NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann war zu Gast im Schloss Morsbroich in Leverkusen.
„Heute ist die bessere Zeit“NRW-Arbeitsminister spricht in Leverkusen über Fachkräftemangel
Eine seiner Thesen kann der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Karl-Josef Laumann, ganz besonders gut vertreten, denn er lebt sie quasi täglich vor: Nicht jeder muss studieren. Laumann selbst hat nach seiner Lehre noch 13 Jahre als Landmaschinenmechaniker gearbeitet und ist dann zunächst Abgeordneter im Bundestag geworden, später dann NRW-Minister. Man kann sagen, es ist was aus ihm geworden.
Laumann erklärt beim Fachkräftekongress der Regionalagentur Region Köln im Schloss Morsbroich, dass es eigentlich immer Probleme in seinem Bereich, der Arbeitsmarktpolitik, gegeben habe. Bis vor ein paar Jahren habe man sich mit der Massen- und der Jugendarbeitslosigkeit herumgeschlagen müssen, heute müsse er sich mit dem Fachkräftemangel beschäftigen, der gewissermaßen die Wirtschaft ernsthaft bedroht. Deshalb gibt es die Fachkräfteoffensive NRW vom Ministerium, die am Donnerstag im Schloss Morsbroich mit dem Kongress Station machte.
Leverkusen: Laumann blickt in besorgte Gesichter
Die Massenarbeitslosigkeit war ein soziales Problem, mit dem der Einzelne zurechtkommen musste; Industrie und Handwerk konnten im Gegensatz zu heute aus dem vollen Arbeitnehmer-Angebot schöpfen. Laumann blickt bei seiner Rede in besorgte Gesichter von Teilnehmern auf dem Kongress, die teils aus der Wirtschaft, aber auch aus Verbänden und Behörden kommen. Aber er sagt: „Heute ist die bessere Zeit.“
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Laumann kommt aus dem katholischen Gewerkschafts- und Arbeitnehmerkreis der CDU und hat anscheinend den Einzelnen im Blick. Von 700.000 Arbeitslosen in Nordrhein-Westfalen seien 400.000 ohne Berufsabschluss. Es gibt Lösungsideen: Viele arbeitslose Jugendliche ohne Ausbildung gehen auf Kollegschulen und Berufsschulen. Falls sie ohne Abschluss bleiben, drohen sie, dauerhaft sozial abzudriften oder gar schlimmeres. Sie werden dringend als ausgebildete Mitarbeiter in der Wirtschaft gebraucht, deshalb fordert Laumann in seiner Rede mehr als nur einmal eindringlich: „Wir müssen das schaffen, dass die in Ausbildung kommen.“
Fachkräftemangel hat eine gesellschaftliche Dimension
30.000 orientierungs- und arbeitslose Jugendliche gehen in Nordrhein-Westfalen derzeit in Berufsschulen und Berufskollegs, sie sind also potenziell erreichbar. Deshalb sollen dort demnächst neue Verbindungsleute eingestellt werden, die sich mit unentschlossenen oder ratlosen Jugendlichen beschäftigen und mit ihnen Wege erarbeiten, wie das klappen kann. Laumann hat es eilig. „Unser Ziel ist: Die Leute sollen im nächsten August eine Lehre anfangen. Wir werden nicht alle erreichen, aber viele.“
Das Problem habe auch eine gesellschaftliche Dimension, weil die Menschen ohne Arbeit abgehängt seien, sagt Laumann, letztlich sei Integration der Schlüssel, egal ob von Menschen mit Behinderung oder solchen mit einer Migrationsgeschichte.
In der anschließenden Diskussion und in Arbeitskreisen wurden weitere Lösungsideen vermittelt. Um an die Jugendlichen zu kommen, muss man in Social-Media-Kanälen auftauchen, da hat sich nichts geändert. Der Wirtschaftspädagoge Karl-Heinz Gerholz von der Uni Bamberg riet dazu, zu berücksichtigen, dass die Aufmerksamkeitsspanne bei heutigen Jugendlichen kürzer sei als früher. Nur wenige Minuten. Er führte ein kurzes Tiktok-Video vor, in dem ein Pflege-Auto herumfährt. Eigentlich ohne Inhalt, aber die Caritas im sauerländischen Meschede habe damit bei der „Generation Z“ Aufsehen erregt.