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Nach Podcast mit Luke MockridgeÄrger um geplanten Auftritt von Nizar in Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten
Nizar soll am Donnerstag im Scala auftreten. (Archivfoto)

Nizar soll am Donnerstag im Scala auftreten. (Archivfoto)

Aussagen von Comedian Luke Mockridge in Nizars Podcast über Para-Sportler hatten eine Welle der Entrüstung ausgelöst.

Nach den hämischen Äußerungen des Comedians Luke Mockridge im Podcast „Die Deutschen“, den unter anderem der Comedian Nizar betreibt, gibt es Ärger über den geplanten Auftritt von Nizar am kommenden Donnerstag im Scala in Opladen.

„Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken – und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen“, hatte Mockridge unter anderem im Podcast gesagt, die Gastgeber brachen daraufhin ins Gelächter aus. Das hatte einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen. Mockridge wurde Ableismus (Diskriminierung wegen einer körperlichen oder psychischen Beeinträchtigung oder aufgrund von Lernschwierigkeiten) vorgeworfen.

So hatte Niko Kappel, Kugelstoßer und Silbermedaillengewinner von Parits, der Deutschen Presseagentur (dpa) gesagt: „Luke Mockridge und seine beiden Mitstreiter haben Pech, dass Menschenverachtung, Ignoranz und Geschmacklosigkeit nicht paralympisch sind. Sonst hätten sie diese tollen Spiele als Athleten erleben können und wären heiße Gold-Kandidaten gewesen.“ Der Präsident des Behinderten- und Rehasportverbandes Berlin Özcan Mutlu hatte der dpa gegenüber von einer „Entgleisung sondergleichen“ gesprochen.

Sat.1 zieht Show zurück

Sat.1 hat inzwischen Mockridges Sendung „Was ist in der Box? Das Comedy-Quiz“ zurückgezogen, die ab Mitte September laufen sollte. Der Comedian selbst hat sich für seine Äußerungen entschuldigt: „Selbstverständlich war es nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen – besonders während dieser großartigen Paralympischen Spiele“, hatte er bei Instagram veröffentlicht. Und weiter: „Aus meiner eigenen Erfahrung bei der Arbeit mit behinderten Menschen habe ich immer einen scharfen, schwarzen Humor erlebt, den ich gefeiert habe. Dass es mir nicht gelungen ist, das richtig zu vermitteln, und dass ich Menschen verletzt habe, tut mir wirklich leid.“

Am kommenden Donnerstag kommt nun Podcast-Gastgeber Nizar ins Scala. Und das kommt nicht bei allen gut an. „Das Scala mit einem diversen und kulturell reichhaltigen Programm verdient keine Personen, die sich abfällig über Menschen mit Beeinträchtigungen äußern“, schreibt ein Bürger in einer E-Mail an den „Leverkusener Anzeiger“.

Das Management von Nizar antwortet: „Wir hoffen, ihr lasst euch von den Wünschen einzelner Moralapostel, Nizar zu canceln, nicht irritieren und haltet weiterhin an dem vereinbarten Auftritt fest. Ihr habt gewusst, wen ihr euch ins Haus holt und es ist allseits bekannt, dass Nizar in seinen Bühnenprogrammen und in seinem Podcast über alles und jeden Witze macht, über Frauen, Homosexuelle, Veganer, Nationalitäten jeder Art und eben auch über Menschen mit Behinderung.“

Er weiß, dass er mit seiner Comedy provoziert und polarisiert, aber das ist sein Markenzeichen und dafür wurde er von euch gebucht und dafür wird er von seinen Fans geliebt
Management von Nizar

Das sei sein Humorverständnis und von künstlerischer Freiheit gedeckt. Das sollte man in einer „liberalen und freiheitlichen Gesellschaft“ aushalten: „Er weiß, dass er mit seiner Comedy provoziert und polarisiert, aber das ist sein Markenzeichen und dafür wurde er von euch gebucht und dafür wird er von seinen Fans geliebt.“

Nizar distanziere sich ausdrücklich von Antisemitismus, Rassismus, Homophobie, Frauenfeindlichkeit und selbstverständlich habe er nicht das Geringste gegen Menschen mit Behinderung, heißt es aus dem Management weiter. „Er spielt mit Klischees und nimmt Unterschiede von Menschen aufs Korn. Selbstverständlich meint er das Gesagte nicht ernst und betont das auch immer deutlich in seinen Shows. Es ist alles nur Spaß. Das muss nicht jedem gefallen, aber nur weil die Witze Leuten nicht gefallen und nicht deren Geschmack oder Moralvorstellungen treffen ist das noch lange keinen Grund für eine Absage.“

Laut Fabian Stiens, Betreiber des Scala, ist die Situation „schwierig“. Es gebe schließlich die künstlerische Freiheit und er selbst könne kaum beantworten, „wo die Grenze ist“. Er stehe zwischen den Stühlen, zumal er auch einen Vertrag geschlossen habe und die Veranstaltung ausverkauft sei. Stiens hat nicht vor, die Veranstaltung abzusagen. Wenn man es so genau nehmen würde, müsste man wohl 90 Prozent der Hip-Hop-Konzerte absagen. „Außerdem konnten wir bei der Buchung der Veranstaltung nicht wissen, dass er sich Luke als Gast einlädt.“