An wen eigentlich seine Miete geht, weiß Peter Klingner gar nicht mehr genau.
Was der Bewohner des Blocks am Königsberger Platz aber weiß: Hier muss dringend etwas getan werden.
Warum das nicht passiert, und was Oberbürgermeister Uwe Richrath über den Fall denkt, lesen Sie hier.
Leverkusen – Wer das Haus am Königsberger Platz 8 einmal gesehen hat, vergisst es nicht: Eine große Werbe-Wurst liegt auf den vorgelagerten Pavillons, dahinter erhebt sich die vielleicht am meisten verwahrloste Fassade Leverkusens in schmutzigem Asbest-Grau.
Was den Bewohner Peter Klingner zurzeit besonders aufregt: Die Erdgeschoss-Tür am Aufzug, Baujahr 1964 wie das ganze Haus, funktioniert nicht. Bis auf die erste Etage müssen die Bewohner zu Fuß gehen. Auch Behinderte. „Einige bleiben eben in der Wohnung und gehen nicht raus“, sagt er. Das sei seit etwa acht oder neun Wochen so. Ersatzteile seien vorhanden, nur bekomme der Monteur keinen Auftrag, sagt der Handwerker. Klingners Frau lebt seit Ende der 60er-Jahre in dem Block. Ursprünglich habe die Bayer-Wohnungsgesellschaft das Haus gebaut, weiß er.
Diverse Besitzerwechsel
Die Besitzerwechsel kann er nicht mehr nachhalten. Als Mieter wisse man gar nicht mehr ganz genau, wem der Block jetzt gehöre. „Das ist alles ein einziges Kuddelmuddel hier“, sagt er. Das ganze Gebäude verkomme immer mehr, „ich rege mich so darüber auf, weil die von mir Miete haben wollen“. Als Beispiel nennt er die Eingangshalle, da stand nach dem Regen am Montag das Wasser ein paar Zentimeter hoch. Jetzt hätten ein paar Dachdecker da etwas gefrickelt, sagt der Handwerker. Richtig angegangen werde das Wasser-Problem jedoch nicht. „Hier muss dringend was passieren.“
Wenn man an dem Haus grundlegend etwas machen würde, schätzt Klingner, müsse man sehr tief in die Tasche greifen. Als Handwerker vom Bau sehe er, dass die zum Teil beschädigten grauen Fassadenplatten Asbest enthielten; alleine die zu demontieren und entsorgen, das koste.
OB Uwe Richrath ärgert sich
Klingners Zuhause am Königsberger Platz beschäftigt auch den Oberbürgermeister. Kaum irgendwo fällt der Unterschied zwischen gepflegten und vernachlässigten Häusern so ins Auge wie dort. In direkter Nachbarschaft zum Problem-Wohnblock hat die WGL einen Neubau errichtet und dabei sehr viel Aufwand betrieben – aus städtebaulichen Gründen. 17 Millionen Euro, so viel gibt selbst die städtische Wohnungsgesellschaft nicht so oft aus. Für diesen Betrag entstanden 61 Wohnungen, von denen knapp die Hälfte öffentlich gefördert und deshalb eher günstig sind, und fünf Ladenlokale.
Uwe Richrath ärgert sich vernehmlich darüber, dass die luxemburgischen Eigentümer von Klingners Block nicht mitziehen, sondern sich einfach tot stellen: „Die reagieren seit Jahren auf gar nichts. Das ärgert mich.“ Die Immobilienfirma habe „die Rendite im Auge, sonst nichts“. Ein Beispiel dafür, wie Wohnungswirtschaft nicht funktionieren sollte. „Wir bemühen uns um ein gutes Umfeld, halten alles vor. Und dort wird nur abgesahnt“, sagt der Sozialdemokrat. Auf dem Königsberger Platz erweise sich, „wie wichtig es war, die Wohnungsgesellschaft in städtischer Hand zu belassen“. Nur so könne Kontrolle wirksam ausgeübt werden. Zum Wohle der Bewohner.
Auch Peter Klingner hatte überlegt, ob er sich um eine Wohnung in dem WGL-Neubau gegenüber bemühen soll. Schließlich entschied er sich dagegen. Ob das wirklich klug war, ist so ungewiss wie die Reparatur des Aufzugs in seinem Haus.