Wenn die Megastelze gebaut wird, droht der SC Leverkusen seine Heimat zu verlieren. 85 Prozent der Kinder im Verein haben Migrationshintergrund.
SaisoneröffnungSC Leverkusen baut Jugend aus und bangt um seinen Sportplatz
Es wimmelt von kleinen und großen Menschen in leuchtend grünen Trikots. Kein Wunder, 430 Kinder trainieren aktuell beim SC Leverkusen und es scheint, als seien ungefähr alle inklusive ihrer Familien zur Saisoneröffnung auf dem Vereinsgelände an der Tannenbergstraße gekommen.
Auf der Bühne stellt der Vorsitzende Rolf Schiefer alle Mannschaften einzeln vor, das dauert bei 23 Jugend- und zwei Seniorenmannschaften. Aber vor allem die Kleinen freuen sich, auf die Bühne gerufen zu werden und sich ihren Applaus abzuholen. „Ich war ein bisschen aufgeregt, als ich meinen Namen in das Mikrofon sagen sollte“, sagt Noah. Dann war der Siebenjährige aber stolz, dass er es geschafft hat, und geht mit einem Mannschaftskollegen an der Hand von der Bühne. Teambuilding ohne Ball.
„Wir haben hier auch eine besondere soziale Verantwortung“, sagt Schiefer. Rund 85 Prozent der Kinder haben Migrationshintergrund. Der Fußballverein ist für sie eine wichtige soziale Anlaufstelle. Sogar einen „Fußballkindergarten“ für Kinder ab Jahrgang 2020 hat der Verein kürzlich eingerichtet. Besonders vor diesem Hintergrund ist Schiefer sauer darüber, dass er keine Informationen hat, wie es mit dem Vereinsgelände des SC Leverkusen in der Zukunft weiter geht.
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Denn das Damoklesschwert Autobahnausbau und Megastelze schwebt auch über der Tannenbergstraße. Zwar wäre das Vereinsgelände nicht direkt vom Ausbau betroffen. Es werden aber immer mehr Gerüchte laut, dass der große Nachbar von Bayer 04 das Gelände beanspruchen könnte, wenn anderes Areal der Autobahn zum Opfer fällt.
„Ich habe keine offiziellen Auskünfte, wie es mit unserem Verein weitergeht, wenn die Stelze ausgebaut wird“, klagt Schiefer. Hellhörig ist er geworden, als plötzlich die Umlage für den Ausbau von Kunstrasenplätzen, in die jeder Verein einzahlt, plötzlich blockiert wurde. „Da macht man sich natürlich so seine Gedanken.“ Vor allem ärgert ihn, dass er bislang nicht mit einbezogen wurde. „Wir leisten hier ganz wichtige Arbeit und wir wollen gerne an diesem Ort bleiben.“
Oberbürgermeister kommt zu Besuch
Gefreut hat ihn, dass dann auch Oberbürgermeister Uwe Richrath zur Saisoneröffnung erschien. „Er hat unsere hervorragende Arbeit gelobt und wir haben auch über die Zukunft gesprochen“, sagt Schiefer. Den genauen Inhalt möchte er nicht weitergeben.
Autobahn hin, Profifußball her, auch für den SC Leverkusen müsse eine gute Lösung gefunden werden. „Ansonsten stehe ich dann nächstes Jahr mit den ganzen Kindern vorm Rathaus“, droht Schiefer. „Es geht hier ja nicht um mich, sondern um die Arbeit, die wir leisten.“ Und vor allem, um die Kinder.