Ellen Lindner sieht Leverkusens Stadtmitte vor einem tiefgreifenden Wandel, der auch notwendig sei.
Einzelhandel in LeverkusenIHK dringt auf mehr Gastronomie, Events und Wohlfühlfaktor
„Das ist schon ein herber Rückschlag für Wiesdorf.“ Die für Ende Juni angekündigte Schließung von Galeria Kaufhof in Leverkusen raube dem Einkaufszentrum in der Stadtmitte einen wichtigen Magneten am westlichen Ende, sagt sie. Dennoch will Ellen Lindner nicht in Pessimismus verfallen. Im Gegenteil. Die Geschäftsführerin der IHK in Leverkusen sieht die Stadt weiterhin als einen ausgezeichneten Einzelhandelsstandort. Doch seien jetzt Weichenstellungen nötig.
Dass der Einzelhandel sich in einem grundlegenden Wandel befindet, zeichnet sich seit Jahren ab, weiß Lindner, die zum Jahresanfang die Leitung der IHK-Geschäftsstelle an der Schusterinsel in Opladen übernommen hat. „Der Kaufhof ist ja auch nicht das erste, sondern das letzte Kaufhaus, das in Wiesdorf schließt. Diese Art von Kaufhäusern hängt ja irgendwo in der Mitte, will nahezu alles bieten und ist weder Discounter noch KaDeWe. Und jede Angebotsvielfalt kann inzwischen vom Internethandel getoppt werden.“
Dennoch habe gerade Kaufhof immer noch für eine gute Kundenfrequenz in der Wiesdorfer City gesorgt. Nun müsse dringend eine Zwischenlösung gefunden werden, weil ein länger andauernder und größerer Leerstand zu einer Abwärtsentwicklung des Zentrums führen könnte. Damit sei es aber nicht genug, betont Lindner: „Spätestens jetzt muss die Frage gestellt werden: Wie soll die City Wiesdorf in zehn Jahren aussehen? Es muss jetzt ein schlüssiges Konzept für eine Neuaufstellung im Zentrum her, das zugleich potenzielle Besucher wie auch Investoren überzeugt.“
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Einkaufen muss ein Erlebnis sein
Erste Gespräche und Überlegungen gebe es wohl, von einem Plan kann ihres Wissens aber noch nicht die Rede sein. Was so ein Plan beinhalten müsste? „Es geht nicht mehr nur um den Einkauf“, sagt Lindner mit Hinweis auf die Entwicklung in anderen Großstädten. „Der Einkauf muss zum Erlebnis werden, das Zentrum sollte auch zum Verweilen einladen. Mehr Gastronomie wäre dabei hilfreich, auch grüne Wohlfühloasen täten gut. Und Events, die nicht überall geboten werden. In der Sportstadt Leverkusen könnte ich mir zum Beispiel eine offene Sportmesse in der Fußgängerzone gut vorstellen.“
Oft täten sich kleinere oder mittlere Städte leichter damit, den Einzelhandel mit anderen örtlichen Akteuren zu gemeinsamen Veranstaltungen zusammenzuführen. Aber auch in Leverkusen gebe es über die Werbegemeinschaften ermutigende Ansätze.
Wie Lindner, die in Lützenkirchen wohnt, sich überhaupt sicher ist: „Leverkusen kann sich sehen lassen! Die Stadt ist nach wie vor ein sehr guter Standort, nicht allein für Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen, sondern gerade auch für den Einzelhandel.“ Der sei im Stadtgebiet gut sortiert, wie auch in deren drei Zentren. Allerdings habe es in Wiesdorf seit vielen Jahren deutliche Alarmsignale gegeben, ohne dass bisher ein notwendiges Umdenken Ergebnisse hervorbringe.
Dabei habe die Stadtmitte einige Trümpfe auf der Hand: die sehr gute Verkehrsanbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln, demnächst auch mit einem enger getakteten RRX, ein umfangreiches Parkplatzangebot und ausgezeichnete fußläufige Erreichbarkeit. Nur müsse eben an der Attraktivität des Angebotes und der Verweilqualität gearbeitet werden. „Es gibt in Leverkusen viel Kaufkraft. Die gilt es am Ort zu halten, um hier Umsätze zu erzielen und Arbeitsplätze zu erhalten.“ Schließlich sei die schnelle Verbindung nach Leverkusen zugleich die schnelle Verbindung aus der Stadt hinaus. Wer in Leverkusen nicht gern einkauft, hat es nicht weit zu den Alternativen.
Bei der Aufgabe, mit einem attraktiven Angebot Besucher in die Stadtmitte zu locken, sieht Lindner von der kommunalen Seite her die Wirtschaftsförderung Leverkusen in Abstimmung mit der Stadtplanung gefordert. Diese müsse letztlich die Gespräche mit den Eigentümern führen und Lösungen finden. Für die City C und das Postgelände gebe es inzwischen Entwicklungsperspektiven, die es noch umzusetzen gelte. Für den Teil von Rathaus-Galerie bis Marktplatz fehle noch der Plan, die City mit einem spezialisierten Profil und besonderen Attraktionen wieder zu einem Magneten zu machen.