Seit fünf Jahren fährt Elias mit dem Schülertransport zur LVR-Paul-Klee-Schule, in diesem Schuljahr funktioniert das nicht mehr.
LVR-SchuleSchülertransport kommt nicht mehr – Große Sorgen bei Leverkusener Familie
Nach zwei Flutschäden in Leichlingen, mehreren Umzügen in Ausweichquartiere in Solingen und Düsseldorf, könnte Elias endlich angekommen sein. In der LVR-Paul-Klee-Schule, die jetzt in Langenfeld neu eröffnete wurde. „Wir sind sehr zufrieden mit der Schule“, betont Elias Vater Michael. „Die Schulleitung hat eine glatte eins mit Sternchen verdient, es ist ganz toll, was die für die Kinder auf die Beine stellt.“ Auch mit dem neuen Standort in Langenfeld ist die Leverkusener Familie, die ihren Nachnamen nicht veröffentlicht haben möchte, zufrieden.
Nur: Elias kommt dort nicht hin. Seit fünf Jahren besucht der Zwölfjährige die LVR-Schule und ist seitdem immer mit dem vom Landschaftsverband Rheinland angebotenen Schülerspezialverkehr von seinem Wohnort in Edelrath an die verschiedenen Standorte gebracht worden. Doch seit diesem Schuljahr funktioniert das nicht mehr. „Schon am ersten Schultag kam der Transport nicht, erst auf unsere Nachfrage hieß es, es würden Fahrer fehlen, die kurzfristig gekündigt hätten“, erzählt Mutter Daniela. Die Eltern fuhren ihren Sohn selbst nach Langenfeld und wurden in den folgenden Tagen immer weiter vertröstet, später wurden fehlende Autos und schließlich fehlende Isofix-Vorrichtung zur Befestigung für den Spezialsitz des Zwölfjährigen als Begründung angebracht, warum der Transport ausfallen müsste.
Denn Elias leidet unter anderem an einer Muskelschwäche, durch die er einen massiven, sehr schweren Autositz benötigt, der ihn auf der Fahrt und vor allem im Falle eines Unfalls ausreichend stabilisiert. Bislang ist dieser 6000 Euro teure Spezialsitz unter der Woche immer im Wagen des Schülertransports verblieben, der Ein- und Ausbau ist kompliziert und kraftraubend.
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Das sei nun nicht mehr möglich, bestätigt der LVR auf Nachfrage. „Die Buslinien werden aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen regelmäßig ausgeschrieben und Unternehmen des freien Marktes beauftragt“, erklärt Pressereferentin Karin Knöbelspies. Die Fahrzeuge stünden dem LVR dabei nicht exklusiv zur Verfügung. „Auch im Fall der Buslinie von Elias wird das eingesetzte Fahrzeug nach der Schülerbeförderung vom Busunternehmen seit diesem Schuljahr für weitere Fahrten benötigt, die nicht im Auftrag des LVR erfolgen“, erklärt Knöbelspiel weiter. Der Sitz könne deswegen nicht mehr im Auto bleiben. Es wurde angeboten, ihn vom jeweiligen Fahrer vor und nach den Fahrten ein- und ausbauen zu lassen.
Das sei aber keinem Fahrer zuzumuten, entgegnet Elias’ Familie. Selbst den geübten Eltern gelingt es nicht auf Anhieb, den schweren Sitz aus dem Privatauto zu bekommen. Außerdem gebe es an der Schule keine Möglichkeit, den Sitz zu lagern und auch Haftungsfragen bei unsachgemäßem Einbau und Beschädigung seien ungeklärt. „Eine Haftung für den Sitz kann der LVR als Schulträger leider nicht übernehmen“, bestätigt Knöbelspies. Eine Beförderung ohne Haftungsübernahme hätten die Eltern allerdings abgelehnt.
Transportkosten werden übernommen
Tatsächlich ist der Landschaftsverband Rheinland als Schulträger für die Übernahme von Fahrkosten für die Schüler seiner Förderschulen zuständig, nicht aber für den Transport an sich. „Der Schülerspezialverkehr ist eine freiwillige Leistung, um Schülern mit Behinderung die Teilnahme am Schulalltag zu ermöglichen und die Eltern entsprechend zu unterstützen. Es besteht keine Beförderungspflicht“, stellt der LVR klar. Bevorzugt stellt der LVR Fahrkarten für den ÖPNV zur Verfügung. Für Kinder, die den Fahrtweg nicht eigenständig bewältigen können, wurde der Schülerspezialverkehr eingerichtet.
Mehr als 1650 Linien mit Bussen, PKW und Kleintransportern transportieren demnach täglich aktuell rund 5900 Schüler. Sind beide Optionen nicht möglich, bietet der LVR eine Fahrkostenübernahme an. „Diese wird nach der Schülerfahrkostenverordnung für die eigenverantwortliche Schülerbeförderung berechnet und wurde der Familie angeboten“, sagt Knöbelspies.
Das bestätigt Vater Michael. „Wir können uns 13 Cent pro gefahrenen Kilometer erstatten lassen, aber auch nur für die Fahrten, bei denen Elias mit im Auto sitzt. Für den Rückweg bekommen wir nichts.“ Damit lasse sich der finanzielle Schaden durch die beruflichen Einschränkungen aber in keinster Weise auffangen.
Die Eltern sind verzweifelt, aktuell fahren sie ihren Sohn selbst zur Schule, unter erheblichen beruflichen und finanziellen Einbußen. „Das können wir nicht auf Dauer leisten“, klagt Vater Michael. Die Situation belastet nicht nur die Eltern, sondern auch Elias. „Wie sollen wir ihm erklären, dass alle Kinder gefahren werden, nur er auf einmal nicht mehr?“, fragt die Mutter. Zuletzt habe der Junge sogar auf sein Taschengeld verzichten wollen, weil er sich für die finanziellen Sorgen der Familie verantwortlich fühle.
In der Ausschreibung für Busunternehmen auf der Seite des LVR heißt es: „Die Kinder sind (...) in für das Kind geeigneten Rückhaltesystemen zu sichern. Über spezielle Wünsche oder um behinderungsbedingte Spezialanfertigungen von Kindersitzen müssen sich die Eltern eigenständig kümmern.“ Das haben sie ja getan, indem sie den von der Krankenkasse finanzierten Sitz zur Verfügung stellen, argumentieren die Eltern. „Freunde haben uns schon gesagt: Dann setzt ihn für die Fahrt doch in einen Rollstuhl“, erzählt die Mutter. Denn Kinder im Rollstuhl würden vom LVR problemlos transportiert. „Aber das können wir ihm doch nicht antun. Elias hat schon so genug zu kämpfen, da können wir ihn doch nicht auch noch zum Rolli-Kind machen!“