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Erste Tankstelle seit März in BetriebMit Wasserstoff im Tank durch Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten

NRW-Abgeordneter Rüdiger Scholz tankt ein mit einer Brennstoffzelle betriebenes Auto an Leverkusens erster Wasserstofftankstelle.

Leverkusen – Der Unterschied fällt direkt auf: Was man in der Hand hält, ist kein langgezogener Rüssel, sondern ein kompakter, klobiger Tankstutzen: Mit ihm wird Wasserstoff in den Tank gefüllt, kein Benzin und kein Diesel.

Am Montag informierte sich der Leverkusener Landtagsabgeordnete Rüdiger Scholz zum Thema „Wasserstoffmobilität“ an der Shelltankstelle am Willy-Brandt-Ring – derzeit die einzige Wasserstofftankstelle in Leverkusen und eine von 17 in ganz Nordrhein-Westfalen. In Berlin wurde am Montag darüber debattiert, wie man mit mehr Ladesäulen in Deutschland Elektro-Autos fördern kann, das Fahren mit Wasserstoff (was auch zur Elektromobilität zählt), ist aber bislang „eher ein Stiefkind“, räumte Scholz ein. „Wir dürfen den Anschluss nicht verpassen und müssen die Infrastruktur ausbauen“, forderte er.

Brennstoffzelle

In einer Brennstoffzelle reagiert der gasförmige Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser. Bei dem Vorgang wird Energie erzeugt, die das Auto antreibt. Knapp neun Liter Wasser werden auf 100 Kilometer erzeugt, es wird tröpfchenweise aus dem Unterboden gelassen. (aga)

Einige Vorteile der Brennstoffzelle, die aus dem Wasserstoff den nötigen Antrieb zieht, liegen auf der Hand: Der Antrieb ist emissionsfrei, das Auto stößt kein CO2 aus oder Feinstaub, die Reichweite ist größer als bei den meisten Elektro-Autos, die mit Batterie fahren – und der Tankvorgang dauert nur wenige Minuten, erklärt Frank Bellmer von Shell, zuständig für den Betrieb der Wasserstofftankstellen in Europa.

Die Technik macht automatisch eine Dichtigkeitsprüfung. Erst dann kann der Wagen mit Wasserstoff betankt werden.

Shell baut zurzeit in Wesseling die weltweit größte Wasserstoff-Elektrolyse-Anlage. 2020 soll sie in Betrieb gehen und 1300 Tonnen Wasserstoff im Jahr erzeugen. Doch wirklich umweltfreundlich ist Wasserstoff erst, wenn der Strom, der für die Erzeugung genutzt wird, aus regenerativen Energien kommt. Das ist zurzeit größtenteils noch nicht der Fall, räumt Frank Bellmer ein. „Ziel ist es, in Zukunft 50 Prozent aus erneuerbaren Energien zu verwenden.“

Fünf Kilo pro Füllung

Ein Auto wie der Toyota Mirai tankt knapp fünf Kilogramm Wasserstoff und kommt damit ungefähr 500 bis 700 Kilometer weit. Bei einem festgelegten Preis von 9,50 Euro pro Kilo tankt man aktuell für 47 Euro – durchaus vergleichbar mit einem Benziner. Zurzeit muss man stolze 78 000 Euro für so ein Auto hinblättern, doch das neue Modell soll günstiger werden, verspricht Widger Falk von Toyota. Das Unternehmen aus Japan hat neben Hyundai Nexo und dem Mercedes-Benz GLC F-Cell ein mit Wasserstoff betriebenes Fahrzeug im Angebot und setzt auch in Zukunft auf diesen Antrieb. Im kommenden Jahr sollen 30 000 Brennstoffzellen produziert werden, kündigt Widger Falk an – auch, wenn noch unklar ist, ob genauso viele Fahrzeuge produziert werden.

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Im März hat Leverkusens erste Wasserstofftankstelle eröffnet, strategisch günstig nah an der A 3 und am Autobahnkreuz. Die Resonanz? Ein bis zwei Tankfüllungen verkaufe er am Tag, erklärt Tankstellenbetreiber Tim Sackenheim.

Wasser aus dem Tank

Wichtig wäre, wenn Unternehmen, die Fuhrparks betreiben, auf diese Technologie umsteigen oder auch Verkehrsgesellschaften in öffentlicher Hand, erklärt Abgeordneter Rüdiger Scholz und verweist auf den Rheinisch-Bergischen Kreis, wo die Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) künftig mit 30 Wasserstoffbussen unterwegs sein will. Die Wupsi hat noch keinen Bus mit Brennstoffzelle in Aussicht. Laut Pressesprecherin Kristin Menzel habe man „verschiedene Szenarien im Blick“, doch zurzeit wartet die Wupsi noch auf die Förderzusage für zehn Elektrobusse.