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Jobservice LeverkusenWeniger Hilfe für Langzeitarbeitslose in Sicht

Lesezeit 3 Minuten
le-JSL-Straßenreiniger

40 zuvor Langzeitarbeitslose kümmern sich, mit Lastenrädern und Werkzeugen ausgestattet, im Auftrag des Jobservice Leverkusen (JSL) um die Pflege der Radwege.

Leverkusen – Einerseits sind es nachweisbare Erfolge, die Thomas Schorn als Geschäftsführer des Jobservice Leverkusen (JSL) bei der Beschäftigungsförderung für Langzeitarbeitslose für 2021 vermelden kann – trotz widriger Umstände. Andererseits spricht er aktuell selbst von einer „dramatischen Entwicklung“, die viele gute Ansätze in Frage stelle und gefährde.

Es ist eine schwierige und langwierige Aufgabe für den JSL, Menschen mit „multiplen Vermittlungshemmnissen“, die seit vielen Jahren bereits arbeitslos sind, wieder an eine Beschäftigung heranzuführen, sie wieder an die Disziplin und Leistungsbereitschaft des Arbeitsalltags zu gewöhnen. Aber hoffnungslos ist es nicht. Gerade das im Februar 2020 gestartete Projekt „Pflege der Leverkusener Radwegetrassen“ ist dafür ein Beispiel.

Teilhabe wirkt nachhaltig

Dort sind derzeit in Abstimmung mit dem städtischen Fachbereich Stadtgrün und dem ADFC 40 langzeitarbeitslose Menschen eingesetzt, um mit Lastenrädern ausgewählte Fahrradstrecken im Stadtgebiet abzufahren, überquellende Mülltonnen zu melden und vor allem wilden Müll am Wegesrand einzusammeln. Mit deutlich bemerkbarem Erfolg.

„Teilhabe ist die größte Nachhaltigkeit“, erklärt Thomas Schorn das Konzept. An etwas mitzuwirken, das sichtbaren Erfolg hervorbringt, ist immer noch die beste Arbeitsmotivation, der nachweislich beste Ansporn. Was die JSL auch am dramatischen Beispiel der Flutkatastrophe in Opladen erlebte. „Wir haben in dieser Notlage viel geholfen und bewirkt, das war für die Teilnehmenden sehr motivierend“, so Schorn im Vortrag seines Jahresberichtes vor dem städtischen Finanzausschuss.

Breites Kursangebot

Dabei sollen neben Langzeitarbeitslosen auch Geflüchtete und Migranten sprachlich und arbeitstechnisch so qualifiziert werden, dass sie auf dem Arbeitsmarkt vermittelt werden können. 621 Menschen wurden der JSL für diese Aufgaben im Jahr 2021 zugewiesen, 420 wurden in speziellen, mindestens sechs Monate währenden Projekten eingespannt. Deutsch-Kurse gehörten dazu ebenso wie spezielle Kurse zu Bewältigung von Süchten.

Hatte die Corona-Pandemie vorübergehend zu einer Reduzierung der Kursangebote geführt, so seien zumindest die Sprachkurse inzwischen wieder auf Vor-Corona-Niveau, so Schorn in seinem Bericht. Andere Schulungen konnten in Kooperation mit diversen Partnern wie dem Kolping- oder dem Wuppermann Bildungswerk, dem Diakonischen Werk, der Caritas und der Arbeiterwohlfahrt wieder hochgefahren werden.

Jetzt geht es um Fachkräfte

Dennoch habe Corona der Beschäftigungsförderung erheblich geschadet, bilanziert der JSL-Chef. Hinzu kommt aktuell nun eine wirtschaftliche und demografische Entwicklung, die die Förderung Langzeitarbeitsloser ein Stück weit zur Seite drängt: der aktuelle Fachkräftemangel. Diesen aktuell mit neuen Förderprogrammen zu bekämpfen hat die Bundesagentur für Arbeit Vorrang eingeräumt, was sich eben für den JSL dramatisch entwickeln könnte, der selbst inzwischen unter Personalproblemen leidet: Seit Jahresanfang, als der Personalbestand noch bei 119 Beschäftigten lag, sind zwölf Abgänge zu verzeichnen, für die kein Ersatz in Sicht ist.

Nach drei Jahren Corona-bedingt reduzierter Beratung sieht Schorn nun eine Zuspitzung der Lage für seine Klientel der Langzeitarbeitslosen. Ein Nachlassen der Bemühungen werde für diese in absehbarer Zeit deutlich Folgen haben: Mehr Sucht und mehr Obdachlosigkeit.