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KulturkonferenzGroße Sorge wegen des Leverkusener Sparkurses

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Leverkusen – Da saßen sie nun – im Kreis und gleich dahinter in mehreren Reihen – und wussten: Das, was hier und heute passiert, muss über das übliche, lockere Reden bei solchen Treffen hinausgehen. Das, was hier passiert, muss sitzen und einen Schnitt im Selbstverständnis der freien Szene bedeuten. Am Ende zeigte diese außerordentliche Kulturkonferenz, zu der das Team des Jungen Theaters angesichts des drohenden Sparkurses in Leverkusen eingeladen hatte, vor allem dies: Wie abgrundtief das Misstrauen der Bürger zur kommunalen Politik in den vergangenen Jahren geworden ist. Wie wenig ernst Politik, Verwaltung und die großen Kulturmacher in der Stadt diese freie Szene nehmen. Und wie motiviert die freien Kulturmacher sind, zu handeln.

Politiker kritisiert

Roswitha Arnold (Grüne) – die Vorsitzende des Kulturausschusses saß als Vertreterin der Parteien exklusiv in dieser Runde – gab neben dem Geständnis „Mein Leben gehört der Kultur“ eigene politische Fehler zu: Sie sei damals, als sie der Überprüfung der Stadtfinanzen durch ein externes Unternehmen zugestimmt habe, „naiv“ gewesen. „Ich dachte, dass jeder Bereich überprüft wird – und dass bei der Kultur, die seit Jahren ausgequetscht wird, nichts mehr gespart werden könne.“ Sie habe sich geirrt. Umso wichtiger sei es nun, dass alle Betroffenen zusammenstünden. „Jeder von ihnen spielt eine wichtige Rolle. Das Museum ist vielleicht ein Highlight in Leverkusen, aber: Alle anderen Einrichtungen sind nicht minder wichtig! Lassen Sie sich nicht auseinanderdividieren!“

Es waren Worte, die an diesem Abend unter anderem gehört wurden von Vertretern des Jungen Theaters, der Studiobühne, des Vereins Künstlebunker, des Deutsch-Italienischen Vereins, der Evangelischen Jugend Schlebusch, des KAW, der Musikschule, des Matchboxtheaters, des Kunstvereins, des Manforter Bunkers, der Jugendkunstgruppen sowie von Musikern und Autoren. Städtische Vertreter, Vertreter des Museums Morsbroich, sowie offizielle Vertreter der Bayer-Kultur und der „Kultur-Stadt-Lev“ waren nicht anwesend.

Geld abseits der Kultur sparen

Dass Credo derer, die da waren, reichte von „Die Arbeit der freien Szene wird nicht honoriert“ bis hin zu „Es ist nicht die Kultur, die falsch gehandelt hat, sondern es waren die Politiker, die uns hinters Licht geführt haben!“ Immer wieder wurde diesbezüglich das Prestigeobjekt des ehemaligen Oberbürgermeisters Reinhard Buchhorn – die teure Gütergleisverlegung in der Neuen Bahnstadt – als mit den Ausschlag gebend für die Finanzmisere angeführt: Wegen ihr werde Geld von der Kultur abgezwackt und nicht ersetzt. Letztlich geizten die Anwesenden nicht mit Ideen für öffentlichkeitswirksame Aktionen – mal mehr, mal weniger radikal: Das Besetzen leerer Häuser und das Organisieren eigener Ausstellungen darin, wurde ebenso vorgeschlagen wie Demonstrationen in der City oder Zusammenkünfte im Rahmen von Ratssitzungen.

Geld, so lautete ein Vorschlag, könne zukünftig abseits der Kultur gespart werden, indem die Stadt darauf verzichte, gleich vier Bürgermeister und drei Bezirksvertreter zu beschäftigen. Fortan sollen mindestens im Vierzehn-Tages-Rhythmus Sitzungen abgehalten, Arbeitskreise gegründet und Internetseiten geschaltet werden. Zudem sollen die Eltern einbezogen werden, deren Kinder an den Kulturangeboten der freien Szene teilnehmen. Die von den Wirtschaftsprüfern empfohlene Schließung des Museums Morsbroich, die zuletzt für Diskussionen gesorgt hatte, wurde nicht separat behandelt: Es gehe um alle Einrichtungen, die von eventuellen Kürzungen betroffen seien, betonte Petra Clemens vom Jungen Theater.