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Rat zieht BilanzDas Protokoll der Flut - So erlebte Leverkusen den Hochwasser-Tag

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Was ist passiert und wie wurde die Flut-Katastrophe bewältigt? Darüber debattierte am Donnerstag der Stadtrat bis in den Abend.

Leverkusen – 1528 dokumentierte Einsätze, 20 Personen aus Lebensgefahr gerettet, zehn Tage eine extreme Lage. Tim Kipshagen hat in der Sondersitzung des Stadtrats am Donnerstagnachmittag erklärt, was passiert ist vor und nach dem Hochwasser. Das es so noch nie gegeben hat: Der Wupper-Pegel sei von unter einem auf 4,55 Meter gestiegen, die Dhünn von 30 Zentimeter auf 3,45 Meter. Ein „normales“ Hochwasser zeige einen Pegelstand von 1,30 Meter.

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Das Klinikum musste in der Nacht zum 15. Juli evakuiert werden.

Was den Einsatz angeht, bezog sich der Brandrat auf die Meldungen des Deutschen Wetterdienstes, der am Sonntag zum ersten Mal eine Warnung herausgegeben hatte – während das Europäische Hochwasserzentrum einen Tag früher auf den erwarteten Starkregen hingewiesen hatte. Ein Punkt, auf den sich AfD-Mann Andreas Keith bezog und zum Anlass für scharfe Kritik am Management der Krise durch die Stadtspitze nahm. Wann gewarnt wurde, beschäftigte aber auch CDU-Frau Gisela Schumann.

Dass die Warn-App Nina erst um 20.48 Uhr eine Meldung auf dem Smartphone produzierte, sei nicht optimal gewesen, so die Bürrigerin mit Blick auf den eigenen Keller: „Da kam mir die Gefriertruhe schon entgegen geschwommen.“ Eine Kritik, der sich Erhard Schoofs anschloss. Dass der städtische Krisenstab erst um 16 Uhr stand, „kommt mir etwas spät vor“: Da seien aus anderen Regionen des Landes schon Katastrophenmeldungen eingegangen.

Schon Tage vorher im Einsatz

Im Hintergrund war da aber schon einiges gelaufen, zeigt der Bericht der Feuerwehr. Am Dienstag seien die freiwilligen Kameraden in Lützenkirchen gebeten worden, 1000 Sandsäcke zu füllen, um an den neuralgischen Stellen vor den Fluten zu schützen. Am Mittwoch sei um 8.55 Uhr die „Flächenlage“ ausgerufen worden, so Kipshagen. Eine Stunde später habe man die Dienstfreien alarmiert, um 13.30 Uhr habe es bereits so viele Notrufe gegeben, dass nicht mehr jeder durchgekommen sei. Um 14.25 Uhr wurde es nach dem Bericht erstmals dramatisch: Ein Aufzug war in einem Keller steckengeblieben, der gerade voll lief. Die Menschen drinnen drohten zu ertrinken.

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Eine halbe Stunde später ging es erstmals um das Altenzentrum Sankt Elisabeth in Schlebusch. Aber da habe man gedacht, das Haus unweit der Dhünn noch halten zu können, so Kipshagen. Sechs Stunden später war klar, dass das nicht möglich ist. Um 15.30 Uhr habe man sich auf die Verkehrsleitstelle von Straßen NRW stürzen müssen. Wäre dort die Technik überflutet worden und ausgefallen, hätte das noch lange Effekte gehabt: Aus Opladen werden alle Autobahn-Schilderbrücken im Rheinland gesteuert. Um 18.12 Uhr schwebte wieder ein Mensch in Lebensgefahr: Er war in einem Auto eingeschlossen. So erging es auch Autofahrern auf der A 1. Ein Unimog kämpfte sich zu ihnen vor. Um 19 Uhr ging es um die Technikzentrale des Klinikums, um 20.48 Uhr löste die Feuerwehr „Nina“ aus – das erste Mal. Um 3.51 Uhr gab es eine weitere Aktivierung, weil eine weitere Wupper-Welle in die Stadt schwappte. Da habe man sich allerdings nicht mehr nur auf die App verlassen, betonte Kipshagen: Polizeiwagen fuhren durch die Flutgebiete und machten Lautsprecher-Durchsagen.

Verstärkung von weit her

Danach wurde Verstärkung gebraucht, zunächst aus Köln, in den Tagen danach aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Begleitet wurde dieser beispiellose Einsatz vom Krisenstab – zunächst unter abwechselnder Leitung von Marc Adomat und Alexander Lünenbach. Am Montag übernahm Andrea Deppe das Zepter. Bis jetzt seien rund 3000 Tonnen Sperrmüll abtransportiert worden, bilanzierte die Baudezernentin. Nach einer ersten Kostenschätzung summieren sich die Sachschäden allein bei städtischen Gebäuden auf rund 87 Millionen Euro. Davon entfallen 33 Millionen auf eigene Gebäude. Das, so Deppe, „ist für uns ein Jahresprogramm“. Rund 40 Millionen Euro kostet die Beseitigung der Schäden am Klinikum.

Erste Hilfen gab es mittlerweile auch: An Landwirte sind nach Deppes Angaben 960 000 Euro geflossen, 4,6 Millionen an die Bürger und rund eine Million in die Stadtkasse. Es gebe im Moment 250 Anträge auf finanzielle Hilfen, 186 seien bearbeitet – weitere werden kommen.