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OB-Kandidat der Bürgerliste„Wenn es uns nicht gäbe, müsste man uns erfinden“

Lesezeit 4 Minuten

Karl Schweiger von der Bürgerliste: Das Thema Autobahnausbau brennt ihm unter den Nägeln.

  1. Die Bürgerliste geht mit Kandidat Karl Schweiger ins Rennen um den OB-Posten.
  2. Zu alt findet sich der 69-Jährige nicht. Er verspricht, sein Herzensthema Autobahnausbau anzupacken – und teilt gerne an die politische Konkurrenz aus.

Leverkusen – Es gibt viele Themen, die Karl Schweiger so richtig in Rage bringen. Sich aufregen, ärgern, poltern, das kann der 69-jährige Hitdorfer und Oberbürgermeisterkandidat der Bürgerliste sehr gut. Ein Thema liegt ihm aber besonders am Herzen, und das ist der Ausbau der Autobahn 1.

Falls die auf einer großen Stelze durch die Stadt geführt wird (von Straßen NRW aufgrund der geringen Kosten favorisiert), wäre es „das größte Desaster, was auf die Leverkusener zukommt, die größte Katastrophe, die man den Leverkusenern antun kann“ – mehr Superlativ geht selbst für Karl Schweiger nicht.

Rigoros seien von allen Parteien und auch vom amtierenden OB Richrath die Pläne für die so genannte Kombilösung (mit langem Rheintunnel, Anm. d. Red.) abgelehnt worden, echauffiert sich Schweiger. Eine deutliche niedrigere Umweltbelastung und deutlich mehr Platz zur Verfügung: Schweiger spricht von ungefähr 23 Hektar Fläche, die jetzt die Stelze einnimmt, die bei einem Tunnel (letztendlich egal, ob es ein kurzer oder lange würde), den Bürgern als „Central Park“ zugute kommen könnte.

Die anderen Parteien hätten sich „mit der Sache nicht befasst und haben keine Ahnung“, verteilt Schweiger Seitenhiebe auf die politische Konkurrenz.

Der Ausbau der A1 ist ja nicht das einzige Verkehrsproblem, vor dem Leverkusen steht. Da wäre auch noch die ungeliebte A1-Raststätte, die geplant wird. Leverkusen würde in den Augen des Landes oder des Bundes als „Auspuff der Nation“ gesehen – Karl Schweiger mag klare, plakative, provozierende Worte. Und da ärgert er sich wieder.

Hotel in die City C

Auch beim Thema City C positioniert sich der gebürtige Bayer, den es mit zwei Jahren nach Monheim verschlug und dann 1970 nach Hitdorf, eindeutig: Wiesdorf soll ein neues Hotel bekommen – aber wie ursprünglich vorgesehen in der City C statt auf dem Postgelände. Die Planungen Uwe Richraths, Teil der Verwaltung in der heruntergekommenen Einkaufspassage anzusiedeln (was die Bürgerliste eigentlich unterstützt), reichen Schweiger nicht aus. „Die ganze Corona-Krise hat uns auch gezeigt, dass es mit Bürogebäuden ja auch nicht mehr so weit her ist“, merkt er an. Er setze da eher auf Wohnbebauung.

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Der Hitdorfer mit seiner Bürgerliste gefällt sich durchaus in der Rolle des „Advocatus diaboli“: „Wer soll denn sonst Opposition machen, wenn nicht wir?“ Und greift erneut die politische Konkurrenz im Stadtrat an: „Wenn die »Oberen« – Land oder Bund - was sagen, dann marschieren die hinterher, ohne das in Frage zu stellen.“ Den Begriff „enfant terrible“ mag er aber nicht, „das ist ja schon fast abwertend“. Schweiger sieht die Bürgerliste als einzige wirkliche Opposition in Leverkusen, die anderen seien zu „windschnittig und angepasst“. „Wenn es uns nicht gäbe, müsste man uns erfinden“, gibt er sich selbstbewusst. Den Vorwurf, er würde populistisch agieren, kann er aber auch nicht wirklich entkräften.

Zu alt findet sich Karl Schweiger mit seinen 69 Jahren nicht für das Amt, das er anstrebt. „Gucken Sie mich an“, meint er schmunzelnd. „Ich habe abgesehen davon, dass mir die Hitze doch etwas zu schaffen macht, kein Zipperlein“, fügt er stolz hinzu. Er habe lange überlegt, als seine „Mannschaft“ ihm angetragen habe, er sei der Einzige, der das voranbringen könne, seitdem Parteikollege Ehrhard Schoofs krankheitsbedingt kürzer tritt. Wenn er sich die anderen Kandidaten anschaue, dann sei da „keiner dabei, der für die Bürger da ist, der bei der Autobahn den Mund aufmacht“. Da habe er sich gedacht: „Wenn ich eine Chance habe, werde ich das mit der Autobahn wirklich in die Hand nehmen.“

Als zweite Wahl fühlt er sich nicht. Auch, wenn ihm klar ist, dass Schoofs, wäre er jünger oder nicht durch seine Krankheit beeinträchtigt, „mit Sicherheit“ selbst kandidiert hätte. Aber irgendwann müsse auch mal ein Personalwechsel kommen.

In Opladen hat sich mit Opladen Plus eine Gruppierung gegründet, die vehement für die Belange des Stadtteils einsetzt. Ob er jemals daran gedacht hatte, sowas wie Hitdorf Plus zu gründen? Schweiger winkt ab, dann wäre er ja nicht mehr für Leverkusen da. „Auch wenn ich für Hitdorf da bin, man sollte das Ganze nicht aus dem Auge verlieren wie die Opladener.“