Mit einer neuartigen Werbekampagne will die Stadtverwaltung gezielt junge Leute für den Job gewinnen.
EuropawahlLeverkusen hat so viele Wahlhelfer wie nie – aber es reicht nicht
Liegt’s daran, dass mehr Menschen den Eindruck haben, die Demokratie könnte gefährdet sein? Und sich deshalb einsetzen bei der praktischen Umsetzung des urdemokratischen Aktes, der Wahl? Klar beantworten können das am Montag im Rathaus weder der Wahlleiter, noch der Dezernent, in dessen Ressort Wahlen fallen. Oberbürgermeister Uwe Richrath und Alexander Lünenbach stellen nur mit einiger Genugtuung fest, dass das erste interne Werben um Helferinnen und Helfer bei der Europawahl am 9. Juni schon recht erfolgreich war.
Rund 1200 Personen braucht die Stadtverwaltung, um die 146 Wahllokale besetzen zu können – rund 800 hätten sich schon gemeldet. „So früh hatten wir noch nie so viele Leute“, ist die Zwischenbilanz von Oliver Gäcke, der als Leiter des Bereichs Bürger und Integration in der Stadtverwaltung auch alle Wahlen organisieren muss.
Zwei Drittel sind gewonnen
Zwei Drittel des erforderlichen Personals für den sonntäglichen Ganztags-einsatz – um die zusammenzubekommen gab es in der Verwaltung zwei Informationsveranstaltungen. Dass sie so ertragreich waren, erklärt sich die städtische Öffentlichkeitsarbeiterin Britta Meyer damit, dass routinierte Wahlhelferinnen und -helfer viel Positives berichtet hätten von ihren Einsätzen für die Demokratie. Das habe offenbar motivierend gewirkt. Auch Uwe Richrath erinnert sich gern an seine Einsätze im Wahllokal, „da war ich noch gar nicht in der Partei: Ich fand das spannend zu sehen, wie ein Stadtteil wählt.“ Und man komme mit den Leuten ins Gespräch.
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Die positiven Erlebnisse stehen auch im Mittelpunkt einer selbstgeschneiderten städtischen Werbekampagne. Sie richtet sich vor allem an junge Leute, läuft am Dienstag, 5. März, auf Facebook und Instagram an. Gezeigt werden zwei Filme, in denen neben erfahrenen Wahlhelfern auch die Neulinge Marwin Klos, der sich im Jugendstadtrat engagiert, und Celine Kaiser zu sehen sind. Kaiser macht eine Ausbildung in der Stadtverwaltung, dürfte also auch den Appell des Oberbürgermeisters mitbekommen haben: „Ich sage allen, die eine Ausbildung beginnen, dass der Einsatz im Wahllokal dazu gehört, aus meiner Sicht“, betont Richrath.
Für Schüler kann es einen Bonus geben
Weiteren Schub soll die Kampagne durch gezielte Ansprache der weiterführenden Schulen bekommen. Die Idee: Findet sich in den Abschlussklassen ein größerer Anteil an Wahlhelfern – bei der Europawahl darf man nicht nur ab 16 Jahren wählen, sondern auch ab 16 Jahren helfen –, gibt es aus der Stadtkasse einen Zuschuss für die Abschlussfeier der Schule.
Ohnehin gibt man sich bei der Stadt Leverkusen eher großzügig beim „Erfrischungsgeld“, wie die Entschädigung für Wahlhelferinnen und Wahlhelfer genannt wird: Wer in einem der 108 Urnen-Wahllokale und damit von 7.30 Uhr bis zum Ende der Auszählung irgendwann nach 18 Uhr Dienst tut, bekommt 50 Euro. Der kürzere, erst um 14.30 Uhr beginnende Dienst in einem der 36 Briefwahllokale, die am 9. Juni in der Rheindorfer Käthe-Kollwitz-Schule konzentriert werden, wird mit 40 Euro vergütet. Das Minimum liege bei 25 Euro, sagt Severin Schipp, der sich im Rathaus um die Abwicklung dieses Urnengangs kümmert.
Das städtische Werben um Wahlhelferinnen und Wahlhelfer beschränkt sich aber nicht auf Facebook und Instagram: 100 Plakate werden in den Niederlassungen der Stadtverwaltung und anderen öffentlichen Gebäuden ausgehängt; außerdem wurden 2500 Handzettel gedruckt – versehen mit einem QR-Code, der auf die Stadt-Seite im Internet führt.
Schließlich gibt es am Dienstag, 7. Mai, eine Informationsveranstaltung für Bürgerinnen und Bürger, die sich für diesen Helferdienst an der Demokratie interessieren. Sie beginnt um 17 Uhr im Ratssaal am Friedrich-Ebert-Platz.