Am Samstag ist der Zulauf auf dem Lifestyle-Markt in Leverkusen verhalten. Aussteller schieben den mangelnden Umsatz auf die Meisterschaft.
Landpartie an Schloss MorsbroichLeverkusener Lifestyle-Markt kämpft um Aufmerksamkeit
Im und um das Schloss Morsbroich herum schien die Uhr am Wochenende anders zu ticken – im Zeitlupentempo. Der Lifestyle-Markt wirkte, verglichen mit dem sich außerhalb der Schlossmauern abspielenden Fußballspektakel, entschleunigend. Besucherinnen und Besucher aller Altersklassen schlenderten entspannt durch den Park, als würde die begleitende Klaviermusik den Rhythmus ihres Schrittes vorgeben. Dabei gab es an den Ständen sehr viel zu sehen: Sprudelnde Whirlpools, plätschernde Springbrunnen, Alpakas unter einem Sonnenschirm.
Genau dieses Flair wollten die Veranstalter des Marktes auch erreichen. „Wir wollten einen inspirierenden Markt schaffen, einen Tag fernab vom Alltag, an dem man einfach mal die Seele baumeln lassen kann“, erklärte Isabel Bürgers, die die Organisation der Veranstaltung im vergangenen Jahr von ihrem Vater Reno Müller übernommen hatte. Müller hatte sich das Konzept vor rund 20 Jahren ausgedacht. Nun führt seine Tochter den Lifestyle-Markt gemeinsam mit ihrem Ehemann Philipp Bürgers weiter.
Leverkusen: Das ist die Zielgruppe des Lifestyle Marktes
Der Lifestyle Markt ist laut Isabel Bürgers in vier verschiedene Themengebiete unterteilt: Haus und Garten, Kunst und Lebensart, Genuss und Kulinarik und Schmuck und Mode. Das Event sei besonders für Genießer geeignet. Das findet sich auch in der Auswahl der Stände wieder: Aussteller bieten Weinproben an, präsentieren Konfekt mit Kakao aus der Elfenbeinküste oder handgemachtes Nougat. Doch damit endet die Liste noch lange nicht: auch handbemalte Keramik, Filzkunst, Bierkissen, Naturkosmetik, Upcycling-Produkte und viele andere Besonderheiten können Besucherinnen und Besucher bestaunen.
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„Hier bekommt man Sachen, die sehr individuell sind, außergewöhnliche Dinge, die sich nicht in der Innenstadt finden lassen“, sagt Bürgers. Neun verschiedene Standorte deckt der Markt in diesem Jahr ab, dabei ist der thematische Schwerpunkt unterschiedlich und auch die Aussteller variieren. „Hier liegt ein besonderer Fokus auf Kunst, weil das gut zum Park und zum Schloss passt“, so Bürgers.
Die außergewöhnlichen Artikel, die sich auf dem Lifestyle-Markt finden lassen, begeistern auch die Besucher. „Die Auswahl der Stände gefällt mir gut, es gibt viel Handgemachtes“, freut sich die Mutter einer siebenjährigen Tochter. Wegen des künstlerischen Fokus sei der Event allerdings für Erwachsene geeigneter. Außerdem seien die Produkte hier etwas hochpreisiger. „Es ist kein Markt für Menschen, die kein Geld ausgeben können“, sagt die Langenfelderin.
Bayer-04-Meisterschaft Schuld am dürftigen Umsatz der Aussteller?
Die meisten Händlerinnen und Händler bedauern an diesem Pfingstwochenende allerdings mangelnde Kundschaft. „Dieses Jahr ist es extrem schlecht. Gestern lag es an der schlechten Wettervorhersage und heute vielleicht auch am Fußball“, meint Monika Kempf, die Produkte aus Alpaka-Wolle vertreibt. An ihren Artikeln könne es nicht liegen, denn der Zulauf bei Alpaka-Produkten steige von Jahr zu Jahr aufgrund des Nachhaltigkeitsaspekts.
„Es ist nicht so berauschend und überhaupt nicht zu vergleichen mit den vergangenen Jahren“, sagt auch Elke Schmitz, die Kakaokonfekt anbietet. „Vom Freitag sind wir das gewohnt, dass es sehr ruhig ist, den könnte man sich eventuell sogar ganz schenken“, sagt Petra Anna Maria Brodhag, die Upcycling-Kleidung ausstellt. Sie fügt noch hinzu: „Heute ist es außergewöhnlich ruhig, aber vielleicht liegt es auch daran, dass der Meister heute spielt.“
Händler Jürgen Stohrer ist hingegen der Meinung, dass das Kaufverhalten allgemein verhaltener geworden ist. Das liege an den gestiegenen Öl- und Gaskosten. Nur Künstlerin Nicole Gerst ist mit ihrem Umsatz zufrieden. Die gelernte Friseurmeisterin stellt Bilder aus, in denen sie Theaterstücke und Literaturwerke verarbeitet, so zum Beispiel die Gretchenfrage aus Goethes Faust.
„Freitags haben nur Rentner Zeit, aber heute ist es schon besser. Es läuft bisher sogar noch besser als letztes Jahr“, sagt sie. Gerst findet auch nicht, dass die Meisterfeier mit dem Markt konkurriere. „Ich hatte heute morgen auch schon Fußballfans hier“, berichtet sie. Und tatsächlich sieht man auf dem Lifestyle-Markt auch einige Bayer-Fans in schwarz-roten Trikots, die sich vor der Meisterfeier noch etwas vom Kunsthandwerk inspirieren lassen möchten.
Schlecht besucht ist der Markt nicht. Vor dem Ticketstand bilden sich kurzzeitig immer mal wieder Schlangen und auch die Biertische hinter dem Schloss sind gut belegt. Zwei Freundinnen aus Schlebusch und Manfort besuchen die „Landpartie“ jedes Jahr, das habe bei ihnen schon Tradition, sagen sie. Die Besucherzahl sei dieses Jahr vergleichbar mit den vergangenen Jahren. „Es sind einige Leute hier, aber die geben vielleicht nicht so viel Geld aus wegen der sonstigen Kosten“, mutmaßen sie, „die Preise sind gerechtfertigt, aber man muss etwas tiefer in die Tasche greifen und das kann sich nicht jeder erlauben.“