Vera Fenske kümmert sich am Amtsgericht Opladen künftig um Schlichtungsverfahren, zum Beispiel bei Nachbarschaftsstreits.
Walter Schröder hört aufLeverkusen hat eine neue Schiedsfrau

Vera Fenske, Schlichter-Sprecher Axel Benz, Richter Stefan Müller-Gerbes und Walter Schröder (v.r.n.l.)
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Viele Leute wissen das gar nicht, erzählt Walter Schröder aus Erfahrung: „Man kann bei einem Nachbarschaftsstreit nicht einfach zum Anwalt gehen und klagen.“ Bevor das Gericht eine solche Klage zulässt, muss ein Schlichtungsverfahren versucht worden sein. Dafür braucht es ehrenamtliche Schiedsleute, wie der 77-Jährige zehn Jahre lang einer war. Nun scheidet er altersbedingt aus – seine Nachfolgerin wurde am Freitag von Stefan Müller-Gerbes, Richter und Stellvertreter der Direktorin des Amtsgerichts, vereidigt.
Beruf und Ehrenamt
Vera Fenske ist 53 Jahre alt – erfreulich jung, findet Müller-Gerbes. „Normalerweise finden die Menschen eher mit Renteneintritt zu uns.“ Vera Fenske ist noch sehr aktiv in ihrem Beruf als Managerin in einer Kölner Entwicklungsbank mit Schwerpunkt Umwelt und Soziales. „Ich war auf der Suche nach einem Ehrenamt, bei dem ich mich sinnvoll einbringen kann“, sagt Fenske. In ihrem Beruf müsse sich auch häufig versuchen, einen Konsens herbeizuführen. „Ich bin der Meinung, dass viele Probleme entstehen, weil Streitparteien sich nicht in die Sicht des jeweils anderen hineinversetzen können.“ Das zu erreichen, sei ihr Ziel, um ebenso erfolgreich schlichten zu können, wie ihr Vorgänger.

Stefan Müller-Gerbes vereidigt Vera Fenske als neue Schiedsfrau
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Walter Schröder hat in 77 Prozent der Streitfälle, die er betreute, eine Einigung herbeiführen können, ein sehr guter Wert, betont Müller-Gerbes. „Der Durchschnitt liegt eher bei 50–60 Prozent.“ Sein Erfolgsgeheimnis? „Wichtig ist für mich vor allem, immer neutral zu sein.“ Natürlich habe man immer mal auch persönliche Emotionen, denke sich: „Wegen so einer Kleinigkeit will der jetzt klagen?“, aber das müsse man außen vor lassen und immer versuchen, eine lockere Atmosphäre herbei zu führen. „Und den Leuten zeigen: Ich bin ein normaler Bürger wie ihr – auch das wissen viele nicht.“
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Sieben Schlichter in Leverkusen
Im Durchschnitt übernimmt ein Schlichter in Leverkusen einen Fall pro Monat, sieben Schlichter gibt es in der Stadt, jeweils zwei weitere in Burscheid und Leichlingen, die auch zum Bereich des Opladener Amtsgerichtes gehören. Überwiegend handelt es sich um klassische Nachbarschaftsstreitigkeiten, wie ungeliebte Hecken oder Zäune, aber auch Lärm- und Geruchsbelästigung. Aber auch kleinere strafrechtliche Tatbestände wie Beleidigungen oder Bedrohungen können ein Fall für die Schlichtung sein.
Die Schlichter sind nicht nur für den Termin selbst verantwortlich, sie müssen sich auch in den Fall einarbeiten, Einladungen senden und das Verfahren protokollieren. Für die Streitparteien kostet ein Schlichtungsverfahren in der Regel zwischen 30 und 60 Euro – und damit deutlich weniger, als eine Klage, bei der alleine die Prozesskosten zwischen 300 und 400 Euro liegen, plus Anwaltskosten.
„Ich bin froh über jeden Fall, der nicht bei mir landet“, lobt Müller-Gerbes die Arbeit der ehrenamtlichen Schlichter. Vera Fenske ist gespannt auf ihren ersten Fall, der ihr nach der Vereidigung nun bald zukommen kann. „Ich bin überzeugt, dass Schlichtung für die Gesellschaft viel wertvoller ist, als ein Rechtsverfahren. Häufig reden die Menschen zu viel übereinander und zu wenig miteinander.“ Das möchte sie ändern.