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„Ich habe Ausdauer“Deswegen will Uwe Richrath Oberbürgermeister bleiben

Lesezeit 5 Minuten

Eher ruhig und bedächtig tritt Uwe Richrath auf, der lieber moderiert als auf den Tisch haut und der das direkte Gespräch sucht.

  1. Uwe Richrath ist seit 2015 Oberbürgermeister Leverkusens. Nicht alle seine Vorhaben hat er bisher umsetzen können.
  2. Seine SPD hat im Vorfeld der Wahl für Unruhe gesorgt. Wie will er wiedergewählt werden? Im Video erklärt er, was sein größter Erfolg und seine größte Niederlage ist.
  3. Lesen Sie hier nochmal das Porträt des SPD-OB-Kandidaten, der im ersten Wahlgang knapp 46 Prozent der Stimmen holte.

Leverkusen – Der Anfang ist nicht leicht gewesen für den Seiteneinsteiger in die öffentliche Verwaltung. „Aber ich habe Ausdauer und ich bin sehr lernfähig“, sagt Uwe Richrath. Seit fünf Jahren ist der selbstständige Kaufmann, der zuvor in drei Geschäften in Remscheid und Wuppertal Oberbekleidung verkauft hat, Oberbürgermeister von Leverkusen. Und das heißt eben auch: Chef des Konzerns Stadt Leverkusen mit seinen 2700 Mitarbeitern.

„Ich verstehe Verwaltung heute besser“, sagt Richrath, der sich reingeschafft hat in die Rolle des Kommunalmanagers. Und der sich unversehens als Krisenmanager wiederfand.

Anfangs noch bei der Unterbringung von Flüchtlingen, zuletzt im Krisenstab zur Bewältigung der Corona-Pandemie, die Leverkusen mit forschem Vorangehen bisher gut hinbekommen hat.

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Krisenmanager

Mit der Rückkehr aus den Ferien und dem Schulstart kommen neue Risiken hinzu. „Es geht hier nicht um Verbote – damit allein ist das nicht hinzubekommen“, ist sich Richrath sicher. „Es geht um Einsicht und um Selbstkontrolle.“ Gegenseitiger Respekt und Rücksichtnahme sind ihm wichtig. Richrath ist kein Poltergeist wie sein Vorgänger im Amt, er ist selten aus der Ruhe zu bringen. Lieber moderiert er und sucht den Ausgleich als mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.

Dabei ist er ständig gefordert. Die Doppelrolle als Repräsentant einer Großstadt und deren Verwaltungschef ist mehr als ein Fulltime-Job. „Das Amt frisst einen auf“, bekennt Richrath, der auf seine Fitness achtet, regelmäßig läuft und mit dem Rad unterwegs ist, um die Sieben-Tage-Woche zu überstehen, die das Wort Feierabend nicht kennt.

Weil ein Oberbürgermeister immer und überall für alle da sein muss. Und der für alles verantwortlich gemacht wird, was so geschehen kann auf der Welt. Über das, was im Netz so zu lesen ist, will er sich lieber nicht aufregen. Das wäre Energieverschwendung.

Der Rheindorfer kennt Leverkusen gut und ist bestens vernetzt. 

Lieber sucht er das persönliche Gespräch. Das gilt für seine Kontakte in die Politik, besonders in die Nachbarstädte der Region, in die örtliche Wirtschaft und überhaupt – eine Lieblingsvokabel von ihm – in die „Stadtgesellschaft“. Es zieht ihn in die Stadtteile, in die Wohnquartiere, und wenn er jetzt mit seinem Lasten-E-Bike zu Wahlkampfständen in die Stadtteile fährt, bekommt er den direkten Bürgerkontakt, der ihm wichtig ist.

Was Bürger wollen

Da erfährt der Rathauschef, was die Bürgerinnen und Bürger wirklich bewegt. Nein, es sind nicht Autobahnbau oder City-Sanierung, weder die Gewerbesteuerpolitik noch das Schloss Morsbroich, die dann angesprochen werden. „Es geht vor allem immer wieder um Sauberkeit und Sicherheit, um Grünschnitt und Geschwindigkeitskontrollen. Und um Parkplätze, die sind inzwischen überall Mangelware.“

Das mache ihm auch deutlich, wie dringend es sei, eine Mobilitätswende hinzubekommen. „Wir ersticken in dieser Stadt an unseren Autos.“ Dass dies immer mehr Menschen bewusst werde, gebe aber auch Anlass zu Hoffnung.

Und weil der Autobahn-Ausbau in Leverkusen noch bis mindestens 2045 andauern werde, bleibe auch dabei die Hoffnung, dass die Mobilität sich bis dahin wandelt und nicht mehr das Maximum gebaut werde. So lange dürfe Leverkusen nicht müde werden zu protestieren.

Zur Person

Uwe Richrath, geboren am 1. Januar 1961 in Leverkusen, ist aufgewachsen in Rheindorf, Abitur an der Gesamtschule Rheindorf. Er ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn.

Als Einzelhandelskaufmann führte er vor seiner Wahl zum Oberbürgermeister selbstständig drei Textilgeschäfte in Remscheid und Wuppertal.

In die SPD trat Richrath im Jahr 2000 ein, er ist seit 2005 Vorsitzender des Ortsvereins Rheindorf/Hitdorf. Seit 2009 ist er Mitglied des Stadtrats.

Im September 2015 gewann er die Wahl zum Oberbürgermeister mit 51,2 Prozent Stimmenanteil gleich im ersten Wahlgang.

„Heute für morgen“ heißt Richraths Wahlslogan, was er damit erklärt, dass er Kommunalpolitik eben längerfristig angehen will. Zum Beispiel beim Thema Gewerbesteuern. Da gehe es nicht darum, aggressiv Unternehmen anzuwerben, sondern dauerhaft gesunde Strukturen zu schaffen. Im Chempark und darüber hinaus.

Deal mit der Wirtschaft

Die Gewerbesteuersenkung habe funktioniert, die Einnahmen seien nicht eingebrochen, sondern bei halbiertem Hebesatz nahezu gleich geblieben; die großen Unternehmen hätten ihre Zusagen eingehalten. Die Chemie bleibt in der Corona-Krise stabil, Sorge bereiten ihm die Automobilzulieferer. „Es geht um Arbeitsplätze, um eine starke Industrie. Wir brauchen eine starke Netzstruktur innovativer Unternehmen um den Chempark.“

Aber auch den krisengebeutelten Handel will der gelernte Kaufmann unterstützen, der gleichwohl weiß, dass die Leerstände in den Stadtzentren sich nicht allein mit anderen Geschäften füllen lassen. „Wir werden verstärkt auf Dienstleister setzen müssen, beispielsweise aus dem medizinischen Bereich.“

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Aber auch seine Verwaltung soll einen Beitrag leisten, wenn das Bürgerbüro demnächst aus dem Rathaus in die frühere Sparkassen-Filiale neben dem Kaufhof umzieht. Und wenn weitere Verwaltungseinheiten womöglich in der City C angesiedelt werden. „Bürgernahe Dienstleistungen bringen Besucherfrequenz.“

Die Unterstützung der Ratsgruppe Opladen plus hat Richrath sich mit seiner Zusage gesichert, das seit Jahren geforderte Bürgerbüro in Opladen einzurichten. Und auch in Schlebusch will er ein solches einrichten, wo die zunehmend digitale Stadtverwaltung mit ganz analogen Leistungen vor Ort sein soll.

Kein Parteilogo ist auf Richraths Wahlplakaten zu finden, nur ein rotes Quadrat als diskreter Hinweis.

Während Opladen plus auf seinen Plakaten mit dem Konterfei des amtierenden OB wirbt und zum „Uwe Richrath wählen“ aufruft, ist auf Richraths eigenen Plakaten kein SPD-Logo zu finden. Lediglich ein rotes Quadrat. Ist ihm seine eigene Partei, die im Vorfeld der Wahl mit brutalen Grabenkämpfen in Leverkusen von sich reden gemacht hat, etwa peinlich?

So will er das natürlich nicht sehen. „Es ist eine Persönlichkeitswahl. In Sachfragen stehe ich zu meiner Partei, da gibt es keine Distanz zur SPD. Aber ich muss darüber hinaus deutlich machen, dass ich der Oberbürgermeister für alle sein will.“

https://uwerichrath.de/