Leverkusen – Wenigstens einen schönen Abend hatte der Kandidat. Mittags hatte Axel Voss sich auf der Digitalkonferenz Republica in Berlin mit lauter Gegnern herumzuschlagen, die seine EU-Urheberrechtsnovelle für einen großen Murks halten, der das Internet zerstört. Am Dienstagabend auf Schloss Morsbroich badete der CDU-Mann in warmer Zuneigung von Parteifreunden – zwei Leute von der Jungen Union saßen gar in der ersten Reihe und nickten eifrig, als Voss seine Ansichten über die Wahrung des Urheberrechts im Netz darlegte.
Der Kandidat für das Europäische Parlament dürfte derzeit einer der Bekanntesten seiner Zunft sein. Allerdings um den Preis wütender, auch persönlicher Angriffe.
Wahlplakate werden verunstaltet
Dass Europa-Politik so aufregend sein kann, ist für den Juristen aus Bonn eine neue Erfahrung. In seinem Wahlkreis, der sich von der Bundesstadt am Rhein bis nach Leverkusen hinaufzieht, bekommt Voss die Ablehnung in Form verunstalteter Wahlplakate mit. In Leverkusen hält sich der Schaden noch in Grenzen. Aber vorsorglich bedankte sich der Kandidat am Dienstag schon mal „für das Mitleiden“, wenn die Helfer neue Plakate kleben müssen.
Obwohl er eigentlich über den Brexit reden sollte, widmete sich der Berichterstatter zur neuen EU-Datenschutzverordnung in der Fraktion der Europäischen Volkspartei länger dem heißen Streit um den Schutz des Urheberrechts im Internet.
Urheberrecht ist von gestern
Voss musste im Verlauf der Debatte feststellen, dass es nicht mehr für selbstverständlich gehalten wird, geistiges Eigentum zu schützen. Dass hinter Musik, Filmen, Texten auch Menschen stehen, die das als Beruf haben, davon also leben, wird von den Gegnern der Urheberrechtsnovelle ausgeblendet. Der Streit konzentriert sich auf Upload-Filter, die womöglich das einzige Mittel sind, das Verbreiten urheberrechtlich geschützten Materials einzudämmen.
Dass es dabei haken könnte, weiß Voss. Deshalb soll versucht werden, in Deutschland ohne diese Filter auszukommen. Das Dilemma umschrieb er vor rund 80 Parteifreunden so: „Keiner will das Urheberrecht abschaffen. Keiner will Youtube abschaffen.“
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Bei jungen Leuten ist Voss mit dieser Botschaft nicht durchgedrungen. Nachdem sein Werk durchs EU-Parlament gegangen ist, „bleibt eine frustrierte Generation zurück“, hat der 56-Jährige festgestellt. Seine Lehre daraus: „Wir müssen anders kommunizieren.“ Auf der Republica hat das kein bisschen geklappt. Auf Morsbroich schon.