Rund 20 Millionen Euro hat der Spezialist für Materialien im Chempark investiert. Für die Kreislaufwirtschaft sei das entscheidend.
Einweihung in LeverkusenDas ist Covestros nächster Schritt zum Kunststoff-Recycling
„Wir haben so viele Ideen ...“ Michael Bierdel kann es gar nicht erwarten, dass der riesige, sieben Meter hohe Raum mit den vielen Leitungen und Anschlüssen komplett eingerichtet ist. Das soll bis zu Jahresmitte geschehen; die Spezialisten des Kunststoff-Herstellers Covestro werden dann intensiv an der Wiederverwertung von Materialien arbeiten, die im Chempark und anderswo produziert wurden. Am Dienstag wurde ein Etappenziel erreicht: Das neue Technikum für zähe Flüssigkeiten wurde eingeweiht. Ein Termin, zu dem der Oberbürgermeister gerne anreist. Uwe Richrath ist bewusst, wie wichtig Weiterentwicklung gerade in der Chemischen Industrie ist. Und dass „viele Investitionen nicht in Deutschland und Europa bleiben.“
Umso erfreulicher sind die rund 20 Millionen Euro, die seit Oktober 2021 im Chempark verbaut wurden. Das Hochviskos-Technikum soll den Material-Spezialisten ganz neue Möglichkeiten geben, zum einen ihre etablierten Stoffe noch zu perfektionieren. Was unter anderem Energie sparen kann und durch mehr Effizienz womöglich den Bau neuer Anlagen überflüssig machen kann, erläutert Spezialist Michael Bierdel. „Zehn bis 20 Prozent sind durchaus drin“, sagt er – und offenbart sich damit als Optimist.
Kreislaufwirtschaft muss kommen
Die andere Funktion des Technikums befasst sich nicht mit besserer Produktion, sondern mit Wiederverwertung. Über Kreislaufwirtschaft soll bei Covestro nicht nur permanent gesprochen werden. Hier geht es darum, Recycling vom Labor- in den größeren Technikums-Maßstab und damit einen bedeutenden Schritt weiter Richtung Standard-Verfahren zu bringen.
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Dazu hat der rund 1400 Quadratmeter große Bau einen „Bahnhof“ bekommen, in dem alle technischen Gase ankommen, die im Chempark für die Produktion gebraucht werden. Ein filigranes, natürlich ordentlich beschriftetes Leitungssystem an der Decke zieht am Dienstagnachmittag beim Rundgang die Blicke auf sich. Von einer „idealen Forschungsinfrastruktur“ spricht man bei Covestro. Im Technikum „testen wir frühzeitig neue Ansätze für Verfahren, mit denen Covestro die Transformation unserer Industrie in Richtung Kreislaufwirtschaft vorantreibt“, sagt Markus Dugal, Chef der Prozess-Technologie.
Dazu zählt eine Dunkelkammer, in der mit Hilfe von Laserstrahlen Strömungsexperimente gemacht werden. Die sollen helfen, Polykarbonate noch besser zu machen – und ihre Herstellung sparsamer.
Auch eine andere Apparatur diene einem ähnlichen Ziel, erklärt Spezialist Gregor Karrenberg: „Wir wollen in die Maschine reingucken.“ Und mehr sehen als durch die oftmals trüben Gucklöcher in den Reaktoren für die Produktion im großen Maßstab.
Auch Daniel Koch, der Covestros Niederrhein-Standorte leitet, preist das neue Technikum. Er erinnert an die durchaus ambitionierten Klimaziele der früheren Kunststoff-Sparte von Bayer. Um sie zu erreichen, sei das neue Technikum „wirklich entscheidend“. Und sein Appell an die Kolleginnen und Kollegen lautet: „Lasst Euch von Rückschlägen nicht verunsichern.“ Mindestens bei Michael Bierdel rennt Koch offene Türen ein. Der sagt: „Ich bin gerne vorne.“