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Erkennen Sie ihn?Dieser Kinderprinz aus Leverkusen ist heute ein Kölner Karnevalsstar

Lesezeit 4 Minuten

Der Karnevalsprinz und seine Prinzessin Marion Matthes waren in der Session 1970 das Kinderprinzenpaar für die Schloßgarde. Ahnen Sie, wer der Junge ist?

  1. Erraten Sie, wer der 13-jährige Milchbubi auf dem Foto vor inzwischen 52 Jahren ist? Wir geben Ihnen zwei Tipps: Sein Markenzeichen ist ein Schnäuzer und er beendet 2022 seine Bühnenkarriere.
  2. Unser Autor Ralf Krieger hat 2020 tief ins Archiv gegriffen und die Session 1970 Revue passieren lassen. Auch mit der Kölsch-Musikerlegende selbst hat er für diesen Text vor zwei Jahren gesprochen.

Leverkusen – Dass Leverkusen vor 50 Jahren nicht nur ein, sondern zwei Kinderprinzenpaare hatte, war schon damals kein Knüller. Der „Leverkusener Anzeiger“ brachte dennoch ein Bild mit Prinz und Prinzessin, die Überschrift lautete eher lustlos: „Noch'n Kinderpaar“. Erst in der Rückschau wird es ein besonderes Bild, denn der kleine Leverkusener Prinz von vor 50 Jahren ist bis heute einer der wichtigsten Musiker im Kölner Karneval. Man muss genau hinsehen, erst dann ahnt man, wer er ist.

Denn dem kleinen 13-jährigen Henning Krautmacher fehlte natürlich sein heute wichtiges Erkennungszeichen: der Schnörres im Gesicht.

Ein großes Abenteuer für den späteren Profi

Krautmacher erinnert sich lebhaft an die Zeit, als er zum ersten Mal in seinem Leben auf den Karnevalsbühnen gestanden hat. „Das war für mich ein großes Abenteuer.“ Streng genommen habe er aber schon ein Jahr früher, also 1969, als Profi im Karneval gewirkt, aber als Redner. Als „Ne Schulljung“ hatte er sich die ersten Lorbeeren verdient. Bei Sitzungen der Schlossgarde Manfort, einer lange schon aufgelöste Gesellschaft mit feiner Uniform, die sich im Namen auf Morsbroich bezog.

Längst ist der Schnäuzer Henning Krautmachers Markenzeichen.

Zu Sitzungen kam die Garde im Lindenhof zusammen. Hennings Reden schrieb sein Vater Heinrich. Der arbeitete als Bäcker und war ein gebürtiger Leichlinger. „Von ihm habe ich die Karnevals-Gene“, sagt Krautmacher, dem das mit der Bühne ganz eindeutig im Blut liegt. Sein Vater Heinrich sei von Natur aus jeck gewesen, sagt er. Krautmacher lobt den Vater: „Ich wollte das mit dem Karneval machen und mein Vater hat mich, wie immer, ohne Wenn und Aber unterstützt, egal, wofür ich mich interessiert habe.“ Als sich später nach der Rednerkarriere die Musikleidenschaft des kleinen Henning entfaltete, kauften die Eltern ein gebrauchtes Akkordeon. Krautmacher: „Ein echtes Hohner für 300 Mark, das war viel Geld“.

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Streng genommen verdankt es Henning I. einem spendablen Vorgänger, dass er überhaupt im ordentlichen Ornat als Prinz antreten konnte. 1969 war der Sohn eines wohlhabenden Radiohändlers Kinderprinz gewesen. „Das war der Willi Maus. Irgendwie hatte man dann im nächsten Jahr mich ausgeguckt“, sagt Krautmacher, „aber meine Familie hätte nie ein echtes Prinzen-Ornat für mich kaufen können. Da wurde also ein bisschen gemaggelt und dann bekam ich das Kostüm vom Willi!“

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Das grün-weiße Gewand passte, sagt Krautmacher, weil der Sohn des Radiohändlers und er ähnlich pausbäckig gewesen seien. Bei der Proklamation, erinnert er sich, hatte man die Rede Hennings I. auf die Innenseite einer Rolle edler Strukturtapete von Kierdorf geschrieben, die sei schwer zu halten gewesen, weil die Tapete immer wieder in die alte Form zurück wollte.

„Wie Geschwister“

Die Prinzessin hieß Marion Matthes. „Wir waren wie Geschwister, wohnten beide in Schlebusch Sand, heute Scherfenbrand. Marion ist meine Lieblingscousine, weil wir altersmäßig eng zusammen waren.“ Deshalb war er wohl auch nicht verliebt, auch nicht heimlich. Der kleine Henning war bei dem Thema offenbar kein Frühstarter: „In dem Alter waren Mädchen und Verlieben für mich noch gar kein Thema“, sagt Krautmacher über sich als 13-Jährigen.

„Noch’n Kinderpaar“ schrieb der „Leverkusener Anzeiger“ vor 50 Jahren recht lapidar.

Henning I. absolvierte Auftritte bei Sitzungen, aber auch in Altenheimen und anderen Sozialeinrichtungen. Er erinnert sich besonders gerne an einen Termin, den er mit dem großen Leverkusener Prinzen im damaligen Groka-Kaufhaus in der Fixheide hatte. „Der hieß Helmut I.. Wir haben Süßigkeiten verschenkt. Man kann sich vorstellen: anderen Kindern großzügig Süßes zu geben, da kommt man sich doch vor wie ein König!“ Über das Foto in seinem Erinnerungsbuch habe er damals entsprechend „Der Wohltäter“ geschrieben, sagt Krautmacher und lacht sich darüber fast kaputt. „Schwer zu sagen, ob ich meinen Weg auch eingeschlagen hätte, wenn das alles nicht gewesen wäre“, sagt der unermüdliche Höhner-Frontmann, dem Köln und das ganze Rheinland eine ganze Menge guter Lieder verdanken.

Seiner alten Heimat Leverkusen ist der kleine Kinderprinz, der dieses Jahr ein schönes rundes Jubiläum hat, immer treu geblieben. Es gibt einige Verwandte. Und, Ehrensache, die 93-jährige Mutter besucht er selbst in der Karnevalszeit mindestens einmal die Woche.