Am Wochenende lockten freier Eintritt und Künstler-Gespräch Besucher ins Schloss und seine Remisen.
Morsbroicher KunsttageEin Rundgang in Leverkusen „gegen den Himmel“
„Willkommen in der Ausstellung gegen den Himmel. Contre le ciel! Mein Name ist Milena Eisele, und ich begleite Sie heute durch die faszinierende Welt der Werke von Jef Verheyen und Johanna von Monkiewitsch.“ Das sagt eine der „fliegenden Kunstvermittlerinnen“ des Museums Morsbroich am Samstag. Am Wochenende war der Eintritt hier frei.
Es wartete eine außergewöhnliche Gelegenheit: Ein Rundgang mit Harald F. Müller höchstpersönlich durch die von ihm gestalteten Räume im Museum Morsbroich und im Kunstverein Leverkusen. Jeder dieser Räume wurde von Müller durch fein abgestimmte Farbakzente neu definiert. Wir beginnen im Eingangsbereich des Museums, wo die Farben eine fast meditative Atmosphäre schaffen. Die Farben sollen den Raum spürbar machen, wie ein Spiel mit Licht und Tiefe. In den Treppenhäusern und Ausstellungsetagen zeigt sich Müllers Farbkonzept eindrucksvoll: Die kontrastierenden Farben entfalten im Zusammenspiel mit der Architektur eine starke Wirkung.
Farblabor in Leverkusen
Dann versammeln sich Besuchende in der Remise, wo Müllers „Farblabor“ auf sie wartet. Ein großer Tisch ist mit Pigmenten und Leinwänden vorbereitet. Müller beginnt, über die Herausforderungen seiner Arbeit zu sprechen und erklärt, wie die heutigen Möglichkeiten der Technik ihm erlauben, Farbkonzepte auf ganz neue Weise zu entwerfen. Ein Gast lehnt sich interessiert vor, gespannt, wann Müller die Pinsel in die Hand nimmt. Der Künstler beschreibt, dass er aktuell oft mit Hilfe von Computern und Algorithmen arbeite.
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Dann kommt eine Diskussion auf: „Ist Computerkunst noch Kunst?“ Ein Gast fragt provokativ in den Raum: „Wenn Computer Kunst machen, ist das dann das Ende des künstlerischen Schaffens?“ Müller antwortet daraufhin ruhig, dass Computer kein Ersatz, sondern ein Werkzeug seien.
Eine „fliegende Kunstvermittlerin“
Eisele führt in einen Raum, der auf den ersten Blick ganz normal wirkt. Doch an der Seite hängt ein schwerer schwarzer Stoff, Molton, an einem rohen Holzbalken. „Es sieht fast aus, als ob dahinter ein Fenster wäre, oder?“, fragt Eisele lächelnd. „Aber das ist alles nur Illusion. Der schwarze Stoff absorbiert das Licht der Beamerprojektion fast vollständig – bis auf die Kanten, die ein sanftes, warmes Leuchten zu erzeugen scheinen. Ein bisschen so, als würde die Sonne hinter einem schweren Vorhang hervorscheinen.“
Wir gehen weiter zu einem Werk, das auf den ersten Blick nur eine Fotografie einer schwarzen Wolke auf Bastelkarton zu zeigen scheint. „Der Knick im Karton bringt eine Tiefe ins Bild, die erstaunlich ist“, sie zeigt auf die Stelle, die durch den Knick im Karton leicht unscharf wirkt. „Dieser kleine Eingriff – ein einfacher Knick – lässt die Fläche lebendig erscheinen, als ob sie wirklich Raum und Tiefe hätte.“ Zum Schluss zeigt Eisele in einen weiteren Raum auf die Umrisse von Lichtkanten, die auf dem Boden verlaufen. Die Künstlerin hat diese Kanten nachgezeichnet, sodass sie wie eine Grafik erscheinen, die den Raum durchzieht.
Durch die spannenden Einblicke von Eisele erkennt man, dass in der Ausstellung „Gegen den Himmel. Contre le ciel.“ selbst alltägliche Dinge zu faszinierenden Kunstwerken werden. Oder man fragt sich: Was brauch es überhaupt, dass etwas Kunst ist? Einen Rahmen?