- Die CDU Leverkusen und ihr OB-Kandidat Frank Schönberger sind im Wahlkampfmodus.
- Unterstützung holen sie sich mit ihrem alten Bekannten Herbert Reul ins Boot.
- Der NRW-Innenmnister spricht in Opladen über seine Themen: Sicherheit und Regeln für alle.
Leverkusen – Irgendwann zur Mitte seiner Rede hin sagt Herbert Reul einen Satz, der ihn, den Innenminister des Landes NRW, wohl am besten beschreibt: „Ich spreche so, wie ich denke.“ Soll heißen: frei heraus. So, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Und vielleicht ist genau das der Grund, warum die CDU Leverkusen ihren politischen A-Promi im Wahlkampf zu dieser Veranstaltung am Donnerstagabend in die Neue Bahnstadt eingeladen hat: Reul besitzt das, was man gerne als „Bürgernähe“ bezeichnet. Er besitzt die Fähigkeit, sich jederzeit auf die Augenhöhe seines jeweiligen Gegenübers zu begeben. Das macht ihn, wenn man so will, normal. Authentisch.
Bauchgefühl ist angesagt
Vor allem aber macht ihn das angreifbar – weil man eben auch mal Fehler begeht, wenn Bauchgefühl und „frei Schnauze“ angesagt sind. Und während die meisten Politiker , zumal im Wahlkampf, Fehler zu vermeiden versuchen und sich schwer tun, solche zuzugeben, hat Reul kein Problem damit. Das betont er immer wieder – und kommt maximal souverän rüber.
Derjenige, den er an diesem Abend unterstützt, gilt in der Stadt, in der Reul selber zur Schule ging und als Lehrer tätig war und in der er trotz Bundeskarriere noch immer zig Freunde hat, als nicht so souverän. Als jemand, der nicht umfassend eloquent ist. Als jemand, der sogar in der eigenen Partei nie gänzlich unumstritten war. Und der im September dennoch Oberbürgermeister werden will: Frank Schönberger.
Wuseliges „Team Schönberger“
Dessen Wahlkampfunterstützer – gekleidet in schwarze Shirts mit „Team Schönberger“-Schriftzügen auf dem Rücken – wuseln durch die auf Abstand ausgelegten Sitzreihen der „PMC Rail International Academy“ an der Werkstättenstraße. Sie filmen. Reichen Mikrofone. Machen Fotos. Sie sind – ebenso wie ihr OB-Kandidat und der Opladener Ortsverbandsvorsitzende Robert Budde – eifrig bemüht um Reul. Und sichtlich stolz, diesen Mann zu Gast zu haben.
Reul spricht über die Sicherheit im Lande. Er spricht über die Bekämpfung von Kriminalität. Er landet irgendwann – auf eine Nachfrage aus dem Publikum hin – bei Clan-Machenschaften und der bekannten Leverkusener Großfamilie und betont, dass es zwar unmöglich sei, derlei Strukturen binnen weniger Jahre zu zerstören. Dass seine Leute, seine Ermittler, jedoch schon viel erreicht hätten. Und das sei am wichtigsten: diese Konsequenz. Dieses Schritt-für-Schritt-Vorgehen.
Realismus und dicke Bretter
Da ist er dann wieder: Reuls Realismus. „Politiker versprechen viel. Aber es ist Quatsch zu denken: Ich wähle diese oder jene Partei – und die Welt ist sofort schön.“ Nein: Es gehe ums Bohren dicker Bretter. Um Beharrlichkeit.
Und um die absolute Priorität des Rechtsstaates und seiner Regeln. „Denn nur wenn alle die befolgen, ist ein gutes Leben für jeden von uns möglich.“ Mit „alle“ meint er tatsächlich alle: auch sich selbst. Auch die Polizisten, deren Chef er in NRW ist. „Wer Fehler macht, der muss dafür geradestehen.“ Überhaupt: Gerade diese Regeln – so schmerzvoll sie mitunter auch seien – hätten ja dazu geführt, dass Deutschland in der Corona-Pandemie bislang so vergleichsweise gut dastehe.
Das Kalkül siegt
Am Ende merkt man, dass auch viele jener Anwesenden, die offensichtlich nicht aus Reihen der CDU kommen, von Reul angetan sind. „Sie haben mich überzeugt“, sagt einer von ihnen. Das Kalkül siegt also. Denn: So etwas färbt auch auf einen OB-Kandidaten ab, der an diesem Abend zwar in der ersten Reihe sitzt, aber zweifelsohne nur die zweite Geige spielt.
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