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Hochwasserschäden in LeverkusenSchulsanierung wird noch Jahre dauern

Lesezeit 4 Minuten

Erst im Sommer 2024 kann die Theodor-Heuss-Realschule, die im hinteren Teil aufgestockt wird – wieder bezogen werden.

Leverkusen – Schlimmer geht immer. Das Ausmaß der Schäden nach der Flutkatastrophe vom 14. Juli 2021 nimmt weiterhin zu, denn was das Wasser an der Substanz der betroffenen Gebäude angerichtet hat, stellt sich in manchen Fällen erst nach und nach heraus. So haben sich die Fachleute auch bei der Schadensbegutachtung an den städtischen Gebäuden in Leverkusen gründlich verkalkuliert.

Erheblich teurer

War im September noch von einer Gesamtschadenssumme von 33 Millionen Euro die Rede gewesen – nicht eingerechnet die ebenfalls schwer getroffenen städtischen Tochterbetriebe wie beispielsweise das Klinikum –, so geht Maria Kümmel, Fachbereichsleiterin der städtischen Gebäudewirtschaft, inzwischen von knapp 60 Millionen Euro aus. „Wenn es gut geht“, so ihre wiederholte Bemerkung mit Blick auf die aktuelle Preisentwicklung im Baugewerbe und dramatische Lieferschwierigkeiten, als sie einen aktualisierten Überblick zur Lage ihrer „Flutprojekte“ im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Bauen vortrug.

Dabei ist die Theodor-Heuss-Realschule an der Wiembachallee in Opladen „unser größtes Sorgenkind“. Während der Flut war deren Kellergeschoss komplett unter Wasser, das Erdgeschoss immer noch 40 Zentimeter hoch. Die komplette Gebäudetechnik, überwiegend im Keller installiert, wurde zerstört. Schon das Gebäude zu trocknen, wurde zu einer Sisyphos-Arbeit, da immer wieder neu Wasser durch die beschädigte Betonhülle und aus einer undichten Grundleitung ins Gebäude eindrang. Die Technik soll nun, ebenso wie einige zerstörte Fachräume, in oberen Etagen untergebracht werden. Die hölzerne Außenverkleidung der Fassade wurde im unteren Bereich irreparabel zerstört und muss erneuert werden. Der Brandschutz im Gebäude muss außerdem an aktuelle Bauvorschriften angepasst werden.

Die Wassermassen rund um Wupper und Wiembach haben im Juli 2021 auch die Theodor-Heuss-Realschule geflutet.

Die Sporthalle ist an den Wänden, Böden und der Ausstattung enorm von Schimmel befallen, zudem sind Schadstoffe wie Asbest und PCB entdeckt worden. Die Halle muss abgerissen werden und soll durch eine neue Dreifach-Sporthalle ersetzt werden. Die Abbrucharbeiten werden in Kürze ausgeschrieben. Der Neubau wird frühestens im Sommer 2026 fertig sein – Maria Kümmel: „eher unwahrscheinlich“ – und rund 14 Millionen Euro kosten – „wenn alles gut läuft“. Da es sich bei dieser Halle um eine Erweiterung handelt, werden die Kosten dafür – anders als bei den übrigen Flutschäden – nicht voll vom Land übernommen, so dass knapp vier Millionen von der Stadt allein zu tragen sind.

Rund 60 Millionen Euro Schäden an städtischen Gebäuden - Beispiele:

Freiherr-vom-Stein-Gymnasium: Der Schulbetrieb läuft seit Anfang Februar wieder in Schlebusch, einige Arbeiten müssen noch fortgesetzt werden, so auch die Wiederherstellung der Turnhalle, der Ersatz technischer Anlagen im Untergeschoss und die Sanierung der Aula. Bis zum Sommer will man fertig sein. Knapp 4,4 Millionen Euro betragen die Kosten.

Remigiusschule: Seit fünf Wochen wieder in Betrieb, während die Sanierung bis zu den Osterferien weiterläuft. Kostenpunkt: 1,2 Millionen Euro.

Villa Wuppermann: Für eine knappe Million Euro soll das Schlebuscher Bürgerhaus bis Jahresende saniert sein.

Altes Bürgermeisteramt Schlebusch: Die Trocknungsarbeiten im Keller sind abgeschlossen, der Wiederaufbau soll es im Herbst sein. 800 000 Euro sind dafür bereitgestellt.

Naturgut Ophoven: Gut neun Millionen Euro sind an Sanierungskosten beantragt worden, die Wiederherstellung ist noch in Planung. Wann diese erfolgt, ist noch völlig ungewiss.

Jugendhaus Lindenhof: Auf 6,7 Millionen Euro sind die Arbeiten an dem Gebäude kalkuliert, das die Sparkasse Mitte Februar übernommen hat. Die Rückbau- und Trocknungsarbeiten sind abgeschlossen. Eine Fertigstellung ist noch nicht absehbar. (ger)

Um die im Keller zerstörten Fach- und Technikräume flutsicher unterzubringen, müssen drei dafür weichende Klassenzimmer neu untergebracht werden. Dafür soll der hintere, zur Kleingartenanlage hin gelegene Gebäuderiegel ein zusätzliches Stockwerk in Holzbauweise erhalten. Um wenigstens das etwas beschleunigen zu können, gab der Bauausschuss am Montag einstimmig den Weg zu einer freien Vergabe ohne lange Planungs- und Vergabezeiten frei.

Verfahren beschleunigt

Auch der Schulausschuss entschied spontan, auf den Bau- und Planungsbeschluss zu verzichten. „Sie sehen mich sehr betroffen und bestürzt. Vier Jahre Bauzeit für eine Sporthalle! Das geht einfach nicht“, sagte Gisela Schumann (CDU) und in Richtung der hier vortragenden Andrea Pesch: „Sagen Sie uns, was wir tun können, damit es schneller geht.“ Der Verzicht auf den Planungsbeschluss würde keine Jahre, aber zumindest ein paar Monate einsparen, sagte Pesch. So will es auch der Schulausschuss – wobei der Rat formell noch zustimmen muss.

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Generell aber gilt: Alles dauert viel länger und wird viel teurer. Aktuell kalkuliert die Gebäudewirtschaft mit Sanierungskosten von 16,3 Millionen Euro für das Hauptgebäude, 2,5 Millionen für die Aufstockung, 14 Millionen für die Sporthalle und 1,3 Millionen Euro für die zurzeit als Ausweichquartier benötigte Containeranlage in Steinbüchel. Im Sommer 2024 – „das geht bei diesem Bauvolumen beim allerbesten Willen nicht schneller“ – könnte der Schulbetrieb an der Wiembachallee wieder starten, so hofft Kümmel. Zunächst dann eben noch ohne vergrößerte Sporthalle.