Drei Jahre sind seit der „Jahrhundertflut“ vergangen. Auch der Ortsteil an der Dhünn war betroffen. Wie viel hat sich seitdem getan?
Hochwasserschutz in LeverkusenAnwohner von Hummelsheim fühlen sich vernachlässigt
Juli 2021: Nach Starkregenfällen kommt es in weiten Teilen des Leverkusener Stadtgebiets zu Überschwemmungen. Straßen stehen unter Wasser, Keller werden geflutet, Gebäude zerstört. Laut Schätzungen der Stadt belaufen sich die damals entstandenen Gesamtschäden auf mehr als 60 Millionen Euro. Drei Jahre danach sind die Auswirkungen der Naturkatastrophe noch immer an vielen Orten zu sehen.
Betroffen von der Flut ist 2021 auch der kleine Ortsteil Hummelsheim. Er liegt an der äußerten südöstlichen Grenze des Stadtgebiets, gleich vor Bergisch Gladbach. Am 14. und 15. Juli tritt dort die Dhünn über die Ufer. Viele der alten Fachwerkhäuser in Hummelsheim sind betroffen. Besonders wütend macht die Bewohner damals, dass eine Pipeline-Baustelle neben ihrem Ort ihnen besonders viel Wasser in die Häuser gespült hat.
Drei Jahre nach der Flut: Schäden sind weg, Sorgen bleiben
Heute erinnert in Hummelsheim wenig an die Flut, die damals den Ort heimgesucht hat. Rund um den namensgebenden Bauernhof gruppiert sich eine Reihe von Häusern. Sie sind gut in Schuss, die Gärten gepflegt. Das Feld, das die Flut damals überschwemmte, liegt eingebettet zwischen der ruhig dahinfließenden Dhünn samt Böschung auf der einen und einer bewaldeten Anhöhe auf der anderen Seite. Soweit abseits der Stadt ist es hier gerade zu idyllisch.
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Doch die Sorge vor einem neuen Hochwasser, sie ist geblieben. Beim spontanen Gespräch am Gartenzaun erzählen mehrere Anwohner, dass entgegen gegebener Versprechen bis heute kein Konzept umgesetzt wurde, um Hummelsheim zukünftig von Fluten wie 2021 zu schützen. Stattdessen hat man das Gefühl, hier draußen – am Rande der Stadt – irgendwie vergessen worden zu sein.
Dem widerspricht der Wupperverband auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“. Der Verband ist im Gebiet der Wupper und ihrer Nebenbäche, zu denen auch die Dhünn zählt, für die Steuerung von 14 Talsperren und die mehr als 2000 Kilometer Gewässer zuständig. Neben der Regulierung des Wasserlaufs kümmert er sich auch um die ökologische Entwicklung der Gewässer und ihres Umlands.
„Nach dem Extremhochwasser im Wuppergebiet im Juli 2021 haben wir mit den Erkenntnissen aus dem Ereignis unsere Aktivitäten in der Hochwasservorsorge weiterentwickelt und im ‚Zukunftsprogramm Hochwasserschutz‘ gebündelt“, heißt es in der Stellungnahme des Verbands. Nun werden insgesamt 200 daraus abgeleitete Maßnahmen in Kooperation mit den Kommunen Schritt für Schritt umgesetzt. Dabei sollen die akut wichtigsten Maßnahmen zuerst kommen. Der Verband geht von einer Gesamtdauer von etwa 20 Jahren aus.
Verband: Hummelsheim profitiert von bereits umgesetzten Maßnahmen
Der Wupperverband betont, dass die Anwohner der Dhünn im Bereich von Hummelsheim jetzt bereits von einigen „übergreifenden Maßnahmen“, profitieren: So habe man die Steuerung der Talsperre angepasst, wo neuerdings ein Puffer für Sommerniederschläge freigehalten wird. Bei angekündigten Niederschlägen werde zudem ein „zusätzlicher Puffer durch eine erhöhte Wasserabgabe“ geschaffen.
Des Weiteren habe man das Meldewesen im Katastrophenschutz optimiert und für die einzelnen Kommunen Pässe erstellt, in denen „alle relevanten Informationen über Hotspots enthalten“ seien. Das helfe der Feuerwehr im Ernstfall bei der Gefahrenabwehr.
Für die Renaturierung fehlen Flächen
Ein weiterer geplanter Aspekt des „Zukunftsprogramms“ ist der sogenannte „grüne Hochwasserschutz“. Der dahinterstehende Gedanke ist einfach: Wenn die Häuser nicht direkt am Fluss stehen, werden sie weniger leicht überschwemmt. Das direkte Umfeld der Flüsse und Bäche soll deshalb, wo es geht, renaturiert werden.
Für dieses Projekt hat der Wupperverband auch die Dhünn zwischen Hummelsheim und Schlebusch vorgesehen. Das Problem: Einige Eigentümer von Grundstücken entlang der Dhünn wollen ihr Land partout nicht verkaufen und konnten bisher auch nicht vom Gegenteil überzeugt werden, so der Wupperverband.
Hummelsheim steht nicht oben auf der Prioritätenliste
Übergreifende Maßnahmen und eine stockende Renaturierung – was ist mit Maßnahmen, die Hummelsheim schon jetzt besser schützen würden? Hier sieht es eher schlecht aus. Denn nach den Berechnungen des Wupperverbands steht Hummelsheim nicht oben auf der Prioritätenliste. Im Vergleich zu anderen Ortschaften sei das Risiko einer Überschwemmung hier eher niedrig.
Statistisch gesehen wäre bei einem alle 100 Jahre auftretendem Hochwasser gerade einmal ein Gebäude betroffen. „Im Sinne der Gleichbehandlung“ sei es demnach nicht gerechtfertigt, Maßnahmen des Verbandes für Hummelsheim zu priorisieren. Stattdessen verweist der Verband auf die Eigenverantwortung der Anwohner zum Hochwasserschutz.
Die Serie
In unserer Serie „Unterwegs in …“ werfen unsere Autorinnen und Autoren mit einem Dartpfeil auf die Landkarten von Leverkusen, Leichlingen und Burscheid. Dort, wo der Pfeil einschlägt, verbringen eine gewisse Zeit und schreiben darüber.