess wegen häuslicher Gewalt. Auch sonst sei nicht alles rund gelaufen, räumt er auf Anstoß von Richter Ernst ein: Er musste Privatinsolvenz anmelden.
Seine Familienverhältnisse waren auch nicht einfach: Zu seiner deutschen Mutter habe er keinen Kontakt mehr, seit sie seinen türkischen Vater verlassen habe und nach Leichlingen gezogen sei. Mit seinen vier Halbgeschwistern verbinde ihn nicht viel. Sie stammten aus der ersten Ehe seines Vaters, die dieser in der Türkei geschlossen hatte. Klingt nach einer Erklärung, für einen nicht sehr geradlinigen Lebensweg. Ob er den 32 Jahre alten Mann nun ins Gefängnis führt, ist offen.