Leverkusen – Die Zeiten sind düster und bedrohlich. Genau darum sind sie es zwingend wert, in Kunst überführt, gespiegelt, festgehalten zu werden. Und Jürgen Dehniger tut genau das. Unter dem Titel „ZeitLand“ präsentiert er ab Sonntag im Künstlerbunker an der Karlstraße in Opladen während der vergangenen zehn Jahre in seinem Atelier entstandene Werke, von denen mehr als eines brisante Dinge des Zeitgeschehens aufgreift.
Großformatige Collagen
Den Kern der Schau machen großformatige Collagen aus, die Jürgen Dehniger aus Sand, Teer, Salz, Ruß erstellte. Meist in Schwarz- und Grautönen gehalten sind darauf befestigt vor allem alte Filmdosen und Filmstreifen – weil die für den Rückblick in die Vergangenheit stünden, wie er sagt. Weil die Vergangenheit abbildeten. „Und weil jede von ihnen für ein Einzelschicksal stehen.“
Wenn er an die Begriffe „Zeit“ und „Land“ denke, dann „beginne eine Auseinandersetzung damit in seiner Vorstellung beim Exodus der Israeliten aus Ägypten. Und dann gehe das bis in die Gegenwart hinein. Menschen verließen ihre Heimat, ihr Land nach wir vor, um zu fliehen. „2019 befanden sich überhaupt weltweit 80 Millionen Menschen auf der Flucht“, sagt Jürgen Dehniger.
Und ein Ende dieser Tragödie sei nicht in Sicht – derzeit sei das ja am Beispiel der Ukraine zu sehen. Und deshalb tragen viele der gezeigten Werke Namen von Tragödien oder Orten, die sinnbildlich für Tragödien stehen. Es sind Namen wie „Lampedusa“ oder „Lesbos“ – zwei Inseln im Mittelmeer, auf denen immer wieder Flüchtende stranden bei ihrem verzweifelten Kampf ums Überleben. Sie heißen „Gaza 2021“ oder „House in Gaza“. Sie erzählen von der Bücherverbrennung durch die Nazis („Burned Books“) Oder sie tragen den Titel „HD 40307“ – das ist die Bezeichnung für einen Planeten, dem ähnliche atmosphärische Voraussetzungen wie auf der Erde nachgesagt werden und der eine Art Wunschziel ist für die Reste einer Menschheit, die ihren eigenen Planeten – die Erde – gerade unter den eigenen Füßen zerstört.
All das drückt Jürgen Dehniger mit einer ungeheuren Wucht aus. Die Collagen nehmen viel Raum ein in der Bunker-Galerie. Einige sind nicht auf Leinwand entstanden, sondern auf sogenannten Doka-Brettern, die normalerweise beim Hausbau zum Stabilisieren von Wänden genutzt werden.Und was viele seiner Werke neben den erwähnten Filmrollen und Filmdosen enthalten: Bilder. Und aus Blei gefertigte Briefumschläge.
Auf den Bildern sind Dinge, Personen, Ereignisse zu sehen– unter anderem der Blick aus einem Bomber hinunter auf Hiroshima beim Atombombenwurf. Die Umschläge stehen symbolisch für Menschen: Schriftstellerinnen, Schriftsteller, Romantiker, Unbekannte. Viele Leben verpackt in kleine Kuverts.
„ZeitLand“ eröffnet am Sonntag, 20. März, um 11.30 Uhr in der Galerie des Künstlerbunkers Opladen eröffnet und ist dort bis zum 9. April zu sehen. Öffnungszeiten: mittwochs, freitags, samstags von 16 bis 18 Uhr.www.kuenstlerbunker-lev.de